Beim Thema "Rolle der Frau" hat die Geistkraft durch die Aula der Weltsynode geweht

„Es gab starke Momente“

Weltsynoden-Teilnehmer loben neue Atmosphäre in Rom

Thematisch haben sie Schweigen gelobt. Aber wie sie die Weltsynode empfunden haben, darüber erzählten die Schweizer Synoden-Teilnehmerin Helena Jeppesen-Spuhler und der Beobachter und Mitglied des Bundesteams von „Wir sind Kirche“ Christian Weisner in der Pallotti-Kirche. Die Veranstaltung, die das Pastoraltheologische Institut (PthI) der Pallottiner zusammen mit dem Katholischen Deutschen Frauenbund organisiert hat, hatte den Titel „Und wir bewegen sie doch“. Und in derTat berichteten die Gäste, dass in Rom ein neuer bewegender Wind wehe.

„Die Tatsache, dass Sie alle hier sind, zeigt, dass Sie die Kirche mitbewegen wollen“, stellte PthI-Leiter Pater Christoph Lentz zu Beginn erfreut fest. Und er versprach, dass er noch öfter solche Formate in der Pallotti-Kirche anbieten wolle, so dass dort sozusagen „kleine Synoden“ zusammenkommen können. Auch Mitveranstalterin Sabine Slawik, stellvertretende Landesvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes, betonte, dass man hier miteinander auf dem Weg sei.

Weniger um das Was als vielmehr um das Wie ging es anschließend in den Statements von Helena Jeppesen Spuhler und Christian Weisner. Wie sich in unterschiedlichen Erdteilen unterschiedliche Themen entwickeln, hat Helena Jeppesen-Spuhler beispielsweise schon vor der Amazonien-Synode erlebt, die sie als Vertreterin von „Fastenaktion“, einer Schweizer Organisation der internationalen Zusammenarbeit, begleitet hat. „Ich habe damals verstanden, dass die Kirche in Amazonien anders tickt als bei uns“, sagte sie. Folgerichtig sei die Weltsynode nicht mehr europäisch dominiert, sondern eine Synode der ganzen Welt.

Kirche nicht mehr auf der Höhe der Zeit

Die Notwendigkeit der Weltsynode sieht sie darin, dass die Kirche nicht mehr „auf der Höhe der Zeit sei und deshalb die Menschen befragen müsse, was sie von ihr halten“. Und so werden die Themen aus den Dekanaten, den Diözesen und den Kontinentalversammlungen in die weltweite Synode eingespeist. Dass diesmal auch Frauen wie sie stimmberechtigt teilnehmen, das werde allein schon Veränderungen in der Gesprächskultur bringen, glaubt sie und erzählte eine Anekdote von der Schweizer Garde. Diese wollte sie zunächst mit der Bemerkung, „Medien haben hier keinen Zutritt“ nicht einlassen, weil sie sonst nur Bischöfe bei Synoden erleben. Und jetzt seien „54 wunderbare Frauen, die hart gearbeitet haben“, dabei gewesen.

Helena Jeppesen Spuhler
Christian Weisner

Geistkraft wehte durch die Aula

Inhaltlich dürfe nichts nach außen dringen, betonte Helena Jeppesen-Spuhler erneut, aber: „Was ich sagen kann: Es gab starke Momente zum Beispiel zur Rolle der Frau. Da hat die Geistkraft durch die Aula geweht.“ Allerdings spiegele sich dies nicht im Abschlussdokument, räumte Helena Jeppesen-Spuhler ein.

Sie ist aber überzeugt, dass die Themen „Rolle der Frau“, „Struktur der Entscheidungsfindungen in der Kirche“ und auch das Thema „Queere Menschen“ auf dem Tisch liegen, auch wenn es zu letzterem vermutlich keine weltweite Einigung geben werde. „Das müsse dann regional gelöst werden“, sagte sie und betonte: „Dass aber Laien jetzt mitreden, das kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Synode ist wie Altstadtsanierung

Aus einer ganz pragmatischen Sicht beurteilte Christian Weisner, im Bundesteam der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“, die römische Synode. Als Stadtplaner von Beruf verglich er die Umgestaltung der Kirche mit dem Auftrag, die Altstadt von Augsburg zu sanieren. „Das würde auch Jahrzehnte dauern. Von daher verstehe ich Papst Franziskus“, sagte er.

Ähnlich sei es mit dem Kirchenvolksbegehren von 1995. Dessen Themen seien erst 2018 durch die MHG-Studie auf den Tisch gekommen. Und obwohl der Synodale Weg in Deutschland von Rom als deutscher Sonderweg kritisiert wurde, sei jetzt klar: „Das sind keine Luxus-Themen, sondern wichtige strukturelle Fragen, damit das Christentum die Menschen von heute erreicht.“

Angesichts der Stillschweige-Vereinbarung meinte Christian Weisner, es sei gut gewesen, den Synodalen einen geschützten Raum zu bieten. Jetzt gehe es aber darum, den Beteiligungsprozess auch in den Diözesen fortzuführen, sich zu informieren und den Begriff der Synodalität, den Franziskus aus dem II. Vatikanischen Konzil neu entdeckt hat, mit Leben zu füllen. Positiv erlebte er auch als Aktivist, dass Protestaktionen und Veranstaltungen außerhalb des Vatikans zum Beispiel zum Thema sexuelle Gewalt wahrgenommen worden seien.

„Wir können nicht über die Zukunft reden, ohne junge Menschen einzubeziehen.“

Christian Weisner legt dabei vor allem darauf Wert, den Blick auf die Welt nicht zu verlieren. „Die Welt brennt an allen Ecken durch Terror und Krieg, da können wir es uns nicht leisten, die Zugehörigkeit zur Kirche am richtigen Sexualverhalten festzumachen“, sagte er. Christen hätten eine gemeinsame Taufe und eine gemeinsame Hoffnung als Basis der Zusammengehörigkeit.

Eine Hoffnung hatte auch Helena Jeppesen, nämlich dass im nächsten Jahr mehr junge Menschen an der Synode teilnehmen als bisher. „Denn wir können nicht über die Zukunft reden, ohne junge Menschen einzubeziehen.“

Der Bericht von der Weltsynode fand interessierte Zuhörerinnen

Beitrag & Bilder: Alexander Schweda

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