Schulbildung war Franz Bocklers Lebenselixier

In Yaounde Bibliothek der Pallottiner aufgebaut

Ehemalige Schülerinnen und Schüler, die Pallottiner und sein Freundeskreis trauern um Franz Bockler, der im Alter von 95 Jahren gestorben ist. Er war ein Gymnasiallehrer der alten Schule, der sich bis ins hohe Alter um die Bildung der ihm anvertrauten Menschen verdient gemacht hat. Dafür war der Lehrer aus Passion in der hiesigen Region, so auch in Kamerun im Einsatz.

Franz Bockler erblickte am 23. Mai 1927 in Zollhaus im Rhein-Lahn-Kreis das Licht der Welt. Er war erst 17 Jahre alt, als seine ganze Diezer Realschulklasse als Flakhelfer nach Rüsselsheim in den Krieg eingezogen wurde. Bei einem Bombenangriff verlor er seinen linken Arm. Im Lazarett in Bad Schwalbach erteilte ihm ein Sanitätssoldat den ersten Lateinunterricht. Ohne es zu ahnen, legte dieser Pfleger, der im Zivilleben Professor war, die Grundlage für die Zukunft des schwer Verwundeten, der nach seiner Rückkehr am Limburger Gymnasium sein Abitur nachholte.

1948 begann Bockler an der Universität Mainz sein Lehramtsstudium in den Fächern Deutsch, Geschichte und katholische Religion. Das Referendariat absolvierte er an der ihm vertrauten Tilemannschule. Seine Familie war in den fünfziger Jahren von Zollhaus in das Haus Gartenstraße/Ecke Nassauer Straße umgezogen, ganz in die Nähe der Pfarrkirche St. Marien und der Pallottiner. 1956 lernte der junge Lehrer seine spätere Frau Hedwig kennen, die aus Cloppenburg stammte und in der Nachbarschaft zu Besuch war. Aus der 1959 geschlossenen Ehe gingen vier Kinder hervor.

Deutschunterricht im Bischof-Vieter-Kolleg

Die Nähe zum Pallottiner-Missionshaus veranlasste den Lehrer, nachmittags den Schülern des dortigen Bischof-Vieter-Kollegs Deutschunterricht zu erteilen. Das Kolleg bestand von 1946 bis 1972 und ermöglichte so genannten Spätberufenen den Weg zum Abitur und zum Priestertum. „Es zog mich wieder zurück in meine alte Heimat“, wie Bockler einmal sagte, als er an das Sophie-Hedwig-Gymnasium nach Diez wechselte und dort bis 1986 zwei Jahrzehnte unterrichtete, seit 1971 als pädagogischer Leiter der Orientierungsstufe.

Der gläubige Katholik setzte sich in seiner Freizeit für die in den fünfziger Jahren gegründete ökumenische Laienbewegung „Aktion 365“ ein. Der Deutsch-Kamerunische-Freundeskreis unterstütze mit seiner Hilfe die Ausstattung einer Schreinerwerkstatt mitsamt ihren Ausbildungsplätzen in dem afrikanischen Land.

Aufbau einer wissenschaftlichen Bibliothek in Kamerun

Hatte sich Franz Bockler zeitlebens mit seiner Kriegsverletzung arrangiert, so reifte in ihm nach dem schmerzhaften frühen Tod seiner Frau wie auch des ältesten Sohnes ein wegweisender Entschluss. Er ging 1991 nach Kamerun, um Pallottiner-Studenten in der deutschen Sprache zu unterrichten. Doch sein Aufenthalt gestaltete sich anders. Er übernahm in dem neugeründeten Philosophischen Institut „St. Josef Moukassa“, das die Pallottiner mit drei anderen Orden in Yaoundé bis heute betreiben, den Aufbau der wissenschaftlichen Bibliothek.

In mühsamer Kleinarbeit registrierte der Limburger 4.000 Veröffentlichungen, deren Grundbestand aus einer Auflösung einer Ordenshochschule im französischsprachigen Teil Kanadas stammte. Eine mühsame Arbeit, damals ohne Computer, die sich bis 1997 hinzog und ihn insgesamt zweieinhalb Jahre in Yaoundé beschäftigte.

Franz Bockler war eine aufgeschlossene, den Mitmenschen zugewandte Persönlichkeit, die bis ins hohe Alter Kontakte zu seinen ehemaligen Studenten pflegte, die er im Missionshaus besuchte und die bei ihm Zuhause ein und ausgingen. Noch mit über 90 Jahren stellte er seine beruflichen Kenntnisse in den Dienst der Pallottiner, wenn sie aus fernen Ländern in der Domstadt weilten und sich in der deutschen Sprache übten.

Trauer um Franz Bockler
Franz Bockler auf Stadtbummel mit afrikanischen Gästen in der Domstadt.

Text & Bilder: Dieter Fluck

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