Im Gedenken
Prof. Pater Dr. Bernhard Neumann SAC
In den frühen Stunden des 19. November 2018 verstarb im Missionshaus in Limburg unser Mitbruder Prof. P. Dr. Bernhard Neumann SAC. Er wurde 90 Jahre alt, war 68 Jahre Pallottiner und fast 65 Jahre Priester.
Bernhard Neumann wird am 29. Oktober 1928 als Sohn des Sattlers und Tapezierers Josef Neumann und seiner Ehefrau Anna, geb. Heidrich, in Seitendorf (Kreis Frankenstein, Schlesien) geboren. Er ist das vierte von neun Kindern der vom katholischen Glauben tief geprägten Familie. Ab April 1935 besucht er die Volksschule. Das Lernen fällt ihm nicht schwer und macht ihm Spaß. Dem erst Siebenjährigen ist es eine große Freude, als Ministrant bei der Heiligen Messe am Altar zu dienen. In ihm wächst eine tiefe Liebe zur Liturgie der Kirche, die er Zeit seines Lebens pflegen wird. Zudem ist Bernhard sehr musikalisch; er lernt das Geigen-, Blockflöten- und Orgelspielen. Im April 1939 beginnt er – ermutigt durch den Kamerunmissionar P. Bernhard Sasse – seine Ausbildung am Vinzenz-Pallotti-Kolleg in Katscher/Oberschlesien, das von den Nazis 1940 geschlossen wird. So wechselt er an die Städtische Oberschule in Frankenstein und lebt im dortigen Missionshaus, dann im Konvikt der Pallottiner. 1944 wird er für ein knappes Jahr als Luftwaffenhelfer in Breslau und Leipzig eingezogen. Die Erfahrungen des Krieges und schließlich der Verlust seiner schlesischen Heimat beschäftigen Bernhard, zehren an seiner Gesundheit. Doch ist es auch sein sehnlicher Wunsch, weiter zu studieren und seinem Ziel näher zu kommen: Priester zu werden in der Gemeinschaft Vinzenz Pallottis. Sein jüngerer Bruder Georg wird ihm darin einige Jahre später folgen. Pater Ebel, so merkt Bernhard Neumann an, habe ihm in Frankenstein kurz nach Ende des Krieges ein „Wort der Berufung“ gesagt: „Hau doch ab nach dem Westen“. Am städtischen Realgymnasium zu Limburg kann Bernhard im Herbst 1946 das Abitur machen und sein Noviziat und die philosophischen Studien in Olpe/Westfalen beginnen. Besonders das Studium erfüllt den Frater mit großer Freude; krankheitsbedingt muss er es jedoch zwischen März 1948 und März 1950 unterbrechen. Seine erste Profess kann er am 24. September 1950 in Rom ablegen, die ewige genau drei Jahre später in Vallendar. Inzwischen hat Frater Neumann fleißig und gründlich sein Theologiestudium betrieben, zunächst an der Theologischen Hochschule Vallendar, dann in Rom, wohin die Oberen den wissenschaftlich interessierten und begabten jungen Mitbruder entsandt hatten. Hier wird er am 14. Februar 1954 durch den in China tätigen italienischen Missionsbischof Gaetano Mignani zum Priester geweiht. Groß ist die Freude, als der Neupriester eine Woche später die Primiz feiern kann – mit seiner Familie und der Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt in Meschede, wo die Neumanns inzwischen eine neue Heimat gefunden hatten. Im Juni 1955 erlangt der junge Pallottinerpater in Rom das theologische Lizentiat, am 10. April 1957 erfolgt die Promotion zum Doktor der Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana.
Nach Vallendar zurückgekehrt wird P. Neumann nun für sieben Jahre Dogmatik-Dozent an der Pallottiner-Hochschule. Nach zusätzlichen Studien in Marburg übernimmt er ab 1965 das Fach Religionswissenschaft bzw. vergleichende Religionsgeschichte. Als Professor hält er drei Jahrzehnte lang Vorlesungen, die die Studenten in die Welt der anderen Religionen einführen. Doch nicht nur in Vallendar ist P. Neumann in dieser Zeit tätig.
Auf Bitte des Paderborner Erzbischofs Kardinal Jaeger wird er ab Juni 1967 als Generalsekretär in die Zentrale des Bonifatiuswerkes berufen. Zu seiner Arbeit in der „Akademischen Bonifatius-Einigung“ kommt auch die Schriftleitung der Zeitschrift „Lebendiges Zeugnis“, die er mehr als 26 Jahre lang innehat. Wie es seiner akkuraten Art entspricht, hat P. Neumann selbst kürzlich zu seinem 90. Geburtstag diese Tätigkeit beziffert: „100 Themenhefte mit ca. 10.000 Seiten“. Während seinen Jahren im Bonifatiuswerk – Generalsekretär bleibt er bis Ende 1984 – ist er als Referent viel in Priesterseminaren, auf Vortragsreisen und verschiedenen Konferenzen unterwegs. Die Akademiker- und Hochschulseelsorge ist ihm zudem ein wichtiges Anliegen. An der Gemeinsamen Synode der Bistümer in Würzburg (1972-75) wirkt er als Berater mit; von 1978 bis 1996 ist er Mitglied bzw. Berater im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken. Als „Hobby“ übernimmt er die Leitung zahlreicher Pilger- und Studienfahrten. Dass P. Neumann nicht nur auf Wissenschaft spezialisiert ist, zeigt sich in den Jahren ab Herbst 1985. In dieser Zeit wird der Professor auch Gemeindeseelsorger im Hochsauerland und wirkt mit Herzblut in Oberhenneborn und als Aushilfe in Altenilpe-Sellinghausen. Als Professor wird er schließlich im Juli 1996 emeritiert; am Ende desselben Jahres nimmt er unter großem Dank des Erzbistums Paderborn und der Menschen vor Ort Abschied aus dem Hochsauerland und kehrt ganz in die Pallottinergemeinschaft an der PTHV zurück. Hier wirkt er weiterhin bei den zahlreichen Diensten im Haus, bei Aushilfen in umliegenden Pfarreien und Schwesterngemeinschaften sowie in der Beichtseelsorge mit, soweit es seine Kräfte zulassen.
Altersbedingt wechselt P. Neumann im Juli dieses Jahres in die Hausgemeinschaft des Missionshauses Limburg, wo sein Lebensweg nun in Frieden zu Ende gegangen ist.
Unsere Gemeinschaft ist P. Bernhard Neumann für sein Lebenszeugnis als Pallottiner, Professor und Priester zutiefst dankbar. Seine Liebe zur Liturgie der Kirche und zur Wissenschaft, seine Verlässlichkeit und sein vielseitiges Wirken zeigen ihn als einen von innigem Vertrauen erfüllten Verkünder Gottes. P. Neumann war es wichtig, Zeuge zu sein für die Wahrheit und Schönheit des christlichen Glaubens, ohne die Schätze anderer Religionen zu missachten. Im Glauben an das neue Leben und das unvergängliche Glück in Gott nehmen wir Abschied von unserem Mitbruder. Wir empfehlen P. Neumann in Gottes Hände, dessen Taten er als Priester gefeiert und verkündet hat.
Wir feiern die Eucharistie im Gedenken an Prof. P. Dr. Bernhard Neumann SAC am Freitag, dem 23. November 2018, um 10.30 Uhr in der Pallottinerkirche St. Marien zu Limburg, Wiesbadener Straße 1. Anschließend geleiten wir den Verstorbenen auf den Friedhof der Gemeinschaft zu seinem Grab.
spg
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