Im Gedenken

Pater Vinzenz Vollmer SAC

In den frühen Morgenstunden des 3. Januar 2020 verstarb auf der Seniorenstation des St. Vinzenz-Pallotti-Hauses in Immenstaad-Hersberg unser Mitbruder Pater Vinzenz Vollmer SAC im Alter von 85 Jahren, im 63. Profess- und 59. Priesterjahr.

„Im stillen Schwarzwaldtale in Langenbach erblickte ich, Vinzenz Vollmer, am 6. April 1934 das Licht der Welt.“ So beginnt Vinzenz die Übersicht über seinen Lebenslauf, als er sich mit 16 Jahren um die Aufnahme in das Spätberufenenseminar St. Josef der Pallottiner in Immenstaad-Hersberg bewirbt. Humorvoll pflegte er später einzuschränken: „… soweit man im Schatten der hohen und dunklen Tannen auf meinem elterlichen Waidelehof überhaupt vom Licht der Welt sprechen kann.“ Zwei Tage nach seiner Geburt wurde er in der Pfarrkirche zu Wolfach als viertes von neun Kindern des Landwirts Vinzenz Vollmer und dessen Ehegattin Johanna, geb. Springmann, getauft. Ab Ostern 1940 besuchte er die Volksschule zu Langenbach. Wegen des frühen und äußerst schmerzlichen Todes seines Vaters an Weihnachten 1944 war nach seiner Schulentlassung 1948 seine Hilfe im elterlichen Betrieb dringend notwendig. Obwohl er damals schon den Wunsch hatte, Priester zu werden, musste er noch bis 1950 warten, bis er im Seminar Hersberg das Gymnasialstudium beginnen konnte. Nach dem Abitur trat er am 1. Mai 1955 in das Noviziat der Pallottiner in Untermerzbach bei Bamberg ein, wo er zwei Jahre später die erste Profess ablegte. An der dortigen Hochschule studierte er von 1956 bis 1958 Philosophie und anschließend Theologie in Vallendar-Schönstatt. In der ewigen Profess am 1. Mai 1960 band er sich endgültig an die Gemeinschaft der Pallottiner. Am 26. März 1961 wurde er in der Kapelle der Theologischen Hochschule in Vallendar durch Bischof Otto Raible SAC zum Diakon geweiht und am 16. Juli 1961 durch Bischof Dr. Joseph Freundorfer im Hohen Dom zu Augsburg zum Priester. Nach dem Abschluss seiner theologischen Studien besuchte er den Pastoralkurs am Pastoraltheologischen Institut in Friedberg, an den der Seelsorgseinsatz in der Pfarrei St. Simpert in Augsburg angebunden war. Dort wurde schon seine Fähigkeit gerühmt, schnell mit Menschen in Kontakt zu kommen.

Als P. Vollmer im Januar 1963 mit zahlreichen Pilgern zur Heiligsprechung Pallottis nach Rom fuhr, verbreitete sich im Zug unter den mitfahrenden Schülern des Hersbergs schnell das Gerücht, dass P. Vollmer als ihr künftiger Spiritual vorgesehen sei. Groß war die Freude, als sich dies bald bestätigte. Mit großem Geschick und Charme versuchte der junge Pater, in der Haus- wie Schülergemeinschaft den neuen Gegebenheiten der Zeit Rechnung zu tragen, voll im Einklang mit dem 2. Vatikanischen Konzil. Diese Linie setzte er fort, als er 1969 zum Rektor des Hersbergs ernannt wurde, zumal er schon die Jahre zuvor die Geschicke des Hauses mit Internat und Schule maßgeblich mitgestaltet hat. Dazu zählten auch der große Um- und Neubau und die neue Hauskapelle, die 1968 benediziert wurde. Auch außerhalb des Hauses versuchte P. Vollmer, im Geist Pallottis zu wirken, so besonders in der Stephanus-Gemeinde Oberschwaben oder in der von ihm gegründeten Campingseelsorge am Bodensee. Unter den Schülern konnte er sein Geschick als Fotograf, Elektriker und Tontechniker einbringen, was manchen faszinierte und zum Mittun anregte. Ab 1970 wirkte er zusätzlich als Provinzrat in der süddeutschen Pallottinerprovinz.

1978 eröffnete sich für P. Vollmer ein neues Wirkungsfeld, als er zum Rektor des St. Paulusheimes in Bruchsal ernannt wurde, unter Beibehaltung seiner Aufgaben als Provinzrat, für drei Jahre auch als Vizeprovinzial. Auch hier wirkte er in eine breite Öffentlichkeit hinein. So wurde er 1988 als Vertreter der Ordenspriester in den Priesterrat des Erzbistums Freiburg gewählt. Dieser entsandte ihn in den gemeinsamen Priesterrat aller Diözesen der Bundesrepublik Deutschland. Am Ende seiner zwölfjährigen Amtszeit als Rektor 1990, ermöglicht durch eine außergewöhnliche „lex Vollmer“, war deutlich zu spüren: Das war eine Ära.
Ähnliches zeigte sich, als P. Vollmer dann in die altehrwürdige Niederlassung St. Josef am Münsterplatz in Konstanz umzog. Im nahen Münster und der dazugehörenden Pfarrei wirkte er als ständiger Seelsorger, ebenso im Vinzentius-Krankenhaus, ab 1996 auch offiziell in der Pfarrei St. Stephan, im Begräbnisdienst, bei Schwesterngemeinschaften der Umgebung und als Polizeiseelsorger. Mit großem historischem Sachverstand pflegte er das traditionsreiche Haus St. Josef (vermutlich aus dem 12. Jahrhundert), in dem er sich für viele als ein gastfreundlicher Hausvater erwies. Durch seine humorvolle gesellige Art und sein Geschick als „Netzworker“ war er auch im Rotary-Club Konstanz-Rheintor ein wertvoller und geschätzter Freund und Inspirator.

Als P. Vollmer im Mai 2017 aus Alters- und Gesundheitsgründen in die Seniorenstation St. Vinzenz Pallotti auf dem Hersberg überwechselte, mutete das wieder wie das Ende einer Ära an. Auch diesmal nahm er seine Menschenfreundlichkeit mit. Seine vielen Beziehungsnetze blieben weiterhin ein Segen für viele Menschen und auch für ihn. Er sah sich nie als „Einzelkämpfer“. Die Gemeinschaft der Pallottiner betrachtete er immer als einen guten Platz für sein Wirken, auch im Wissen, dass da oft selbstloser Dienst gefragt ist. Wie eine Aufforderung an alle, die ihm begegnet sind, mutet sein Wort an, das er 1991 in einem Beitrag für die Zeitschrift „Katholisches Apostolat“ geschrieben hat: „Kümmert euch im Namen Gottes darum, dass alle sich umeinander kümmern!“

Das Requiem feiern wir am 13. Januar 2020 um 13:00 Uhr in der Hauskirche von St. Josef Hersberg. Im Anschluss daran findet die Beisetzung auf dem Friedhof unserer Gemeinschaft statt.

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