Im Gedenken

Pater Ulrich Scherer SAC

Am 6. Juli 2022 verstarb in Vallendar/Rh. in der Gemeinschaft der Mitbrüder mit 60 Lebens-, 37 Profess- und 31 Priesterjahren unser Mitbruder Pater Ulrich Scherer. Er leitete zuletzt nicht nur das Pallotti-Institut, sondern war Präsident der Unio. Das Amt hatte er kurz vor seinem Tod an Pater Edward Fröhling übergeben.

Ulrich Scherer wurde am 7. November 1961 als zweites Kind des kaufmännischen Angestellten Rolf Scherer und seiner Ehefrau Christa, geb. Stenzel, in Duisburg geboren. 1964 zog die Familie nach Mülheim/Ruhr um. Hier besuchte er ab 1968 die Grundschule und wechselte 1972 zur Gesamtschule, wo er 1981 das Abitur ablegte.

Schon früh wurde seine musikalische Begabung erkannt. So erhielt er an der Jugendmusikschule der Stadt Mülheim Gitarren- und Klavierunterricht. Kein Wunder, dass er zunächst Musiklehrer werden wollte. Doch dafür reichten seine damaligen Vorkenntnisse nicht aus. Er suchte nach einer Alternative und begann an der Universität Essen das Geschichtsstudium für das Lehramt und bald darauf ebenfalls für das Lehramt das Theologiestudium an der Universität Duisburg.

Viele vertrauensvolle Gespräche mit den Kaplänen in seiner pallottinisch geprägten Mülheimer Heimatpfarrei „Christ-König“ und nicht zuletzt das Theologiestudium gaben ihm neue Impulse für seinen Weg mit Gott. So vermerkt er in seinem Lebenslauf anlässlich seiner Bewerbung um Aufnahme in die Gemeinschaft der Pallottiner: „Mit der Zeit wurde mir klar, dass der Sinn des Lebens nicht darin liegen kann, immer mehr Reichtümer anzusammeln, sondern das Evangelium zu leben.“

Am 3. Oktober 1983 trat er in das Noviziat der Pallottiner in Untermerzbach bei Bamberg ein, wo am 4. Dezember 1983 die Einkleidung erfolgte und am 6. Oktober 1985 die erste Profess. In Untermerzbach studierte er an der dortigen Hochschule Philosophie, ab Oktober 1985 an der Theologischen Hochschule Vallendar Theologie. Das Thema seiner Diplomarbeit 1990 lässt schon sein späteres Forschungsinteresse zur pallottinischen Ursprungsgeschichte erkennen: „Die Coenaculums-Idee bei Vinzenz Pallotti“. Am 28. Oktober 1990 erhielt er durch den em. BischofJohannes Rosner SAC von Queenstown (Südafrika) die Diakonenweihe und am 15. Juni 1991 in der Pfarrkirche Vallendar die Priesterweihe durch den Trierer Weihbischof Alfred Kleinermeilert.

Seine ersten Seelsorgserfahrungen sammelte P. Scherer anschließend am Pastoraltheologischen Institut in Friedberg während seines Einsatzes in der Augsburger Pfarrei St. Konrad. 1997 begann er das Studium der Spiritualität an der Universität Gregoriana in Rom mit der besonderen Berücksichtigung der Vision Pallottis. Im Herbst 1999 erlangte er das Lizenziat mit der Gesamtnote „summa cum laude“. Voller Elan ging er an die digitale Erfassung der Pallotti-Schriften verbunden mit einer Synopse der „Opere Complete“, um so für sich und andere einen leichteren Zugang zu den Quellen zu verschaffen.

Anschließend begann er ein Promotionsstudium, doch bald zeigte sich ein Augenleiden, das anfänglich schon während des Noviziates bemerkt wurde. Bald kamen immer neue Aufgaben auf ihn zu, vor allem Übersetzungsarbeiten, und schließlich machte ihm immer mehr eine Immunschwäche im Lungenbereich zu schaffen.

Im Januar 2002 hat er seine Zelte im Rom abgebrochen und ist nach Vallendar gezogen. Doch was nach Rückzug aussah, erwies sich als neue Herausforderung. Schon im Oktober wurde er für ein Jahr mit der Aufgabe des Spirituals im Noviziat in Untermerzbach betraut. Damit begann für ihn eine Zeit der neuen Zuversicht. Er hat sich wieder an die Arbeit mit Pallotti-Texten gewagt, Übersetzungsarbeiten übernommen und auch den Dolmetscherdienst bei der Generalversammlung 2004. Nach seiner Rückkehr nach Vallendar wurde ihm das Amt des Spirituals der
Ausbildungskommunität an der Phil.-Theol. Hochschule übertragen. Nach seiner Entpflichtung als Spiritual 2010 erhielt er einen ständigen Lehrauftrag für das Fach „Theologie des Apostolates“ und wurde zugleich Leiter des neu errichteten Pallotti-Instituts der Hochschule. Dass Pallotti und die Vereinigung des Katholischen Apostolates (UNIO) einer immer größeren Öffentlichkeit bekannt werde, war eines seiner großen Anliegen. Dem sollte auch 2016 seine Wahl in das Zentralkomitee der deutschen Katholiken dienen.

Der UNIO galt nicht nur sein selbstloser Einsatz als Präsident des Deutschen Koordinationsrates, sondern vor allem auch seine wissenschaftliche Arbeit. Schon den Abschied von dieser Welt vor Augen ließ er es sich nicht nehmen, noch am jüngsten Treffen des Deutschen Koordinationsrates teilzunehmen und dessen Info-Stand beim Katholikentag in Stuttgart zu besuchen.

P. Scherer ging stets an seine Grenzen, mal aus neugieriger Lust, mal aus seinem Verantwortungsgefühl heraus, meist wegen seiner engen Verbundenheit mit Vinzenz Pallotti und seiner Idee vom gemeinsamen Apostolat. Pallottis Motto „sempre più“ (immer mehr) hatte er auf vielfache Weise verinnerlicht. Das zeigte sich schon in jungen Jahren, wenn er in übermütigem Ringkampf mit manchen Mitbrüdern seine Kräfte gemessen hat, wenn er später in Rekordzeit den Weg nach Santiago meistern wollte, das zeigte sich ebenso bei mancher Fastenkur oder der Bemessung seines Arbeitspensums, vor allem aber bei seinem unermüdlichen, kreativen und manchmal auch unkonventionellen apostolischen Einsatz. Mit großer Zähigkeit hat er seine Möglichkeiten ausgelotet, war aber auch bereit, immer wieder seine Grenzen anzuerkennen. Dabei führte ihn das Vertrauen auf den unendlich liebenden Gott.

Wir feiern die Eucharistie im Gedenken an P. Ulrich Scherer SAC am Mittwoch, dem 13. Juli 2022, um 10:30 Uhr in der Pallottinerkirche St. Marien zu Limburg, Wiesbadener Straße 1. Anschließend geleiten wir den Verstorbenen auf den Friedhof der Gemeinschaft zu seinem Grab. Ich bitte alle Mitbrüder, unseres Verstorbenen dankbar zu gedenken, wie es in den Provinzstatuten vorgesehen ist.

Friedberg, 07. Juli 2022

P. Helmut Scharler SAC
Provinzial

Priester, die konzelebrieren wollen, werden gebeten, Schultertuch, Albe und Stola mitzubringen. Anstelle zugedachter Kranzspenden erbitten wir im Sinne des Verstorbenen eine Spende für die missionarischen Aufgaben unserer Gemeinschaft. (Pallottiner KdöR, HypoVereinsbank Augsburg, IBAN DE75 7202 0070 0007 7054 17)

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