Im Gedenken

Pater Josef Schwind SAC

Drei Tage nach Vollendung seines 90. Lebensjahres ist unser Mitbruder Pater José Cornélius Schwind SAC aus Eisenbach (Unterfranken) unerwartet an den Folgen eines Herzinfarktes im brasilianischen Londrina verstorben. Mit seinem unerschütterlichen Gottvertrauen, seinem fröhlichen Lächeln auf dem Gesicht und seiner großen Liebe für die gesellschaftlich Benachteiligten, besonders die Kinder, war er ein echter Missionar: ein Zeuge für die frohe Botschaft des Evangeliums.

Josef Schwind wurde am 20. Mai 1932 als fünftes von sechs Kindern in einer einfachen, ärmlichen Bauernfamilie in Eisenbach geboren. Seine Kindheit war geprägt von Entbehrungen und der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs. Von den beiden älteren Brüdern, die an die Front gerufen wurden, kam einer nicht mehr zurück, der zweite verbrachte mehrere Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft. Für den täglichen Besuch des Gymnasiums in Aschaffenburg fuhr der kleine Josef jeden Tag mit dem Fahrrad nach Mömlingen zur damals noch existierenden Bahnlinie. Weil er meistens sehr knapp dran war, nahm ihm der Bahnhofsvorsteher schon das Fahrrad ab, damit der Junge noch den Zug erwischte.

Kontakt mit den Pallottinern

Über eine Volksmission kam Josef Schwind als Jugendlicher in Kontakt mit den Pallottinern, die sein Interesse am Priesterberuf weckten. Was er erst nach seiner Priesterweihe erfuhr: Nach der schweren Geburt hatte sich die Mutter aus Dankbarkeit schon bereit erklärt, ihren Sohn Gott zu schenken, wenn dies sein Wille sein sollte. Und sie hatte dem kleinen Josef schon früh ein Gebet beigebracht, das ihn sein ganzes Leben lang begleitete: „O mein Jesus führ mich hin, wo ich dir am liebsten bin.“

So begann er 1951 das Noviziat bei den Pallottinern, eine Zeit, die neben der spirituellen Schulung geprägt war von einer großen geistlichen Freundschaft und Brüderlichkeit mit den Mitbrüdern. Vor der Messe, in der er mit seinen Kurskollegen die ewigen Gelübde ablegte, sagte der Ausbildungsleiter: „Macht euch keine Sorgen! Jesus selbst hat einen Zöllner zum Apostel erwählt!“ Dieser Zuspruch half dem Pallottinerpater sein Leben lang, immer wieder neu anzufangen, wenn er an seine eigenen Grenzen gestoßen war. Zu ihrer Überraschung wurden die jungen Seminaristen bald darauf von ihren Vorgesetzten gefragt, ob sie Interesse hätten, als Missionare nach Brasilien zu gehen. Für Josef Schwind ging damit ein Traum in Erfüllung, und er sagte ohne Zögern zu. Im Jahr 1954 schiffte er sich von Genua aus nach Brasilien ein.
Nachdem er die Sprache gelernt und seine theologischen Studien vollendet hatte, wurde Josef Schwind 1957 in Jacarezinho, im brasilianischen Bundestaat Rio de Janeiro, zum Priester geweiht. In den ersten sechs Jahren war er als Kaplan in verschiedenen Pallottiner-Pfarreien im Süden Brasiliens tätig. Dann wurde er zum Erzieher und Spiritual im Knabenseminar der Pallottiner und schließlich zum Novizenmeister und Rektor des Priesterseminars in Londrina berufen, wo er die letzten sechs Monate gelebt hat und verstorben ist. 1981 wurde er nach Presidente Prudente im Nordwesten des Bundestaates Sao Paolo versetzt, wo er mit zwei kurzen Unterbrechungen bis November 2021 wirkte.

Botschafter der Barmherzigkeit Gottes

In der Wallfahrtskirche „Unsere Liebe Frau von Apareçida“ war der Beichtstuhl sein Lieblingsplatz. Die stets lange Schlange von Gläubigen, die bei ihm das Sakrament der Versöhnung empfangen wollten, machte deutlich, dass er ein hochgeschätzter Botschafter der Barmherzigkeit Gottes war.
Josef Schwind baute in der großen Seelsorgeeinheit insgesamt acht Basisgemeinden auf, indem er Gläubige und Mitarbeiter in der Seelsorge dazu anhielt, ihr alltägliches Leben am Wort Gottes auszurichten. Zugleich kümmerte er sich um ein ziemlich heruntergekommenes Jungen-Waisenhaus, das den Pallottinern anvertraut worden war. Mit der großzügigen Hilfe vieler Spender und Förderer aus seiner Heimat nahm er ein Projekt in Angriff, das zu einer Säule in der damals schon gut 100.000 Einwohner zählenden Stadt werden solle: den Aufbau eines Kinderdorfes.

Ein wichtiger Einschnitt im Leben von Josef Schwind war der 1. März 1988. Der Pater war im Fernreisebus auf dem Rückweg von Einkehrtagen, als er in der Heiligen Schrift den Satz las: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.“ (Joh 12,24) Wann wird wohl mein Todestag sein, fragte er sich, und wenige Minuten später war es fast soweit: Ein Holztransporter raste ungebremst in den Reisebus. Zehn Reisende kamen ums Leben, Josef Schwind überlebte schwerstverletzt. Nach insgesamt fünf Operationen, einer schweren Bauchfellentzündung, einer zerstörten Bauchspeicheldrüse und schweren Kopfverletzungen schwebte er wochenlang zwischen Leben und Tod. Das Leiden war oft zu schwer erträglich, dass er sich – wie er einmal gestand – das Ende des Lebens mehr wünschte als dessen Fortsetzung.
Als er langsam wieder zu Kräften kam, durfte er feststellen, dass seine Leiden fruchtbar geworden waren: Pater Josef Schwind bekam die Möglichkeit, täglich im Radio zu predigen, und auch das Kinderdorf konnte bald eingeweiht werden. Inzwischen hat sich das Projekt zu einem Sozialwerk entwickelt, das mit Kinderkrippen, Kindergärten, stationärer und häuslicher Betreuung über 700 bedürftige Kinder und ihre Familien betreut. Pädagogisches Prinzip dieser Einrichtung ist: „Aus Liebe, mit Liebe und zur Liebe erziehen.“

Kunst des Liebens

Liebe ist auch das zentrale Thema des seelsorgerlichen Einsatzes von Pater Josef Schwind gewesen. Die „Kunst des Liebens“, die er gepredigt hat, hat er immer auch selbst praktiziert. „Niemanden ausschließen!“ – „Immer selbst den ersten Schritt tun!“ – „Sich die Sichtweise des anderen zu eigen machen!“ – „An das Gute im Anderen glauben und darauf setzen!“: Das waren die Prinzipien, denen er folgte und die er zu vermitteln suchte.
Zu seinem 60. Priesterjubiläum im Jahr 2017 sagte er: „Ich bin froh und glücklich, dass ich Pallottiner geworden bin. Und wenn ich noch tausendmal geboren würde, würde ich mich wieder für diesen Weg entscheiden.“

Drei Tage vor seinem Tod, an seinem 90. Geburtstag, sagte er zu einem Verwandten aus Deutschland, der ihm gratulierte: „Ich bin einfach nur dankbar!“ In der Tat ist wenige Tage darauf ein ausgesprochen erfülltes Leben zu Ende gegangen. Und die Dankbarkeit, die Pater Josef Schwind am Ende seines Lebens empfand, wird ihm nun von unzähligen Menschen entgegengebracht, denen er Begleiter und Wegweiser war, ein Mann Gottes, ein glaubwürdiger Zeuge der Frohen Botschaft.

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