Im Gedenken

Pater Franz Baumann SAC

Am Abend des 11. Dezember 2020 verstarb in Limburg unser Mitbruder Pater Franz Baumann SAC im Alter von 88 Jahren, mit dreiundsechzig Profess- und neunundfünfzig Priesterjahren.

In der Nähe von Cloppenburg wurde Franz Baumann, als jüngstes Kind von Bernhard und Elisabeth Baumann, am 11. Juli 1932 geboren. Der Hof der Familie in Neumarkshausen prägte das Leben von Franz und seinen drei Brüdern. So gehörte die Arbeit im Stall und auf dem Feld von Anfang an zu seinem Leben. Obwohl das Gymnasium in Cloppenburg, das er nach der Volksschule besuchte, 20 Kilometer entfernt und eine lange Busfahrt nötig war, half er vorher und nachher auf dem Hof der Eltern. Die Schule schloss er 1951 mit der mittleren Reife ab.

Die Pallottiner kannte er über seinen Onkel P. Johannes Baumann. Von 1952 bis 1955 besuchte er in Limburg das Bischof-Vieter-Kolleg. Nach Abitur und Noviziat studierte er in Olpe und Vallendar bis 1958 Philosophie und Theologie. Ihm werden ein „reger Geist und lebhafter Charakter“ attestiert. Bald nach der Priesterweihe am 16. Juli 1961 durch Bischof Hippel von Oudsthoorn fiel die Entscheidung, dass er als Missionar nach Südafrika gehen sollte. Er selbst hatte geäußert, dass er nicht zufrieden sein könne, wenn er niemals in der Mission arbeiten dürfe.

1962 beginnt seine Zeit in Südafrika. Am Anfang wohl mit mehr Freiheit. Er lebt in Beaufort West und soll Englisch und Afrikaans bei P. Georg Kost lernen. Nebenher machte er den Flugschein. Das Flugzeug von P. Köble diente damals dazu, die noch weiten Entfernungen zu überbrücken und sicher auch das Land besser erkunden zu können. P. Baumann setzt sich hier schon durch und besteht darauf, einen „wirklichen“ Sprachkurs in George machen zu dürfen.

Ab 1967 leitet er die Missionspfarrei in Robertson/Swellendamp. Hier wird er mit der Apartheit konfrontiert, muss die eh schon schwierige Arbeit in der Diaspora noch verdreifachen, weil er immer zwischen Weißen, Coulored und Schwarzen unterscheiden muss. Um selbst wach zu bleiben, beginnt er, sich weiterzubilden. Er liest viele theologische Bücher, der Hl. Augustinus wird ihm zum Freund, und er entdeckt die Bibelwissenschaften für sich. An seinem Nachdenken lässt er die Menschen um sich teilhaben und gibt Kurse, Einkehrtage und Exerzitien für die Pallottinerinnen, Kommunionhelfer und auch Mitbrüder.

Als Pfarrer in Mossel Bay wirkt er ab 1973. Hier erleidet er während eines Telefongespräches mit einer befreundeten coulored Familie einen Schlaganfall. Die schnelle Reaktion dieser Familie rettet ihm das Leben. Nach Krankenhausaufenthalten in Mossel Bay und Kapstadt kommt er 1980 wegen Beeinträchtigungen an Arm und Bein nach Deutschland, um sich in Vallendar in der Neurologischen Klinik behandeln zu lassen. Schon im November 1980 fühlt er sich besser und erlebt es selbst als Durchbruch: „ich fühlte mich schon nicht mehr so un-baumännisch“ schreibt er an den Provinzial, nachdem er das erste Mal wieder die Messe mit Predigt halten konnte.
Hier zeigt sich sein starker Wille, der ihn wieder aufstehen lässt: Neben Gebet und guter medizinischer Versorgung schreibt er selbst die schnelle Besserung seiner eigenen Mitarbeit zu. Der Stock als Gehhilfe und die Angewiesenheit auf die Hilfe anderer werden ihn aber ein Leben lang begleiten.

Zurück in Südafrika wird er Rektor des Hauses und Leiter des Apostolic Training Centers in Step-A-Side bei George. Hier wird er bis zu seiner Rückkehr nach Deutschland 2014 bleiben. Von 1994 bis 2011 ist er Pfarrer in Pacaltsdorp in der Nähe von George. Den Menschen der Pfarrei St. Vinzenz Pallotti ist er ein guter Seelsorger, der mit seiner lebhaften Art begeistern kann.

Auch zu den Postulanten hat er einen engen Kontakt. Er ist als Beichtvater und auch für seine humorvolle Art beliebt. Wenn es wieder mal einen Konflikt unter den Jungen gab, kam P. Baumann gerne dazwischen mit dem immer gleichen Satz: „Gentlemen, it´s not the end of he world – be happy!“ (Das ist nun wirklich nicht das Ende der Welt – freut Euch!)

Schwer tat er sich damit, Verantwortung abzugeben. Von seiner Oldenburger Art mit einem gesunden Sturkopf ausgestattet, regelte er die Sachen gerne selbst und tat er sich nicht leicht, wieder etwas aus der Hand zu geben.

Auch ohne Führerschein fuhr er noch jahrelang Auto – der alte deutsche Pater war bei der Polizei in George wohlbekannt!

Der Abschied aus Südafrika fiel ihm sehr schwer. In all den Jahrzehnten waren ihm das Land und die Menschen zu seiner wirklichen Heimat geworden. Gerne wäre er in Afrika geblieben. Seine Gesundheit und die zunehmende Hilfsbedürftigkeit machten seine Rückkehr nach Limburg im Oktober 2014 notwendig. Hier ist er am vergangenen Freitag gestorben.

Mit P. Baumann stirbt ein Missionar der alten Schule. Ein Mann, der mit viel Fleiß und Eigenständigkeit das pallottinische Werk in Südafrika mitformte und dabei seinen Humor nicht verlor. Nach dem prägenden Erlebnis des Schlaganfalls schrieb er 1984: „Es gab immer wieder ein Licht im Tunnel und Grund zur Hoffnung und somit zur großen, von Herzen kommenden Dankbarkeit.“ Dieses dankbare Herz von Franz Baumann legen wir nun in die Hände unseres Gottes, der Licht und Leben ist.

 

Aufgrund der derzeitigen gesundheitlichen Auflagen (Covid-19) findet die Beisetzung im engsten Kreis statt. Das Requiem für den Verstorbenen wird zu einem geeigneten Zeitpunkt nachgeholt.

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