Im Gedenken

Pater Erwin Immekus SAC

In den ersten Stunden des neuen Jahres starb im Missionshaus in Limburg unser Mitbruder Pater Erwin Immekus SAC. Er war 95 Jahre alt, 68 Jahre Pallottiner und 65 Jahre Priester.

Geboren wurde er am 8. September 1924 in Hohl (heute zu Olpe gehörig), Erzdiözese Paderborn, als Sohn des Landwirtes Peter Immekus und seiner Frau Katharina, geborene Dornseifer. Hier wächst er in der Geborgenheit der Familie mit seinen vier Geschwistern unweit der Olper Niederlassung der Pallottiner auf.

Von 1931 bis 1936 besuchte er die Volksschule in Rhode, dann kurz das Gymnasium in Olpe und wechselte 1937 auf die Nachwuchsschule der Pallottiner in Ehrenbreitstein. Er hatte den Wunsch, einmal als Missionar tätig zu sein. Nach der Auflösung der Schule 1939 absolvierte er seine Ausbildung in Olpe und Attendorn, wo er 1947 das Abitur erwarb. Unterbrochen war diese Zeit von Wehrdienst und russischer Gefangenschaft zwischen 1943 und 1945. Diese Zeit sollte prägend werden für sein ganzes Leben. In Erwin Immekus hatte sich zunächst die Idee, Priester zu werden, wieder verflüchtigt, doch beschäftigte er sich in der Zeit in Attendorn stark mit seiner Zukunft. Sollte diese in Ehe und Familie liegen oder in einem priesterlichen Engagement für die Menschen Russlands?

Er begann in Paderborn Philosophie und Theologie zu studieren und trat 1950 in die Gemeinschaft der Pallottiner ein. Nach dem Noviziat in Olpe beendete er seine Studien in Vallendar, wo er am 25. Juli 1954 vom damaligen Trierer Weihbischof Bernhard Stein zum Priester geweiht wurde. Am 25. April 1951 hatte er die erste Profess abgelegt; am 25. April 1954 die ewige.

Nach der Priesterweihe ging P. Immekus an das Collegium Russicum nach Rom. Er war knapp dem „Kessel von Tscherkassy“, in dem 50.000 Soldaten eingeschlossen waren, entkommen und hatte die Gefangenschaft am Dnjepr überlebt. Hier hatte er die Armut und die Frömmigkeit der einfachen Landbevölkerung Russlands erfahren. Immer wieder berichtet er von guten Begegnungen in dieser Zeit. Nie sei ihm von russischen Soldaten Gewalt zugefügt worden. Im Gegenteil, er und Mitgefangene erlebten Hilfsbereitschaft und Solidarität. Dafür musste mancher Russe sogar Strafe erdulden. Das alles weckte in ihm eine große Liebe zu den Menschen Russlands, und deshalb wollte er für sie Priester werden. Zudem bewegte ihn der Fatima-Gedanke, für die „Bekehrung Russlands“ zu wirken.
Unter dieser „Bedingung“ hatte er um Aufnahme in die Gemeinschaft gebeten. Generalat und Provinzialat stimmten damals diesem Ansinnen zu. Das war nicht ungewöhnlich. Mindestens fünf junge Pallottiner wollten nach einer entsprechenden Ausbildung als Priester in Russland oder für Russen tätig sein. Nach entsprechenden Sondierungen am Ukrainischen Kolleg und am Russicum entschied man sich für dieses und P. Immekus und P. Hermann Bergmann wurden zum Studium der Sprache, der Kultur und der Orthodoxen Theologie nach Rom entsandt. P. Immekus promovierte über die „Russisch-Orthodoxe Landpfarrei zu Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts“.
Schon während seiner Studienzeit wurde er von der Ostkirchen-Kongregation zu Aushilfen nach Deutschland geschickt und zur Erkundung der Zahl und der Lage der im Ruhrgebiet verbliebenen Russen, die wegen der Nachkriegssituation nicht in ihre Heimat zurückgekehrt waren.

Man hatte in Rom und bei den Pallottinern wohl gehofft, dass Priester aus dem Westen in Russland wirken könnten. Diese Hoffnung zerschlug sich. So wurde P. Immekus ab 1960 Russen-Seelsorger, vor allem in den Diözesen Münster und Paderborn. Zunächst von Essen aus, ab 1967 von der Kirche der Heiligen Boris und Gleb aus in Datteln-Horneburg. Neben dem Gottesdienst im Orthodox-Slawischen Ritus war für P. Immekus der Einsatz für die Menschen wichtig. Ihnen wollte er Helfer sein. Er pflegte bewusst einen einfachen Lebensstil, der sich an der russischen Landbevölkerung orientierte. Seine Wohnung wurde Mittelpunkt eines Netzwerkes der Hilfe, die in den 1970er und 1980er Jahren auch zu den Lepra-Kranken reichte. Damals wurde P. Immekus durch viele Medienberichte als „Schrottpater“ bekannt. Er sammelte mit seinen Helfern Schrott und machte diesen zu Hilfsgeldern für die Kranken. Dafür erhielt er viel gesellschaftliche, staatliche und kirchliche Anerkennung. Als die Schrottpreise zu sehr fielen, gab er diesen Teil seiner Hilfsbereitschaft auf. Umso mehr organisierte er nach der Perestroika Hilfstransporte nach Russland, Weißrussland und in die Ukraine (Kleidung, Medikamente). Schon zu Sowjet-Zeiten war ihm wichtig, „das System und die Menschen zu unterscheiden“. Von seinen zahlreichen Reisen und Kontakten wusste er, wie arm viele dran waren, besonders Menschen in Gefängnissen. Hier hat er viel Gutes getan zunächst im Bewusstsein, bespitzelt zu werden, später in hoher Vorsicht, nicht vereinnahmt zu werden.

Es fiel P. Immekus sehr schwer, ab 2013 diese Transport-Fahrten nicht mehr selbst durchführen zu können. Ebenso fiel es ihm schwer, im Mai 2018 seine Selbständigkeit aufzugeben und in die Seniorenstation des Missionshauses in Limburg zu wechseln. Seine Menschenfreundlichkeit und seine tiefe Frömmigkeit halfen ihm, diese Hürden zu nehmen.

Wir verlieren mit P. Erwin Immekus einen Mitbruder, der ein sehr eigenes Apostolat erfüllte und damit zu einer Brücke zwischen der Kirche des Westens und der Orthodoxie wurde. Der Einheitswunsch Jesu aus seinen Abschiedsreden, wie ihn das 17. Kapitel des Johannes-Evangeliums wiedergibt, war ihm dabei ein tragendes Motiv. Und ein Wort aus dem alttestamentlichen Buch der Sprichwörter „Meine Freude war es, bei den Menschen zu sein!“ (8,31). Was hier von der Weisheit Gottes gesagt ist, das galt auch für P. Immekus. Er war gerne unter den Menschen – als Priester und Seelsorger und als Helfer in vielen Nöten.

Wir feiern die Eucharistie im Gedenken an P. Erwin Immekus SAC am Mittwoch, dem 08. Januar 2020, um 10:30 Uhr in der Pallottinerkirche St. Marien zu Limburg, Wiesbadener Straße 1. Anschließend geleiten wir den Verstorbenen auf den Friedhof der Gemeinschaft zu seinem Grab.

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