Im Gedenken

Pater Dr. Alfred Schuchart SAC

In den Nachmittagsstunden des 17. Oktober 2025 verstarb im Haus Felizitas der Pallottinerinnen in Limburg an der Lahn unser Mitbruder P. Dr. Alfred Schuchart SAC. Er wurde 90 Jahre alt, stand im 68. Jahr seiner Profess und war 63 Jahre Priester.

Alfred Schuchart wird am Dreikönigsfest, den 6. Januar 1935 in Dingelstädt/Eichsfeld geboren, drei Tage später wird er in der heimatlichen Pfarrkirche getauft. Sein Vater Georg ist zum Zeitpunkt seiner Geburt Stricker und arbeitet später als Gerbereiarbeiter. Seiner Mutter Anna, geborene Ifland, obliegt der Haushalt und die Erziehung seiner Geschwister Margaretha und Reinhold; der Vater kehrt erst 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft heim. 1948 wird als letzter Spross der Eheleute Hans-Georg geboren. In seinem Heimatort besucht Alfred ab 1941 die Volksschule und anschließend die staatliche Oberschule. Als Grundschüler empfängt er mitten im Krieg 1944 die Erstkommunion und Firmung. Er ist ein ausgesprochen guter und disziplinierter Schüler, und auch seine Religiosität gilt als vorbildlich, dabei beklagt er selbst sich schon früh über den miserablen Religionsunterricht an der Grund- und Oberschule. Seit seiner Schulentlassung engagiert er sich stark in der Pfarrjugendarbeit, zunächst als Gruppenleiter, dann – nach dem Wechsel eines Vikars – auch als organisatorischer Leiter „des ganzen Ladens“, wie er selbst schreibt.

Den Weg zu den Pallottinern verdankt der junge Alfred im Wesentlichen seiner Zugehörigkeit zu einer Schönstatt Jungmännergruppe, deren Führung er alsbald übernimmt. Es ist in diesen Jahren die „Glaubensmüdigkeit und Schlafmützigkeit“, die er bei seinen Altersgenossen auszumachen glaubt, die ihn motiviert, sich im Schönstattwerk zu engagieren und sich auch gegen manchen Widerstand der Priester am Ort durchzusetzen. Pater Klaus Brantzen und zwei engagierte Schönstätter Marienschwestern machen ihn auf die Pallottiner und deren Schulen aufmerksam. Schwester M. Judith besorgt die Korrespondenz mit den Schulen, Schwester M. Sunhilde treibt derweil in Schönstatt die notwendigen Schul- und Pensionsgebühren für Alfred auf. Eine Aufnahme ins Hermann-Josef-Kolleg in Rheinbach (später Vinzenz-Pallotti-Kolleg) gestaltet sich nicht nur wegen der fehlenden Griechischkenntnisse schwierig, sondern auch, weil alle Post in der Sowjetzone der Zensur obliegt und daher viel mit „Überbringern“ gearbeitet werden muss. Auch notwendige Beglaubigungen bedürfen der Vorsicht: „Damit zur Polizeistelle zu gehen, wäre eine unverzeihliche Unvorsichtigkeit, da ich mir dadurch eine Laus in den Pelz setzen würde, der nicht wieder zu entlausen wäre“. Schließlich gelingt im April 1952 die Aufnahme in das Bischof Vieter Kolleg der Pallottiner in Limburg und damit der abenteuerliche Weg in den Westen.

1956 wird Alfred Schuchart eingekleidet und beginnt das Noviziat als Pallottiner in Olpe. Am 25. April 1958 legt er die erste Profess ab, am 25. April 1961 in Vallendar die ewige Profess. Der Pallottinerbischof Otto Raible spendet ihm am 8. April 1962 die Diakonenweihe. Aus den Händen von Weihbischof Bernhard Stein (Trier) empfängt er am 17. Juli 1962 in der damaligen Wallfahrtskirche in Vallendar-Schönstatt die Priesterweihe. Ende März des Folgejahres beendet P. Schuchart sein Theologiestudium. Schon im Februar hatte P. Provinzial Münz ihm mitgeteilt, dass er für ein Aufbaustudium in Pastoraltheologie vorgesehen ist.

Neuer Lebensmittelpunkt wird für den Neupriester nun Würzburg, wo er zunächst bei den Augustinern wohnt und mithilfe eines Tonbands seine Französischkenntnisse aufbessert. Bei Professor Fleckenstein arbeitet P. Schuchart auf dessen Vorschlag hin über den Löwener Pastoraltheologen Johannes Opstraet. Im Wintersemester 1968/69 wird er an der Theologischen Fakultät der Universität Würzburg zum Doktor der Theologie promoviert.
Es ist P. Alfred Schuchart wichtig, bevor er die Lehrtätigkeit an unserer Hochschule aufnimmt, „durch praktische Erfahrungen mit den heutigen Aufgaben der Seelsorge vertraut zu sein“. Mit Zustimmung der Leitung plant er Praktika in verschiedenen Bereichen, kann aber nur das erste beim Sozialinstitut des Bistum Essen umsetzen, weil der Provinzial ihn dann bittet, zwei Kurse von Studenten als Studienpräfekt an unserer Hochschule zu begleiten.
P. Schuchart versucht die Ernennung abzuwenden, wird schließlich aber doch mit dieser Aufgabe betraut, in der er sich nie wirklich wohlfühlt, die er aber bis zum Wintersemester 1972/73, wenn auch mit Bauchschmerzen, ausfüllt. Neben seiner Lehrtätigkeit in Vallendar wird er 1973 Mitglied der Leitung des TPI Theologisch-Pastoralen Instituts in Mainz, Ende 1975 muss er diese Aufgabe abgeben, weil er im Juni 1974 zum Professor für Pastoraltheologie in Vallendar ernannt wird und sich beide Aufgaben nur schwer vereinen lassen. Stattdessen steigt er in das Institut für wissenschaftliche Weiterbildung ein und beginnt parallel in Münster ein Pädagogik Studium, das er 1983 mit Auszeichnung abschließt.

1984 wird P. Schuchart Studiensekretär in Vallendar und widmet sich mit aller Kraft der Arbeit im IWW. Im Bereich der Erwachsenenbildung ist Alfred Schuchart in seinem Element. Hier schlägt sein Herz. Über viele Jahre prägt er die sogenannten Akademietage an drei aufeinanderfolgenden Samstagen im Januar und gibt ihnen ein Gesicht und inhaltliche Attraktivität. 1999 verzichtet er auf den Lehrstuhl für Pastoraltheologie und übernimmt zeitgleich den Lehrstuhl der katholischen Erwachsenbildung, den er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2004 innehat. Schon ein Jahr zuvor, bedingt durch den plötzlichen Tod von P. Paul Eisenkopf, übernimmt er als Direktor die Leitung der Bibliothek unserer Hochschule, gibt die Leitung nach fünf Jahren aber wieder ab, weil er zu wenig gestalten kann.

Schließlich wird P. Schuchart nach vielen Jahren als Vizerektor für zwei Triennien von 2014 – 2020 Rektor der örtlichen Kommunität an der Hochschule in Vallendar. Auch in dieser Aufgabe hat er einen Blick für das Notwendige und versucht, im Rahmen des Möglichen, zu gestalten. Weiter versucht er an den Themen zu bleiben, die die Menschen bewegen, liest viel, und findet auch in der Kultur und Musik manche Anregungen. Gegen Ende seiner Amtszeit treten vermehrt Einschränkungen des Alters auf, die ihn schließlich bewegen, nach Limburg ins Haus Felizitas der Pallottinerinnen zu übersiedeln. Unsere Gemeinschaft dankt von Herzen den Pallottinerinnen und Mitarbeitenden von Haus Felizitas sowie besonders Frau Zeimens für die menschliche Zuwendung und Pflege, die P. Alfred Schuchart auf seiner letzten Wegetappe hat erfahren dürfen.

Mit P. Schuchart verlieren wir einen Mitbruder, der von dem Feinen und Edlen, das ihm als Schüler zugesprochen worden ist, bis ins hohe Alter nichts eingebüßt hat. Er war ein vornehmer, unaufdringlicher Mann, der den Menschen dienen wollte: „Aufgewachsen unter den Regimen des Nationalsozialismus und Kommunismus hat mich mein Leben lang die Frage bewegt, was kann und muss ich als Christ tun, um die Machtausbreitung solch menschenverachtender Gewaltherrschaften entgegenzuwirken und die Welt aus christlicher Verantwortung mitzugestalten? Von daher war mir immer wichtig, Menschen zu bewegen und zu befähigen, in Kirche und Welt ihre spezifische Verantwortung wahrzunehmen und unsere Hochschule zu einem Ort des geistigen Austauschs mit den Menschen unserer Zeit und zu einer ernst zu nehmenden Gesprächspartnerin zu machen“. Manchmal hat er daran gelitten, dass manches nur Stückwerk und Fragment blieb und sich mit den Grenzen schwergetan, die äußere Strukturen und menschliche Begrenztheiten mit sich brachten. Das Leben der Gemeinschaft hat er aus Überzeugung mitgestaltet und als Kantor die Liturgie der Hochschulkirche über viele Jahre bereichert. Aus ihr, dem Gebet und dem Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit, hat er gelebt. Möge er nun für immer Heimat haben im ewigen Ostern.

Wir feiern die Eucharistie im Gedenken an P. Dr. Alfred Schuchart SAC am Freitag, dem 24. Oktober 2025, um 10:30 Uhr in der Pallottinerkirche St. Marien zu Limburg, Wiesbadener Straße 1. Anschließend findet die Beisetzung auf unserem Friedhof statt.

Priester, die konzelebrieren wollen, werden gebeten, Schultertuch, Albe und Stola mitzubringen. Anstelle zugedachter Kranzspenden erbitten wir im Sinne des Verstorbenen eine Spende für die missionarischen Aufgaben unserer Gemeinschaft (Pallottiner KdöR, Stichwort „Mission“, Pax-Bank für Kirche und Caritas eG, IBAN DE41 3706 0193 1053 3930 00). Vielen Dank.

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