Totenbrief P. Lück

P. Ulrich Lück verstarb mit 88 Jahren

Am Sonntagmorgen, dem 21. August, starb unerwartet im Missionshaus in Limburg unser Mitbruder P. Dr. Ulrich Lück SAC.
Er war 88 Jahre alt, 66 Jahre Pallottiner und 63 Jahre Priester.

Geboren im ostpreußischen Bredinken, Kreis Rössel, Bistum Ermland, als Sohn des Versicherungsinspektors Bruno Lück und dessen Frau Rosa, geborene Schulz, zog die Familie, als er sechs Jahre alt war, nach Bischofstein. Hier besuchte er die Volksschule und war anschließend bis 1943 Fahrschüler in Rössel, wo die Pallottiner eine Niederlassung hatten. Die Familie zog erneut um, jetzt nach Allenstein. Hier ging er auf die dortige Oberschule bis er im März 1944 als Luftwaffenhelfer eingezogen wurde. Die schulische Ausbildung erhielt er nun an der Oberschule St. Johann in Danzig. Ab Januar 1945 war er im Fronteinsatz und kam im April „aus dem Kessel“, wie er schreibt, zum Reichsarbeitsdienst. Nach Kriegsende geriet er nach Braunlage im Harz und im Mai 1946 nach Fulda. Hier konnte er seine schulische Ausbildung fortsetzen. Noch war er ohne Kontakt zu seinen Eltern und seinen drei Brüdern. In dieser Zeit reifte sein Wunsch, Priester in der Gemeinschaft der Pallottiner zu werden. Die Lektüre eines Buches, welches das Leben und die Arbeit der Gemeinschaft des Hl. Vinzenz Pallotti beschrieb, hatte ihn darin bestärkt.

Ehe er im Oktober 1947 das Noviziat in Olpe begann, besuchte er noch ein gutes Jahr das Bischof-Vieter-Kolleg in Limburg, um seine gymnasialen Studien abzuschließen. Am 11. Oktober 1949 legte er in Olpe seine erste Profeß ab, am 11.Oktober 1952 an der Hochschule in Vallendar die ewige. Am 26. Juli 1953 erteilte ihm Pallottinerbischof Bruno Hippel (Südafrika) in der Wallfahrtskirche in Vallendar die Priesterweihe.

Die Oberen sahen aufgrund seiner hohen Begabung P. Lück für eine Lehrtätigkeit an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar vor. So studierte er Philosophie in Freiburg im Breisgau, in London und in Fribourg in der Schweiz. Hier wurde er mit „summa cum laude“ 1959 zum Doktor der Philosophie promoviert. Im gleichen Jahr begann er seine Lehrtätigkeit in Vallendar mit Vorlesungen in Ethik, Logik, Erkenntniskritik; später kam noch Religionsphilosophie hinzu. 1974 wurde er zum Professor für Sozialwissenschaft ernannt. Sein Schwerpunkt wurde die Sozialethik, in der er sich 1968 in Frankfurt zusätzlich qualifiziert hatte. Die breite Bildung und das hohe Vermögen, komplexe Sachverhalte sprachlich gut zu vermitteln, ermöglichten es P. Lück, ab 1978 auch einige Semester Christliche Gesellschaftslehre zu lesen, als P. Dr. Heinrich Hamm einen besonderen Auftrag in der Mission der Pallottiner in Südafrika zu erfüllen hatte. Emeritiert wurde P. Dr. Ulrich Lück am 5. Juli 1996.
Seine Stärke war nicht so sehr das publizierte Wort, sondern das gesprochene. Die Klarheit der Begriffe war ihm dabei ein großes Anliegen. So war er ein gefragter Vortragsredner, auch in der innerpallottinischen Fortbildung. Seine sozialethischen Kenntnisse verknüpfte er meisterhaft mit der Botschaft des Evangeliums, was seine kurzen, präzis formulierten Predigten zu einem Hörgenuss machte. P. Lück liebte das urbane Leben. Gerne verband er in den Semesterferien den persönlichen Urlaub mit seelsorglichen Aufgaben. 23 Jahre leitete er im Pallotti-Haus in Wien Exerzitienkurse. Oft machte er Sommervertretun-gen in den Pallottiner-Pfarreien in Frankfurt und in Hamburg. 43 Jahre begleitete er Reisen von Pallottiner-Pilgerfahrten. Hier beeindruckte er nicht allein mit seiner Fachkompetenz – so war er z. B. ein profunder Kenner der Geschichte Roms – er wurde vielen Mitreisenden auch ein einfühlsamer Zuhörer und Seelsorger.

Was 1949 sein Novizenmeister schrieb, hat sich ein ganzes Leben bewahrheitet. Er attestierte P. Lück „viel Takt und Feingefühl, Freundlichkeit und selbstverständliche Gefälligkeit. Gegenüber Extremen und zu großer Begeisterung ist er freundlich-skeptisch. Ins Rampenlicht der Öffentlichkeit hat ihn erst die Philosophie gerückt. Er entpuppte sich mehr und mehr als ein selbstständiger und gründlicher Denker und ist dadurch wissenschaftlich an die Spitze seines Kurses gerückt.“

Die angenehme und freundliche Art P. Lücks machte ihn für viele Menschen zu einem gesuchten Gesprächspartner. Niemals wurden sein Wissen und seine Bildung zu einer Kluft zwischen ihm und dem Gegenüber. Das Gespräch während der Pilgerfahrt war ihm genau so wertvoll wie die Begegnungen im CV. Die z. T. Jahrzehntelangen Freundschaften in diesem Verband waren ihm sehr wichtig.
Niemand weiß, was die schlimme Zeit des Krieges und der Verlust der Heimat in der Seele des jungen Mannes hinterlassen haben. In seinem Bewerbungsschreiben an den Pallottiner-Provinzial nennt er ausdrücklich die „Dankbarkeit gegen Gott“. Man darf vermuten, dass er zeitweise Angst um sein Leben hatte. Darum ist es verständlich, dass P. Lück immer auf seine Gesundheit achtete und sich deshalb ein großes medizinisches Wissen erworben hatte. Er wusste die Errungenschaften der Technik für sein Leben und Arbeiten zu nutzen. Er konnte ein gutes Essen und einen edlen Tropfen Wein genießen. Und er legte Wert auf ein gepflegtes Äußeres bis zum letzten Tag in der Seniorenstation des Missionshauses in Limburg. Nach reiflicher Überlegung hatte er selbst im Herbst 2015 um Versetzung dorthin gebeten. Provinzial P. Helmut Scharler schrieb damals: „Es ist besser, selbst „Herr der Lage“ zu sein. Ihre Entscheidung ist eines Philosophen würdig.“

Mit P. Dr. Ulrich Lück verlieren wir eine prägende Gestalt unserer Theologischen Hochschule, der vielen Pallottiner-Generationen und Studierenden ethische Werte und Orientierung vermittelt hat. Mehr noch haben sein Leben und seine Verkündigung die Menschenfreundlichkeit und Güte unseres Gottes vermittelt, die P. Lück nun in ihrer Vollkommenheit erfahren darf.

Wir feiern die Eucharistie im Gedenken an P. Dr. Ulrich Lück am Freitag, dem 26. August 2016, um 10:30 Uhr in der Pallottiner-Kirche St. Marien zu Limburg, Wiesbadener Straße 1. Anschließend geleiten wir den Verstorbenen auf dem Friedhof der Gemeinschaft zu seinem Grab.

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