Im Gedenken

Bruder Lorenz Rademacher SAC

Am Vormittag des 10. Dezember 2020 verstarb im Krankenhaus in Dernbach Bruder Lorenz Rademacher SAC. Er war 76 Jahre alt und 56 Jahre Pallottiner.

Geboren wurde er am 11. Januar 1944 in Möllmicke, Kreis Olpe, Erzbistum Paderborn als drittes von sieben Kindern des Kernmachers Antonius Rademacher und seiner Frau Elisabeth, geborene Klör. In Wenden besuchte er die Katholische Volksschule und arbeitete anschließend ein Jahr bei den Eltern in der Landwirtschaft mit. Bereits mit 15 Jahren trat er 1959 als Bewerber für den Brüderberuf in Limburg ein. Sein Onkel gleichen Namens arbeitete in der Gärtnerei und auch „Br. Lorenz Rademacher II.“, wie er zeitweise selbst unterschrieb, machte zunächst eine Gärtnerlehre. „Sehr großer Erfolg“ wird ihm bescheinigt und allenthalben wird den Oberen die Förderung empfohlen. Er sei zum „Meister“ geeignet. Die Gesellenprüfung legt er am 30. März 1962 ab.

Die Beschäftigung mit der Frage, ob er eventuell Priester werden sollte, führte zu einer klaren Entscheidung zum Bruderberuf. In diesem Bewusstsein legte er seine erste Profess am 30. November 1964 ab.

Den Oberen fiel immer wieder seine hohe intellektuelle Begabung auf und sie boten ihm 1967 ein Studium an. Das Bruderbild werde sich mit ihm und seinem Beruf weiten. Waren bislang Brüder überwiegend in technischen, administrativen oder Handwerksberufen tätig, könnte vielleicht ein Bruder mit Studium eine neue Gruppe von potenziellen Interessenten an der Gemeinschaft ansprechen. Im Blick war zu der Zeit ein pädagogisch akademischer Beruf. Aus diesem Grunde war er offensichtlich später auch zur Mitarbeit am Brüderpapier der Provinz 1993 eingeladen worden.

Ab 1967 verbrachte Br. Rademacher die nächsten 14 Lebensjahre in Mülheim/Ruhr. Dort wurde er zunächst Pfarrhelfer in der Pallottiner-Pfarrei Christ-König und besuchte zeitgleich das Bischöfliche Abendgymnasium in Essen. Dort machte er 1971 sein Abitur. Anschließend studierte er an der Universität Bochum Religion und Germanistik. Das zweite Staatsexamen in beiden Fächern legte er 1981 ab.

Der Blick der Oberen war schon seit 1972 für Br. Rademacher auf Rheinbach gefallen. Man suchte Lehrer für das damalige Vinzenz-Pallotti-Kolleg, das private Gymnasium der Pallottiner. Br. Rademacher selbst wollte sich nicht zu früh darauf festlegen lassen; er hatte durchaus Vorbehalte. Nach dem Staatsexamen ließ er sich 1981 dann doch auf Rheinbach und die damit verbundene Änderung in Lebensform und Lebensstil in einer großen Hausgemeinschaft ein.

Seine Liebe galt vor allem der Lyrik und der Kirche. In der „Neuentdeckung der Kirche“ und seiner damit verbundenen Liebeserklärung beschäftigte er sich und die Schüler stark mit der Befreiungstheologie Brasiliens. Zudem brachte er den Schülerinnen und Schülern die Theologie von Ernst Käsemann, Hans Küng, Leonardo Boff und Johann Baptist Metz nahe. Auf seine stille und zugleich sehr engagierte Art konnte er die jungen Menschen inspirieren und motivieren. Bei ihnen ist er noch heute als Lehrer sehr geschätzt.

Br. Rademacher gab seine volle Kraft in die Aufgabe als Lehrer. Das ging auf Kosten seiner Gesundheit. 2001 bat er um die Beendigung seiner Aufgaben als Religions- und Deutschlehrer. In einem Sabbatjahr an unserer Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar sollte er sich körperlich, theologisch und spirituell erholen und neu zu Kräften kommen. Dies war ihm im erhofften Maße nicht möglich. Eine schwere Lungenoperation 2004 raubte ihm regelrecht die Luft zum Atmen.
Nach der einjährigen Sabbatzeit verblieb er an der PTHV und brachte sich nach seinen Kräften in Kursen und Angeboten des Forums Vinzenz Pallotti dort ein. Die Auseinandersetzung mit der Theologie und der Kunst in der Sprache beschäftigte ihn nachhaltig, wenngleich er es nicht mehr so stark in lehrende Veranstaltungen einbringen konnte. Mit großer Gewissenhaftigkeit übte er im Haus die Dienste aus, die ihm lagen. So kam er unter anderem erneut zu den Blumen im Haus, deren Sorge ihm übertragen wurde.

Da die Kräfte weiter nachließen, wurde Br. Rademacher 2018 nach Limburg in die Seniorenstation zur Pflege versetzt. So schließt sich der Kreis seiner pallottinischen Wirkungsstätten. Gehemmt durch die Stolpersteine innerer Ängste fielen ihm menschliche Kontakte zeitlebens nicht leicht. Dennoch fand er seinen persönlichen Weg im Umgang mit seinen Mitmenschen und seinen Platz in der Gemeinschaft. Seine hohe theologische Kompetenz beeindruckte bis ins Alter hinein.

Br. Lorenz Rademacher war ein Mitbruder, der die Kirche liebte, der die Theologie liebte und beides auf seine Weise verändern wollte. Der Mensch in der Kirche war ihm wichtig, mit den Strukturen tat er sich zuweilen sehr schwer. Wir sind zuversichtlich, dass er nun die Erkenntnisse finden wird, die ihm auf dieser Welt verwehrt waren.

 

 

Aufgrund der derzeitigen gesundheitlichen Auflagen (Covid-19) findet die Beisetzung im engsten Kreise statt. Das Requiem für den Verstorbenen wird zu einem geeigneten Zeitpunkt nachgeholt.

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