Die Frauenfrage liegt auf dem Tisch

Schwester Philippa Rath zu Gast in der Pallotti-Kirche in Friedberg

Die Benediktinerin Philippa Rath ist in der Katholischen Kirche keine Unbekannte. Mit ihren Büchern „Weil Gott es so will“ und „Frauen ins Amt“ setzt sie sich für die Weihe von Frauen in der katholischen Kirche ein und ist überzeugt, dass sie dies noch erleben wird. Jetzt ist sie zu Gast in der Pallotti-Kirche Friedberg, am Sonntag, 23. April, um 17 Uhr wird sie aus ihren Büchern lesen und zum Gespräch bereit sein.

„Nicht das Geschlecht ist das Entscheidende, sondern das Menschsein“, sagt Schwester Philippa Rath. Schließlich sei „Gott – wie es im Credo heißt – „Mensch geworden und nicht Mann“. Dieser Haltung kann der Rektor des Pallotti-Hauses und Leiter des Pastoral-theologischen Instituts, Pater Christoph Lentz nur beipflichten. „Frauen werden in der Kirche immer noch ungerecht behandelt“, sagt der Pater, der diese Einsicht schon von seiner Mutter und seinen zwei Schwestern gehört hatte, als er sie selbst noch nicht glaubte. Mittlerweile sieht er jedoch, „welche Chancen sich die Kirche selbst nimmt und wie 50 Prozent der Talente und Charismen verschleudert werden“.

„Geschlechtergerechtigkeit wird wachsen“

Gerade an Ostern sei ihm die starke Rolle der Frauen am Kreuz, am Grab Jesu und in der Begegnung mit dem Auferstandenen aufgefallen. Und er erhoffe sich von so einer Veranstaltung mit Schwester Philippa Bewusstseinsbildung bei den Leuten, auch wenn er selbst nicht an eine rasche Änderung seiner Kirche in dieser Frage glaubt. Umso mehr bewundere er den Optimismus der Benediktinerin. Denn die Hoffnung hat Schwester Philippa noch lange nicht aufgegeben. Im Gegenteil: „Ich bin zuversichtlich, dass Geschlechtergerechtigkeit in unserer Kirche Schritt für Schritt wachsen wird“, sagt sie.

Trotz mancher Rückschläge habe man im Synodalen Weg, dem sie auch angehörte, in den letzten drei Jahren viel erreicht. Vielleicht das Wichtigste für sie ist, „dass die Frage nach einer Öffnung der kirchlichen Ämter für alle Geschlechter – in Deutschland, aber auch in vielen anderen Teilen der Welt – nun wirklich unübersehbar auf dem Tisch liegt und von dort auch nicht mehr verschwinden wird, bis Gerechtigkeit Einzug hält“.

Pater Lentz ist froh, dass eine so kluge und ruhige Frau, die er schon seit langem auch im Synodalen Weg beobachtet hat, nun nach Friedberg kommt. Grundsätzlich will der Rektor die Pallotti-Kirche öfter für solche Veranstaltungen nutzen. Konkret sei die Idee nun geworden, als er sich mit der Vizepräsidentin des deutschen Katholischen Frauenbunds, Sabine Slawik, aus Augsburg getroffen hatte und im Gespräch die Idee entstand, die bekannte Frauenaktivistin nach Friedberg einzuladen. Denn eine ähnliche Idee mit einem österreichischen Buchprojekt von Frauen war vor drei Jahren an Corona gescheitert.

Schweigen öffentlich gemacht

Inzwischen ist die Frauenfrage aber noch mehr zum Thema geworden. Und Schwester Philippa ist überzeugt, dass „die vielen mutigen Frauen, die ihre Berufung zum Diakoninnen- und Priesterinnenamt nach langem Schweigen öffentlich gemacht haben, eine Lawine ins Rollen gebracht haben“. Sie haben Bewusstsein verändert und „den schon lange vorliegenden guten theologischen Argumenten eine ganz persönliche spirituelle Dimension hinzugefügt“. Die Benediktinerin betont: „Wir müssen nun unbeirrt dranbleiben, dürfen uns nicht einschüchtern lassen und müssen vor allem die Spielräume, die da sind, so weit wie möglich nutzen und Schritt für Schritt weiten.“ Daher ist die Ordensschwester gespannt auf die Weltsynode im Oktober in Rom und fügt hinzu: „Vor allem aber dürfen wir unerschütterlich auf die Heilige Geistkraft vertrauen.“

Text: Alexander Schweda
Bilder: Julia Steinbrecht KNA

Lesung und Gespräch mit Schwester Philippa Rath OSB

Herzliche Einladung

Weil Gott es so will: Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin.
Lesung und Gespräch mit Sr Philippa Rath OSB, Mitglied im Synodalen Ausschuss.
Sonntag, 23. April, 17 Uhr, Pallotti-Kirche Friedberg (Bayern)

Veranstalter:
Katholischer Frauenbund und Pastoraltheologisches Institut (PTHI)

Schwester Philippa Rath - Theologin, Journalistin und „extrem spätberufene Frauenaktivistin“

Weil Gott es so will: Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin. Lesung und Gespräch mit Sr Philippa Rath OSB

Zur Person:

Mechthild Rath, wie sie bürgerlich hieß, wuchs als das sechste und jüngste Kind einer römisch-katholischen Familie auf, geprägt auch von ihrem Onkel, einem Priester. Von 1975 bis 1981 studierte sie katholische Theologie, Geschichte und Politikwissenschaft in Bonn und war als Journalistin und Lektorin in verschiedenen deutschen Medien tätig, darunter beim Herder Verlag und beim Deutschlandfunk. 1990 trat sie in die Benediktinerinnenabtei Sankt Hildegard in Eibingen bei Rüdesheim ein und erhielt den Ordensnamen Philippa.

Während des Prozesses der Heiligsprechung von Hildegard von Bingen sei ihr klar geworden, dass Frauen in der katholischen Kirche Menschen zweiter Klasse seien, so berichtete Schwester Philippa später, die sich selbst als „extrem spätberufene Frauenaktivistin“ bezeichnet. Ordensfrauen in den Klöstern hingegen seien durch ihre Unabhängigkeit und Selbstständigkeit bereits gleichberechtigt.

2019 gab sie das Buch Weil Gott es so will – Frauen erzählen von ihrer Berufung zur Diakonin und Priesterin mit 150 Zeugnissen von berufenen Frauen heraus; eine Publikation, die etwa das Kölner Domradio als „aufsehenerregend“ bezeichnete. Ende Januar 2022 folgte der Band Frauen ins Amt! – Männer der Kirche solidarisieren sich.

Sie ist Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bistum Limburg. Außerdem Delegierte im Synodalen Weg und Mitglied des Synodalforums „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“. Ende 2019 wurde sie für ihr vielfältiges kirchliches und gesellschaftliches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

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