Wirksamkeit von JACK wissenschaftlich bestätigt

FEMpowerment ist Empowerment für Frauen

Berlin, 16.10.2018 – Das Projekt „JACK – Bildungsstätte für Migrantinnen und Flüchtlinge“ von Pallotti-Mobil e. V. erhielt das Wirkt-Siegel. Zusammen mit sechs weiteren Initiativen wurde das Projekt für seinen besonders wirkungsvollen Ansatz zur empowernden Unterstützung geflüchteter Frauen in Deutschland ausgezeichnet.

„Frauen mit unsicherem Aufenthaltsstatus und mangelnden Sprachkenntnissen haben es enorm schwer, sich ein Leben aufzubauen. JACK schafft für sie einen geschützten Raum, in dem sie lebensnah und VHS-zertifiziert die Sprache lernen und ihre autonome Handlungsfähigkeit stärken,“ stellte Jacob Rohm, zuständiger Analyst bei PHINEO, die Besonderheiten des Projektes heraus.

JACK - Ein Projekt von Pallotti-Mobil in Berlin
Jacob Rohm von PHINEO überreicht JACK das Wirkt-Siegel. Daniela Dachrodt, Susane Eikenberg und Gabriele Wolters freuen sich über die Auszeichnung. (v.l)
Wirkt! - geprüft & empfohlen
FEMpowerment - stärkt Frauen

JACK – Schutz und Bildung für Frauen
Die Bildungsstätte JACK ist ein Ort für geflüchtete und besonders schutzbedürftige Frauen, die wegen ihres Aufenthaltsstatus oder fehlenden Geldes bei anderen Bildungsangeboten außen vor bleiben. Bei JACK können sie ihre Sprachkenntnisse erweitern. Sie lernen lesen oder verbessern ihr Deutsch soweit, dass sie einen Job aufnehmen könnten. Haben sie den Kurs erfolgreich abgeschlossen, erhalten die Frauen offizielle Zertifikate der VHS Berlin- Neukölln.
Neben dem Fokus auf Spracherwerb, bietet JACK auch Computerkurse, Kunst- und Kulturkurse sowie persönlichkeitsstärkende offene Angebote an. Darunter fallen u.a. Kurse zu Gesundheitsthemen, Selbstverteidigung oder Gärtnern. Die Kursstruktur berücksichtigt die Bedürfnisse der oftmals alleinerziehenden Frauen: Reine Frauenklassen bieten jenen einen Schutzraum, die sexualisierte oder körperliche Gewalt durch Männer erfahren mussten. Außerdem können durch die kurzen Unterrichtszeiten auch Frauen teilnehmen, die ihre Kinder während des Kurses betreuen lassen müssen.

Sprache – Kontakte – Bildung
Das Angebot von JACK sorgt somit in mehrfacher Weise dafür, dass Frauen trotz schwieriger persönlicher Situation wirklich in Deutschland ankommen können. Durch den Fokus auf das Deutschlernen schafft JACK die wichtige Basis, um Kontakt im Alltag und alle weiteren Schritte zu bewerkstelligen. Außerdem werden Räume geschaffen, in denen die Frauen Kontakte außerhalb ihrer Familien knüpfen und Hobbies nachgehen können. Etwa 24 jeweils viermonatige Deutsch- und Alphabetisierungskurse finden im Jahr statt. JACK hat hiermit bisher 175 Frauen erreicht – darunter auch zahlreiche mit ungesichertem oder keinem Aufenthaltsstatus. Frauen, die während des Wartens auf die nächsten Schritte sonst kaum Angebote für sinnvolle Beschäftigung erhalten.

Selbständigkeit und Vernetzung
Die Fortschritte, die die Frauen bei JACK in diesem fast schon familiären Rahmen machen, sind beeindruckend. Bei den meisten der Frauen zeigt sich, dass sie selbstständiger werden und ihr Leben in Deutschland gestalten wollen. Sie kommen auch im Alltag an – in kleinen, aber bedeutenden Schritten: Frauen vereinbaren selbst Arzttermine, melden ihre Kinder in der KiTa an oder schließen einen Mietvertrag ab. Auch das wachsende Netzwerk mit ergänzenden Angeboten in der Nachbarschaft, zeigt, dass JACK sich längst etabliert hat. Tatsächlich haben Kooperationen bei JACK eine wichtige Bedeutung, da man sehr bewusst darüber ist, wo die eigenen Grenzen des Wirkens liegen. JACK versteht sich bspw. nicht als psychologisches Beratungsangebot. Sollten hier Bedarfe bei den Frauen erkannt werden, zahlt sich aus, dass JACK im Kontakt mit einer Beratungsstelle vor Ort steht, wo besonders Frauen mit Traumata Unterstützung erhalten.

Projekt Jack von Pallotti Mobil
JACK Bildungsstätte Berlin
JACK erhält Auszeichnung

Frauen flüchten nach Deutschland
Rund die Hälfte der in Deutschland lebenden Geflüchteten sind Frauen. Perspektivisch wird der Frauenanteil weiter steigen. Es lohnt sich daher genauer anzuschauen, wie insbesondere Frauen bei ihrem Ankommen in Deutschland gut begleitet und unterstützt werden können. Denn tatsächlich ist ihre Situation auf den ersten Blick besonders vielschichtig: Viele haben in ihren Heimatländern oder auf der Flucht Gewalt erfahren. Einige leben in Deutschland nach traditionellen Rollenbildern. Ihre Kenntnisse der deutschen Sprache sind häufig geringer als die ihrer Männer und Söhne und sie haben in ihren Heimatländern nicht immer Schulen oder gar Hochschulen absolvieren oder nachweisbare Arbeitserfahrung sammeln können. Und dann treffen sie in Deutschland zusätzlich auf Barrieren, die Frauen allgemein – also unabhängig von einer Fluchtgeschichte – bremsen: Viele Chancen bleiben Frauen verbaut, weil sie bspw. Beruf, Sprachkurs oder Vereinsbesuch mangels Kinderbetreuung nicht organisieren können. Gleichzeitig aber zeigt sich, dass die Inklusion geflüchteter Frauen einen großen Unterschied machen kann: Sie sind häufig Multiplikatorinnen in ihre Familien hinein und sehen in Deutschland bislang ungekannte Möglichkeiten für ihre persönliche und berufliche Entfaltung.

Qualitätskriterien für wirksame Hilfen von PHINEO
Das Analysehaus PHINEO hat daher in einem 1,5-jährigen Analyseverfahren untersucht, wie gemeinnützige Projekte in Deutschland diesen Herausforderungen begegnen. Es zeigte sich: Viele Projekte engagieren sich in unterschiedlichen Bedarfsfeldern, die für Geflüchtete allgemein gelten, aber frauenspezifisch gestaltet werden können – und sollten. Die PHINEO-Expertise zeigt Qualitätskriterien für herausragende zivilgesellschaftliche Projekte in der Arbeit mit und zugunsten geflüchteter Frauen auf, zeigt, was es braucht, damit Frauen erworbene Kompetenzen und Überzeugungen in die Gesellschaft einbringen können und weist Förderinnen und Förderern einen Weg, wie sie gute Projektpraxis zugunsten geflüchteter Frauen erkennen und fördern können.

Mit FEMpowerment die Gesellschaft stärken
PHINEO ist ein gemeinnütziges Analyse- und Beratungshaus für wirkungsvolles gesellschaftliches Engagement. Ziel ist es, die Zivilgesellschaft zu stärken. Mit Wirkungsanalysen, einem kostenfreien Spendensiegel, Publikationen, Workshops und Beratung unterstützt PHINEO gemeinnützige Organisationen und InvestorInnen wie Stiftungen oder Unternehmen dabei, sich noch erfolgreicher zu engagieren. Bei der Arbeit zur Expertise „FEMpowerment – Geflüchtete Frauen in Deutschland stärken“ wurde PHINEO vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Fondation CHANEL und der DFL Stiftung gefördert. Die Expertise steht ab dem 17.10.2018 kostenfrei zum Download unter www.phineo.org/publikationen zur Verfügung; ein Druckexemplar kann kostenfrei bei PHINEO bestellt werden.

Quelle: PHINEO, Berlin (www.phineo.org)
Bildrechte: Anna Gold

Auszeichnung: Wirkt-Siegel
Sieben Träger wurden für Ihre Projekte mit dem Wirkt-Siegel ausgezeichnet. Die Verleihung fand am 16. Oktober 2018 in Berlin statt.

Empowerment – der Begriff klingt nicht nur stark. In diesem Konzept stehen auch die Stärken im Mittelpunkt. Empowernde Projekte haben den Anspruch, existierende Potenziale und Ressourcen ihrer Zielgruppe zu sehen und schließlich zu heben. Geflüchtete Frauen sollen also ihre Möglichkeiten kennen und letztlich selbst ins Handeln kommen.

Ziel ist, die Teilnehmerinnen zu bestärken, sodass sie nicht von einer Abhängigkeit in die nächste rutschen und sich dauerhaft an Hilfsstrukturen klammern. „Hilfe zur Selbsthilfe“ ist das dahinterliegende Prinzip. Machtlosigkeit soll überwunden werden – das bestehende Stereotyp des Opfers, das geflüchteten Frauen oft anhaftet, kann überschrieben werden. Hierzu müssen sie sich aber zunächst selbst als selbstbewusste, aktive Gestalterinnen unserer Gesellschaft erleben.“

(aus: Expertise – FEMpowerment – Geflüchtete Frauen in Deutschland stärken, 10/2018, S. 41)

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