Der Gestützte wird zur Stütze

Krankenhausseelsorger Pater Ralf Büscher SAC

Wie sind Sie mit den Pallottinern in Kontakt gekommen?

Büscher: Über die Hochschule in Vallendar. Ich bin von Haus aus nicht katholisch, sondern erst sehr spät katholisch geworden. Dafür wurde ich dann aber schnell Pallottiner und Priester.

Was sind Sie „von Haus aus“ gewesen?

Büscher: Protestant.

Darf ich fragen, was Sie damals zu dem Schritt des Konvertierens bewogen hat?

Büscher: Der eine war mein Eucharistieverständnis. Im Luthertum ist es ja so, dass die Einsetzung einer Wandlung bewirkt wird, aber sie nicht bleibt. Alles, was nicht konsumiert wird, ist die normale Hostie. Das war immer etwas, was mich persönlich irritiert hat. Im Laufe meiner Studien habe ich dann entdeckt, dass mein Eucharistieverständnis dem katholischen entspricht: dass die Wandlung bleibt. Der andere Grund war der Moment der Beichte. Auch hier entsprach das Katholische mehr meinen Vorstellungen.

Letztendlich war es nicht so, dass ich den protestantischen Glauben „schlecht“ fand – ich habe mich einfach im katholischen eher wiedergefunden.

In welchem Rahmen haben Sie dann die Pallottiner kennengelernt?

Büscher: Ich hatte immer vorgenommen: wenn ich katholisch werde, möchte ich, zumindest eine Zeit lang, in einer Gemeinschaft leben. Ich sollte dazusagen, dass ich davor 10 Jahre mit Hautkrebs zu tun hatte. Das hat mich sehr geprägt. Ich bekam mit 18 die Diagnose: Krebs. Da schwindet einem der Boden unter den Füßen. Als mich nichts mehr getragen hat, war noch dieses Empfinden, dass Gott mich noch trägt.  Als Stütze. In dieser Zeit ist das Kulturreligiöse in eine persönliche Beziehung übergegangen. Als ich dann tatsächlich diese Krankheit überstanden hatte, habe ich gedacht: was machst du jetzt? Ich hatte mich sehr für das Religiöse interessiert und mir gedacht: wenn du schon katholisch wirst, dann könntest du ja auch in einer Gemeinschaft leben und evtl. Theologie studieren. Ich habe mich dann bei verschiedenen Gemeinschaften umgeschaut. Ich wollte entweder in die Krankenseelsorge oder in die Krankenpflege. Dann dachte ich mir: du bist doch ganz am Anfang und willst dich nicht festlegen. Und Pallottiner hatten von allem etwas. Es war nicht – wie manch andere Gemeinschaft – ein „Krankenpflegeorden“, aber wenn man wollte, konnte man. So fiel die Entscheidung.

Nach Studium, Ewiger Profess, Diakon- und Priesterweihe bin ich als Kaplan nach Limburg. Ich hatte mir ja immer vorgestellt, danach in die Krankenhausseelsorge zu gehen. Das habe ich dann nach einer entsprechenden Ausbildung an der Universitätsklinik Frankfurt und am Institut für klinische Seelsorge in Heidelberg auch umgesetzt. Dort hat man mir schon vor dem Abschluss die Stelle im Krankenhaus der Dernbacher Schwestern angeboten und bin dort seit zehn Jahren im Krankenhaus tätig.

Wie sieht Ihr Alltag im Krankenhaus aus?

Büscher: Grundsätzlich gibt es das, was man als Krankenhausseelorger macht: man klopft an die Tür, betritt das Zimmer und lernt die Patienten mal mehr und mal weniger kennen. Dazu habe ich den Arbeitskreis der Eltern totgeborener Kinder. Dann gibt es noch die Pflegeschule, wo ich auch Unterricht gebe: einmal über die Gründerin der Dernbacher Schwestern, dann über Ethik, Werte und Normen und überhaupt über das Konzept der Krankenhausseelorge. Kinder segnen ist immer sehr schön; wird auch sehr gut angenommen. Natürlich gehören auch Krankensalbungen dazu und Verabschiedungen. Neu ist jetzt der Bau des Hospizes: damit sich auf dem letzten Weg jemand kümmert, wenn das familiäre Umfeld nicht mehr da ist. Dass die Menschen dort eine Anlaufstelle haben.   ((Text und Bild: Janina Beckmann; 02.03.17))

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