Pater Arnold Lutzny SAC
Der 93-Jährige verrät: „Mein Medikament ist das Gebet“
Er war gerade mal 40 Jahre alt als ihn die Ärzte 1966 mit der Diagnose „unheilbar krank“ aus dem Krankenhaus entließen. Als einzige Hilfe für seine schwere Lungenkrankheit empfahlen sie dem Pallottinerpater Arnold Lutzny als einzige Hoffnung einen Klimawechsel: Raus aus dem Limburger Kloster und hinauf in die Berge, möglichst 1.000 Meter hoch. Heute ist der Pater 93 Jahre alt und sagt von sich: „Ich bin himmlich-glücklich und zu frieden.“
Neue Aufgabe in 1.490 Metern Höhe
Tatsächlich verdankt der Geistliche sein langes Leben der Höhenluft, seiner Kämpfernatur und einem unerschütterlichen Gottvertrauen. Nach seiner niederschmetternden Diagnose erschien für ihn die Diözese Innsbruck besonders geeignet. Als dort 1967 der Pfarrer von Langesthei, einer kleinen Ortschaft der Gemeinde Kappl in Tirol, verstorben war, fand Arnold Lutzny dort eine neue Aufgabe. In 1.490 Metern Höhe übernahm er am 24. Oktober 1968 die Pfarrei, wohl wissend, dass er dort dem Himmel ein Stück näher gekommen war und startete seine neue Berufung am Fest des Erzengels Raphael (aus dem Lateinischen „Gott heilt“), der als Schutzengel und Wegbegleiter verehrt wird.
Aus einer anfänglichen Aushilfstätigkeit wurden 37 Jahre, die der Ortspfarrer bei guter Gesundheit gestaltete. Dort hat er sich über seine seelsorgerische Tätigkeit hinaus auch für viele andere Anliegen der Gemeinde Langesthei stark gemacht, unter anderem für den Bau von Straßen und einer Almkapelle eingesetzt, die Pfarrkirche renoviert und die Orgel generalüberholt. Lutzny hat dabei selbst tatkräftig mitgeholfen, zum Beispiel mit seinem kleinen Volkswagen Bodenplatten und Stiege aus Deutschland transportiert.
Lawinenverbauungen und Gebete
Pfarrer Lutzny unterrichtete bis 1997 im Fach Religion an vier Volksschulen. Er unternahm viele Wallfahrten nach Lourdes und in andere Wallfahrtsorte. Ein besonderes Anliegen waren dem Pater die Lawinenverbauungen, um die er immer gekämpft und sich dabei von keiner Behörde abwimmeln ließ. Der Bürgermeister von Kappl, Helmut Ladner, berichtet von „seiner Hartnäckigkeit, die sicher nicht immer gern gesehen war, naturgemäß auch Schwierigkeiten mit sich brachte, von denen sich Pfarrer Lutzny jedoch nicht beeindrucken ließ und diese von ihm meist mit seinem verschmitzten Lächeln übermalt wurden.“
Der Seelsorger habe immer ein wachsames Auge auf seine Schäfchen gehabt und jede Verfehlung meist gleich im Keime erstickt. Seine Gebete in vielen Anliegen hätten die Messen naturgemäß verlängert, aber auch den Ort vor Unheil und Katastrophen bewahrt. Seit 2005 lebt Lutzny wieder in der Limburger Pallottinerkommunität an der Wiesbadener Straße. Noch heute vertrauen die Gläubigen in Langesthei auf den Wettersegen ihres ehemaligen Pfarrers, der ihn von der Lahn nach Tirol in die Berge schickt. Bereits 1999 hatte ihm der Bischof von Innsbruck, Alois Kothgasser, mit dem Titel „Bischöflicher Geistlicher Rat“ gedankt.
Für all seine Verdienste hat ihn die Gemeinde Kappl vor der Rückkehr nach Limburg 2005 zum Ehrenbürger ernannt. Die Dankbarkeit der Menschen in seiner Tiroler Wirkungsstätte wurde einmal mehr am 16. Oktober 2016 erlebbar. An Pater Lutznys 90. Geburtstag fuhren zwei Busse aus Österreich vor. Die Abordnung aus Kappl/Langesthei gestaltete in der Pallottinerkirche das Hochamt mit ihrer Blaskapelle und brachte ihrem Ehrenbürger ein Ständchen auf dem Kirchplatz.
Messdiener bei Pater Richard Henkes
Pater Arnold Lutzny stammt aus Kreuzendorf, ein Ort in der Diözese Breslau, der nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 als Gołuszowice an Polen fiel. Dies war die Gemeinde, in der der aus Ruppach stammende Pallottinerpater Richard Henkes wirkte, der als Märtyrer im KZ Dachau verstarb und im September 2019 im Limburger Dom selig gesprochen wurde. Pater Lutzny ist der einzig lebende Zeitzeuge der Pallottiner, der bei Henkes Messdiener war. Zunächst habe nur seine Mutter die Vorträge von Richard besucht, aber dann habe Henkes alle Mütter aufgefordert, ihre Kinder mitzubringen.
„Kreuzendorf war wunderschön und ich war tief beeindruckt von Richard Henkes“, erinnert sich der 93-Jährige, der mit seiner Schwester Irmgard, einer späteren Schönstatt-Schwester, und seinem Bruder Günter aufwuchs. „Wir hatten zu Hause ein Klavier. Vater war Lehrer und musikalisch. Ich habe immer auf dem Klavier geklimpert.“ Als der junge Arnold fehlerfrei „Großer Gott wir loben dich“ und „Maria zu lieben“ spielen konnte, setzte ihn der Pfarrer an die Kirchenorgel. Arnold, der in der Volksschule wegen seiner Fähigkeiten einige Klassen übersprang, wollte Priester werden.
Ein Medikament, das schon die Eltern kannten
„Ich habe Henkes gefragt: ‚Wohin soll ich gehen?‘ und er hat geantwortet: ‚Du wirst Pallottiner, schreib nach Limburg‘. Ich wurde angenommen. Doch dann wurde ich erst einmal in den Wehrdienst eingezogen und geriet in amerikanische Gefangenschaft.“ Am 9. September 1946 waren er und ein Mitschüler mit dem Zug in der Domstadt angekommen.
Nach dem Besuch des Bischof-Vieter-Kollegs der Pallottiner hatte Lutzny im März 1951 am Limburger Gymnasium das Abitur bestanden. Das ewige Gelübte legte er am 25. April 1954 ab. Nach dem Theologiestudium wurde er am 16. Juli 1957 im Alter von 30 Jahren zum Priester geweiht, mithin vor über sechs Jahrzehnten. In Limburg war er ab Oktober 1962 der Spiritual für die Novizenbrüder und Aspiranten, bis ihn 1966 die Lungenkrankheit ereilte.
Fragt man Pater Lutzny, wie er es geschafft hat, trotz seiner einst schweren Krankheit so alt werden konnte, so antwortet er: „Ich habe da ein Medikament, das schon meine Eltern kannten – das Gebet.“
Text und Foto: Dieter Fluck
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