Osterkerze aus Bruchstücken spendet Licht
Große Resonanz auf Aktion der Pallottiner zur Fastenzeit
Es war ein langer Prozess, aber jetzt ist die Auferstehungskerze aus Wachsresten in der Osternacht in der Friedberger Pallotti-Kirche entzündet worden. „Diese Osterkerze hat mich besonders berührt“, sagte Zelebrant Vizeprovinzial Pater Michael Pfenning. In ihr seien die Wunden und Bruchstellen der Menschen sichtbar, die die Wachsstücke als Symbol für Dunkles in ihrem Leben an die Pallottiner geschickt haben.
Waschkörbeweise stapelten sich Kerzenreste bei den Pallottinern. Per Post kamen Pakete mit den Wachstückchen an, oder Menschen legten sie eigenhändig in die Schale im Vorraum der Pallotti-Kirche in Friedberg. Mit ihnen verbunden war die Hoffnung auf Erlösung von Dunklem und Unerlöstem. Als Symbol dafür formte Missionssekretär Pater Markus Hau daraus die neue Osterkerze der Pallottiner.
Die kleinen Wachsstücke sollten in dieser Fastenzeit zum Symbol werden: für Dunkles, Zerbrochenes, Hartes und Schuld. Sie sollen aber auch zum Symbol dafür werden, dass Erlösung naht. Denn wer seine Wachsstücke zu den Pallottinern sendete, ließ sie Teil einer neuen bunten Osterkerze werden, die für Vergebung und neues Leben steht.
Sechs Wäschekörbe waren am Ende voller Wachsstücke im Keller des Pallotti-Hauses eingesammelt. Die Novizen schnitten sie noch in kleine Stücke, da zum Teil auch ganze abgebrannte Kerzen abgegeben wurden. Mit ihnen sind auch alle Anliegen, die damit verbunden wurden, bei den Pallottinern angekommen, versichert Pater Hau.
Er hat alle mitgeschickten Briefe gelesen, zum Teil schriftlich beantwortet und manche Menschen auch zurückgerufen. „Wir haben alle Anliegen mit ins Gebet genommen“, sagt Pater Hau und erzählt von Themen wie Trauer, Schuld, Lebensnöten, Lebensschicksalen, Fluchtgeschichten und Dunkelheiten, die in den Briefen aufschienen. Manche Personen haben auch bewusst Traukerzen oder Taufkerzen mit einem Gebet verknüpft und an die Pallottiner geschickt.
In mehreren Schritten ist aus den Wachsstücken neues Kerzenleben erweckt worden. Bei der Friedberger Künstlerin Isolde Heumann wurden die Reste Schicht für Schicht in ein Rohr gefüllt und mit Flüssigwachs übergossen. Auch dies ein symbolischer Akt. Denn auch die Bruchstücke des Lebens lassen sich nicht so einfach wieder zusammenkleben. Das geeignete Gefäß, das richtige Wachs, Geduld und eine ruhige Hand sowie die Werkzeuge, die fertige Kerze aus der Form zu befreien sind nötig.
Eine kleinere Kerze zum Üben machte den Vorläufer, sie wird in der Hauskappelle aufgestellt sowie eine weitere für die Krankenhauskapelle in Friedberg. Als drittes und letztes erblickte die ein Meter hohe Osterkerze das Licht der Welt. Und wie Pater Markus Hau, die Kerze aus dem Gefäß zog, während Isolde Heumann das Plastikrohr hielt, erinnerte fast en eine Geburt. Fast sieht es so aus, als würde die Kerze von dem weißlichen Wachs umspült. Und an manchen Stellen schaut rotes Wachs hervor. „Die Wunden Christi sind in der Kerze drin“, sagt Pater Hau. Am Ende zog Isolde Heumann noch einen goldenen Strich an der Rohr-Naht entlang.
In der Osternacht wird die Osterkerze entzündet
Am Karsamstag in der Osternachtfeier war es dann so weit: Am Osterfeuer entzündete Vizeprovinzial Pater Michael Pfenning die ein Meter hohe Osterkerze, bevor er drei Mal das „Lumen Christi“ – „Christus, das Licht“ in die dunkle Kirche rief. „Diese Kerze berührt mich dieses Jahr besonders“, sagt Pfenning. Da sei Leid, Schmerz, Trauer und Todesangst miteingeflossen. Diese Wunden und Bruchstellen seien in der Osterkerze zu sehen. „Hunderte Menschen haben uns Wachs geschickt, Briefe geschrieben, und in einem geistlichen Prozess ist die Kerze gegossen worden.“
Für den Pallottinerpater macht sie deutlich, dass wir miteinander zum Licht werden können. „Wenn wir die Wunden annehmen, weil Gott unsere Wunden annimmt, können Wunden zur Kraft werden. Denn in Christi Wunden seien unsere Wunden geheilt, so der Pater. Die Osterkerze sei das Symbol dafür, dass Dunkles Licht werden dürfe. Und so lautete auch das Motto der Aktion: „Miteinander Licht werden.“
Text & Bilder: Alexander Schweda
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