Umstrukturierung und strategische Neuausrichtung der PTHV wird fortgesetzt
Humanwissenschaften werden ausgebaut – Pflegewissenschaft wird stillgelegt
Die Umstrukturierung und Neuausrichtung der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Pallottiner (PTHV) in Vallendar wird fortgesetzt: Ziel ist es, die Werteorientierung, die an der Theologischen Fakultät gelebt und erforscht wird, mit den Humanwissenschaften zu verknüpfen. Dazu wurde im Januar die Fakultät für Humanwissenschaft gegründet. Die Fakultät für Pflegewissenschaft wird dagegen aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt, nachdem der ursprüngliche Plan, die Fakultät als deutlich verkleinerten Teil der Humanwissenschaft weiterzuführen, nicht umgesetzt werden konnte. Dies hat die Provinzleitung der Pallottiner beschlossen.
„Dieser Schritt ist notwendig, um die Hochschule auf einem gesunden Fundament in die Zukunft führen zu können“, betont Provinzial Pater Helmut Scharler.
Schwieriges Marktumfeld und veränderte Trägerschaft
Zwei Gründe sind für diesen Schritt ausschlaggebend: Erstens die Tatsache, dass im Markt der Pflegewissenschaft staatliche Mitbewerber auch ohne Studiengebühren tätig sind. Dies erschwert es privaten Anbietern, sich mit Gebührenfinanzierung in diesem Bereich zu behaupten. Zudem hat sich die vor einem Jahrzehnt bei der Gründung der Fakultät der Pflegewissenschaft gehegte Hoffnung, dass die Pflege in Deutschland akademisiert wird, nicht im nötigen Maße erfüllt. „In Deutschland hat die Pflege hier weniger erreicht als in anderen Ländern“, sagt Provinzial Pater Helmut Scharler.
Zweitens sind die Pallottiner nach dem Ausstieg der Marienhaus Holding aus der PTHV GmbH zum Jahresende 2020, alleiniger Gesellschafter und stehen damit auch finanziell in der Verantwortung. Die pflegewissenschaftliche Fakultät wurde hauptsächlich vom Partner Marienhaus getragen. Seit dem Ausstieg liegt die gesamte finanzielle Last bei den Pallottinern. Da zu wenig zahlende Studierende eingeschrieben sind und die Studierendenzahlen seit Jahren rückläufig sind, ist es der ordensähnlichen Gemeinschaft nicht möglich, die Fakultät aufrechtzuerhalten. So konnte zum Beispiel der Bachelor-Studiengang Pflegeexpertise aufgrund fehlender Nachfrage nicht gestartet werden.
Zu Zeit hat die pflegewissenschaftliche Fakultät rund 250 Studierende, von denen rund 90 Teilnehmer aus der Kooperation mit der Universität Koblenz zur Ausbildung von Berufsschullehrern stammen. Ein großer Teil der anderen Studierenden hat die Regelstudienzeit bereits überschritten und zahlt somit auch keine nennenswerten Gebühren mehr.
Die Stilllegung der Fakultät bedeutet, dass Studierende, die schon eingeschrieben sind, ihr Studium zumindest in der Regelstudienzeit beenden können, Neuaufnahmen sind nicht mehr möglich. Die Provinzleitung bedauert, dass es für die pflegewissenschaftliche Fakultät keine Perspektive gibt, ist aber überzeugt, dass die Verknüpfung von Humanwissenschaft und Theologie für die PTHV zukunftsfähig ist. Die Humanwissenschaften mit Disziplinen wie Psychologie, Psychotherapie und soziale Arbeit sollen mit Theologie und Ethik in Verbindung treten, wünscht sich der Provinzial, der selbst ausgebildeter Psychotherapeut ist.
Hintergrund
Im Januar wurde die Fakultät für Humanwissenschaften gegründet, für die zurzeit neue Studien- und Weiterbildungsangebote sowie Zertifikatslehrgänge in der Entwicklung und Akkreditierung sind. Bereits jetzt existiert ein umfassendes Netzwerk der PTHV mit angrenzenden Studienangeboten, Forschungsinstitutionen und Einrichtungen aus der Praxis. Weiterhin sind an die PTHV verschiedene Institute angegliedert, wie das im Jahr 2006 gegründete Ethik-Institut an der PTHV, welches seit 2020 einen Zweitstandort in Trier unterhält. Im Juli 2020 hat die Provinzversammlung der Pallottiner nach dem Ausstieg der Marienhaus Holding ein klares Ja zum Fortbestand der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar getroffen und damit deren Zukunft gesichert, aber auch die Neuausrichtung und Umstrukturierung angekündigt. Die PTHV ist eine katholische Hochschule in freier Trägerschaft im Rang einer Universität.
Die PTHV gGmbH beschäftigt aktuell rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insgesamt sind derzeit ca. 450 Studierende und Promovierende an der PTHV immatrikuliert und werden von 50 Professorinnen und Professoren sowie Dozierende betreut.
Zur Geschichte der der Philosophisch-Theologischen Hochschule
Nach der Gründung erster Niederlassungen in Deutschland im Jahr 1892 haben die Pallottiner 1896 eine Philosophisch-Theologische Bildungsstätte eröffnet und sie nach einem einjährigen Provisorium in Koblenz-Ehrenbreitstein für ein halbes Jahrhundert in Limburg angesiedelt. Nach dem 2. Weltkrieg hat sich die Provinzleitung 1945 entschieden, die Theologische Hochschule nach Vallendar zu verlegen.
Bis in die 1960er Jahre wurden an der Hochschule nur Pallottiner ausgebildet. In den 1970er Jahren wurde der Bildungsauftrag von Priesteramtskandidaten auf Laientheologen ausgedehnt. 1979 erhielt die Hochschule die staatliche Anerkennung als wissenschaftliche Hochschule in freier Trägerschaft für den „Diplomstudiengang im Fach Katholische Theologie“. Seit 1993 führt die Hochschule den Namen Philosophisch-Theologische Hochschule der Gesellschaft des Katholischen Apostolates (Pallottiner), abgekürzt: PTHV.
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