Verborgene Möglichkeiten herausgearbeitet

Jubiläum: Vor 100 Jahren kamen Pallottiner nach Südafrika

100 Jahre ist es her, dass die Pallottiner nach Südafrika kamen. Noch heute gehört die pallottinische Einheit zu der Herz-Jesu-Provinz mit Deutschland, Österreich, Spanien, Kroatien sowie Malawi, Nigeria und Südafrika. Provinzial P. Markus Hau SAC erinnerte jetzt vor Ort an die Anfänge.

107 Namen verstorbener Pallottiner, die in Südafrika tätig waren, werden verlesen. Provinzial, P. Markus Hau, entzündet am Altar eine große Kerze. Der Chor begleitet die Szene mit einem typischen Xhosa-Gesang, wie es sonst zu einer Beisetzung üblich ist. Beeindruckend die Eröffnung des Festgottesdienstes in der Kathedrale in Queenstown am 26. November zum Jubiläum „100 Jahre Pallottiner in Südafrika“.

Provinzial P. Hau stellte zu Beginn seiner Predigt die Frage: „Was haben die Brüder und Patres damals gesehen, als sie 1922 in Südafrika ankamen?“ Und er verwies auf den römischen Bildhauer Michelangelo, der angesichts von Marmorblöcken gesagt habe, der Künstler müsse zum einen die Realität wahrnehmen und zum anderen die Möglichkeiten, die darin verborgen liegen und die es herauszuarbeiten gilt. In vergleichbarer Weise hätten die Mitbrüder damals eine Vision entwickelt. „Sie haben die verborgene Schönheit eines anderen Südafrika gesehen, an deren Verwirklichung sie aus der Kraft des Glaubens gearbeitet haben. Sie wollten mit den Menschen sein“, sagte P. Hau.

Pallottiner wenden sich der schwarzen Bevölkerung zu

P. Hau er streifte kurz die Geschichte der Pallottiner, die nach dem Verlust der Mission in Kamerun durch den Ersten Weltkrieg, vom Vatikan den Aufbau der Diözesen Oudtshoorn und Queenstown in Südafrika zugewiesen bekamen. Im September 1922 waren ehemalige Kamerun-Missionare in Südafrika gelandet: Bischof Franz Hennemann, fünf Patres, drei Brüder. Mehr als hundert Pallottiner aus Deutschland sollten in den nächsten Jahrzehnten folgen. Sie bauten die Diözesen Oudtshoorn und Queenstown auf; dazu kamen Niederlassungen in Kapstadt und Merrivale (Diözese Durban).

Pallottiner in Südafrika Schule der Pallottiner in Südafrika 1930 - Quelle: Provinzarchiv

Obschon die Bedingungen hier ganz andere waren, gingen die ehemaligen Kamerun-Missionare mit großem Fleiß die neue Aufgabe an. Anders als dort gab es hier katholische Kirche und Mission. Aber überwiegend weiß geprägt. So wandte man sich sofort der schwarzen Bevölkerung zu und den Coloureds.

Es wurden Gemeinden gegründet und aufgebaut. Es entstand ein Hospital, Schulen, Krankenstationen, Schwesternhäuser. Ohne die Mithilfe der Pallottinerinnen und anderer Schwesterngemeinschaften hätten die Patres und Brüder ihre Arbeit nicht leisten können. P. Hau erinnerte auch an den Aufbau des Bildungszentrums in Lumku und des Sprachzentrums in McKay‘s Nek. Dazu gehörte auch die Entstehung von „Pallotti-Press“. Bibel und liturgische Texte wurden in die Xhosa-Sprache übersetzt und gedruckt, dazu Bücher mit Liedern und Gebeten. Hier haben die Patres August Skottnik und Arnold Fischer große Arbeit geleistet; letzterer veröffentlichte das erste Wörterbuch Xhosa/Englisch.

Besonders betonte der Provinzial die Leistung der Pallottiner-Brüder. Als gut ausgebildete Handwerker bauten sie viele Kirchen und Missionsstationen, nicht zuletzt die Kathedralen in Oudtshoorn und Queenstown.

Zwei Aspekte waren P. Hau in seiner Predigt wichtig. Die Mitbrüder konnten und können ihre Arbeit in Südafrika in dem Maße nur leisten, weil sie aus Deutschland unterstützt werden. Und er betonte: „Die Brüder und Patres haben nichts für sich erworben und gebaut, sondern für die Gemeinden hier vor Ort, für die Menschen.“ In der Tat sind heute an vielen Orten keine Pallottiner mehr tätig, sondern einheimische Priester und Katechisten.

Ein Pallottiner als Bischof

Einen Pallottiner als Bischof hat wieder die Diözese Queenstown. Bischof Sphiwo Paul Vanqa leitete den Festgottesdienst am 26. November. Er nutzte bewusst die Mitra und den Stab von Bischof Johannes Rosenthal (1903-1975), der die Kathedrale 1955 erbaut hatte. Bischof Vanqa, er hatte von 1980 bis 1982 in Untermerzbach sein Noviziat absolviert, dann in Cedara und Rom studiert, war 1986 zum Priester geweiht worden, wirkte in verschiedenen Pfarreien und als Ausbilder in Merrivale, dankte am Ende des Gottesdienstes den Mitbrüdern für den Aufbau der Kirche in seinem Land und den vielen Wohltätern aus Deutschland, die „ihre Missionare“ immer großzügig unterstützt hätten. Viele Namen seien und blieben unvergessen.

Nach dem dreistündigen Festgottesdienst lud der Obere der Pallottiner in Südafrika, P. Michael Ndau, zu einem Essen in den großen Pfarrsaal neben der Kathedrale ein, das Frauen der „Vinzenz-Pallotti-Gruppe“ bestens organisiert hatten. Typisch Südafrika: Vor dem Essen tanzten Jugendliche aus der Pfarrei Cofinvaba einen Mix aus Tradition und Moderne.

Delegaturversammlung vor dem Jubiläum

Auf der Pallotti-Farm fand vor dem Jubiläumstag die jährliche Delegaturversammlung der südafrikanischen Mitbrüder mit dem Provinzial statt. Neben den 23 Patres und Brüdern, die aus Südafrika, Malawi, Nigeria und Kamerun stammen, waren auch die 25 Studenten aus Merrivale gekommen. Dazu fünf neue Postulanten, drei aus Südafrika, zwei aus Lesotho. „Ein wunderbares Geschenk zum Jubiläum,“ wie P. Hau mehrfach betonte. Er hatte bei der Versammlung die Mitbrüder auf ihre Verantwortung hingewiesen, nach der Zeit der Pallottiner aus Deutschland nun ihren Weg „mit den Menschen“ weiterzugehen und dabei genau hinzusehen, „was ist und was möglich ist“. Der Provinzial ist überzeugt, dass das pallottinische Leben mit dieser internationalen Gruppe von Mitbrüdern in Südafrika gut weitergeht.

Zum Umfeld des Jubiläumsprogramms gehörten auch Besuche der Gräber von verstorbenen Mitbrüdern, zuletzt P. John Barry Reabow (1938 – 2022), oder auch des ersten schwarzen Pallottiners aus Südafrika, P. Dominic Nxala (1942 – 1997). Auf der Pallotti-Farm gibt es zudem einen Memorial-Garden mit Tafeln, die alle Mitbrüder nennen, die einmal im Land gewirkt haben, gleich ob sie dort oder in Deutschland beigesetzt sind.

100 Jahre Pallottiner in Südafrika

Bericht: P. Alexander Holzbach
Fotos: P. Michael Ndau, P. Alexander Holzbach, Pallottines South Africa

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