Eine Gedenktafel für Pater Willy Mertens

„Kinder, macht nicht so ein Gedöns!"

Mehr als 28 Jahre lang war Pater Willy Mertens SAC Pfarrer in Solingen, im Erzbistum Köln. 2003 wurde er von seiner Gemeinde in den Ruhestand verabschiedet, 2020 ist er im Alter von 91 Jahren gestorben. Jetzt hat die Gemeinde St. Engelbert Spenden gesammelt und an der Pfarrkirche eine Gedenktafel anbringen lassen, um die große Verbundenheit mit ihrem ehemaligen Seelsorger auszudrücken und eine bleibende Erinnerung zu schaffen.

 

Ein Hirte auf Augenhöhe

Der Oberbürgermeister der Stadt Solingen Tim Kurzbach hat bei der Enthüllung der Gedenktafel mit sehr persönlichen Worten an den „guten Solinger Hirten“ erinnert. Bei der katholischen Frauengemeinschaft, den Pfadfindern oder katholischen Sportverbänden, beim Arbeitskreis „Kirche und Wirtschaft“ oder der Ökumene, habe Pater Mertens nicht nur selbst Verantwortung übernommen, sondern die Laien ermutigt, sich ebenfalls zu engagieren. Zudem sei ihm die „Achtung des Glaubens und der Überzeugung anderer“ wichtig gewesen. Der von Pater Mertens gegründete Ökumenische Bibelkreis und der Arbeitskreis Christlicher Kirchen in Solingen, sei auch heute noch aktiv. Außerdem erinnern sich viele noch an Pater Mertens deutliche Worte, gegen jede Art von Diskriminierung, die er nach dem fremdenfeindlichen Brandanschlag in Solingen fand.

Der Oberbürgermeister, der auch Diözesanratsvorsitzender ist, kritisierte bei dieser Gelegenheit, dass die Kirche, in der Pater Mertens leidenschaftlich wirkte, 2021 nicht mehr dieselbe sei, wie zur Amtszeit des Seelsorgers. Tim Kurzbach beklagte, dass es im Bistum keinen Dialog auf Augenhöhe gebe, wie ihn Pater Willy immer gepflegt habe.

Nach seiner Ansicht hätte sich Pater Mertens gefreut, dass sich genau ein Jahr nach seinem Tod viele Gemeindemitglieder in Erinnerung an ihn zusammengefunden haben. Andererseits hätte er wahrscheinlich bescheiden abgewunken und gesagt: „Kinder, macht nicht so´n Gedöns!“

Abschiedsgottesdienst von Pater Willy Mertens 2003

Seelsorge und Kunst

„Von der Gemeindeseelsorge hatte ich nicht viel Ahnung“, erzählte Pater Mertens bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand der Presse. Als er 1974 nach Solingen kam, konnte er sich nicht vorstellen länger als ein Jahr zu bleiben, „aber dann waren alle so nett.“
Pater Mertens war nicht allein Pfarrer der Gemeinde St. Engelbert, er versah in unterschiedlichen Zeitlängen priesterliche und seelsorgliche Dienste im Dekanat und im ganzen Bergischen Land. Sein Hauptanliegen sei stets die „zeitgemäße Auslegung des Evangeliums“ gewesen, daneben habe er immer einen ausgeprägten Kunstsinn gehabt. „Wir verdanken Pater Mertens nicht nur eine wunderschön ausgestaltete Pfarrkirche, sondern auch von ihm organisierte Wallfahrten zu Stätten sakraler Kunst“, schwärmte Lieselotte Mattiske anlässlich seines 25. Jubiläums als Pfarrer von St. Engelbert.
Sein großes Wissen an Kirchen- und Kunstgeschichte brachte Pater Mertens auch bei der Restaurierung der einstigen „Notkirche St. Engelbert“ ein. Der Solinger Künstler Henryk Dywan, welcher von 1979 bis 1985 die Neugestaltung mitverantwortete, gestaltete jetzt auch die Gedenkplatte, die nun an der Kirchenaußenwand hängt.

Altar in St. Engelbert in Solingen
Das Relief auf dem Altar zeigt den Pfarrpatron, den hl. Erzbischof Engelbert von Köln, mit einem kleinen Modell der Pfarrkirche St. Engelbert und den hl. Vinzenz Pallotti mit dem Petersdom.
Bronzeplakette von Vinzenz Pallotti
Bronzeplakette von Vinzenz Pallotti auf dem Ambo der Pfarrkirche St. Engelbert in Solingen.
Tympanon mit St. Engelbert und St. Vinzenz Pallotti
Das geschmückte Giebelfeld aus Sandstein (Tympanon) über dem Eingang zur Sakramentskapelle zeigt, neben einem Kreuz - das als Lebensbaum den Tod überwindet, den Hl. Engelbert und den Hl. Vinzenz Pallotti.
Die zweite Glocke wurde 2001 gegossen.
Die zweite Glocke der Pfarrkirche wurde 2001 gegossen.

Vinzenz Pallotti in Solingen

Da Pater Mertens Pallottiner war, ist den Solingern auch der römische Heilige Vinzenz Pallotti nicht fremd. An vier Stellen wird in St. Engelbert an den Heiligen erinnert: Am Altar, in dem auch eine Reliquie von Vinzenz Pallotti eingemauert ist, am Ambo, auf dem Tympanon und auf einer Glocke.
Weshalb sich im Altar der Kirche gleich zwei Reliquien befinden, das war vermutlich einfach Glück. Zu dem Zeitpunkt der Weihe des neuen Altars, im Jahr 1985, wurde – aus wissenschaftlichen Gründen – zuerst das Grab des Heiligen Engelbert, im Kölner Dom geöffnet und dann – im gleichen Jahr – zufällig auch das Grab des Heiligen Vinzenz Pallotti in der Kirche San Salvatore in Onda in Rom. Die Reliquie aus Köln besteht aus einem Fingerknochen, über die Reliquie aus Rom ist nichts überliefert.

Gedenktafel für den Pallottiner-Pater Willy Mertens SAC

Fotos und Quellen: Rita Rhefus

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