Immer mit beiden Beinen auf dem Boden
Pater Rüdiger Kiefer feiert seinen 70. Geburtstag – Umzug von Hamburg nach Friedberg
Seit 70 Jahren wandelt Pater Rüdiger Kiefer hier auf Erden und er betont, dass er dabei immer mit beiden Beinen auf dem Boden gestanden ist. Denn das ist dem Seelsorger, der 35 Jahre in Leitungsfunktion war immer wichtig: auf Augenhöhe mit den Menschen zu sein und ihnen etwas anzubieten, was jetzt gerade hilfreich ist. Im Herbst wird er aus dem Norden von Hamburg ganz in den Süden nach Friedberg umziehen.
Fragt man Pater Kiefer, wo er es in seinen über 40 Priesterjahren am schönsten fand, erhält man zwei Antworten: Hamburg würde er immer München als Stadt vorziehen. Und: In der Jugendarbeit in Olpe hat er sich am wohlsten gefühlt. Warum? „Die Jugendlichen hatten großen Einfluss auf mich“, sagt er. „Sie sind am wahrhaftigsten und geradeheraus.“ Also so wie Pater Kiefer eben selbst gerne ist: auf Augenhöhe, ehrlich und mit klarer Haltung. Und so ist der Pallottinerpater auch immer geblieben.
„Ich wollte immer den Menschen dienlich sein“, betont er. Das sei seine Konstante, auch wenn sich sonst in der Kirche und in der Welt einiges verändert hat. „Als ich eingestiegen bin, geschah das unter ganz andren Parametern“, meint Pater Kiefer. „Die Kirche hat sich verändert, ich habe mich verändert, weil die Menschen sich verändert haben.“ Vor vier Jahrzehnten habe es noch eine Volkskirche gegeben. „Die existiert nicht mehr“, sagt Pater Kiefer. In der Gesellschaft vollziehe sich ein Rechtsruck. Da gelte es Haltung zu beziehen und die Erinnerung daran wachzuhalten, dass wir frei und Gottes Ebenbilder seien.
Nicht bei Adam und Eva anfangen
Angesichts der Veränderungen sei es sein Anliegen, immer zu schauen, was die Menschen aktuell bewegt, um darauf zu reagieren. Er will Bausteine anbieten, die man in sein eigenes Gesamtgefüge einpassen kann. Er fange nicht bei Adam und Eva an zu predigen, sagt er. Adam und Eva interessierten nur, wenn sie auch dran wären.
Wenn Pater Kiefer auf sein eigenes Leben blickt, dann habe es wie bei allem Menschen Höhen und Tiefen gegeben. „Es läuft doch bei keinem alles glatt, warum soll das bei mir so sein?“, sagt er. Er habe viele Funktionen gehabt. So war der im Saarland geborene Priester in der Jugendarbeit tätig, war Pfarrer in Vallendar und Rheinbach sowie Provinzökonom der Nordprovinz, wo er die Fusion mit der Südprovinz vorbereitete. Außerdem übte er die Funktion des Generalsekretärs der Ordensoberen aus und begleitete hier die Entwicklung zur Deutschen Ordensoberenkonferenz (DOK), bis ihn gesundheitliche Probleme zwangen dort aufzuhören.
In den vergangenen Jahren war er Rektor der örtlichen Kommunität in Salzburg und Pfarrer in Hamburg. Ab November wird er zum ersten Mal in keiner Leitungsfunktion mehr sein und in der Pfarrei St. Jakob in Friedberg mitarbeiten. Aus Hamburg wird er schon im September wegziehen.
Menschen mit allen Sinnen ansprechen
Auch wenn er keine leitende Funktion mehr hat, man kann sich darauf verlassen, dass Pater Kiefer einer ist, der mit anpackt, und zwar mit allen Sinnen. Im Johannes-Schlössl in Salzburg zum Beispiel stand er eigenhändig am Herd, um Fastensuppe auszuschenken. „Ich wollte so auf die Fastenzeit einstimmen und auf unsere Fastenkurse aufmerksam machen“, erinnert er sich. Im Advent dagegen bot er im Park Stationen wie eine Duftstation an. „Wir müssen die Menschen mit allen Sinnen ansprechen, und so andere Erkenntnisse zulassen“, sagt er. „Wir sind ja viel zu wortlastig.“ Er suche auch immer nach der richtigen Sprache, um Menschen erreichen zu können.
Ein Stichwort ist dabei für ihn „tragfähige Antworten“. Er will den Menschen etwas anbieten, und sie müssten entscheiden, ob es für sie tragfähig ist. Und woran erkenne ich die Tragfähigkeit? Es dürfe keine große Theorie sein, sondern „es muss etwas sein, was mich jetzt im Augenblick trägt, weil ich es jetzt brauche.“ Es kann sein, dass in vier Wochen eine neue Antwort nötig sei. „Was mich trägt, muss jetzt tragen“, sagt der Seelsorger.
Für sich selbst wünscht sich der 70-Jährige, dass er in ruhigere Fahrwasser gelange, dass die Gesundheit stabil bleibe und „die Erfahrung, dass mein Einsatz nicht vergebens ist. Denn Pater Kiefer ist überzeugt: „Jedes Leben hinterlässt seine eigenen Spuren.“
Bericht: Alexander Schweda;
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