Von den vielfältigen Möglichkeiten, Menschen auf ihren Wegen zu begleiten
Verheutigung der Botschaft Jesu: Con attualità
„Im Dienst der Menschen“, „Verheutigung der Botschaft Jesu“ (con attualità) – auf den ersten Blick mag unser Auftrag als Pallottiner sehr theoretisch erscheinen. Doch wie gestaltet sich die Praxis? Wie erkennen wir „aktuelle Themen der Gegenwart“ und „Nöte der Zeit“? Was die „Pastoral“ mit oben genanntem Auftrag zu tun hat, muss an dieser Stelle wohl kaum erläutert werden. An dieser Stelle wollen wir uns Aktionen, Projekte und Aktivitäten jenseits unseres täglichen „Brot- und Buttergeschäfts“ anschauen. Werfen wir einen Blick in die Provinz – auf einige Orte, wo man sich die Frage nach aktuellen Themen und Nöten gestellt hat und ganz unterschiedliche Menschen ein Stück ihrer ganz unterschiedlichen Wege begleitet.
Helfen, wo Not ist
„Wenn ein wohlhabendes Land wie Deutschland die Flüchtlingskriese nicht bewältigen könne – wer dann?“, war von deutschen Politikern in den letzten Monaten immer wieder zu hören. In einer Zeit, in der Harz-IV-Sätze hinter den Lebenskosten zurückbleiben und die Arm-Reich-Schere immer größer wird, hat diese Aussage nicht wenige überrascht oder gar verärgert.
Die Pallottiner in Berlin haben gezielt den Schritt an den „Rand“ der Gesellschaft getan und versuchen genau dort zu helfen, wo unser Sozialsystem nicht mehr greift. Das Team von Pallotti-Mobil hilft beispielsweise armen Menschen bei Renovierungen und Umzügen und auf diesem Wege zurück in die Gesellschaft. „Wenn wir nicht helfen, wer dann?“, so einer der Mitarbeiter. Samstag Abends verteilen Neuköllner Pallottiner Brot und Tee bei den Obdachlosen am Bahnhof Zoo – in den Wintermonaten werden eben jene einmal pro Woche zu einem warmen Essen und einer warmen Übernachtungsmöglichkeit nach St. Richard geladen. Armut ist auch im deutschsprachigen Raum ein Thema – auch wenn sie gerne übersehen wird.
Doch rechtfertig sie, dass man Menschen, die vor Gewalt, Krieg und Terror flüchten, den Fluchtweg verbaut, die Türen verriegelt und sich an der eigenen Geborgenheit erfreut? „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ – heißt es im Matthäus Evangelium. Eine mehr als deutliche Botschaft.

„Wir hatten das in der Gemeinschaft vorbesprochen“, erzählt Pallottinerpater Norbert Lauinger – Rektor des Missionshauses Hofstetten. „Alle waren dafür, dass wir uns beim Thema Flüchtlinge engagieren.“ Gesagt – getan – und kurz darauf zogen – wie in diversen anderen Niederlassungen – auch in Hofstetten Flüchtlinge ein. Zu der Frage, wie sich das Zusammenleben mit einer christlichen Gemeinschaft gestaltet, antwortete einer der jungen Muslim: „Wir waren zwei Monate lang zu Fuß unterwegs, haben wirklich schlimme Dinge gesehen und kein einziges freundliches Wort gehört. Als wir hier her kamen, haben wir an gar nichts geglaubt. Doch hier lernen wir es wieder.“
Man darf sich in diesen Tagen fragen, warum sich Menschen in ihrer Verzweiflung überhaupt erst auf den Weg machen müssen, ihre Heimat zu verlassen und anderorts nach Hilfe zu suchen. Auf Hilfe vor Ort hat sich unser Missionsbüro unter der Leitung von Bruder Bert Meyer spezialisiert. Nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ schaffen sie an Brennpunkten auf der ganzen Welt Infrastruktur (z.B. Brunnen, Transportmöglichkeiten) und vor allem Bildungsangebote, damit die Menschen das nötige „Handwerkszeug“ zur langfristigen Selbstständigkeit bekommen: z.B. durch die Unterstützung von indischen Kinderheimen oder den Bau einer Schule in Kamerun.
Betreuen, wo Bedarf ist

„Du weißt nie, was dich erwartet“, erzählt der Augsburger Klinikseelsorger Pater Sascha Heinze, der initiativ Krankenhauspatienten besucht und ihnen Gesprächsbereitschaft signalisiert. „Häufig erlebe ich, dass die Menschen auf meinen Besuch mit einer ganz tiefen Dankbarkeit reagieren.“ Doch nicht nur Krankheit ist eine jener Situationen, in denen Menschen ihre Einsamkeit besonders bewusst wird: auch die Feiertage gehören dazu. Darum bieten Niederlassungen wie Freising, Hersberg oder auch das Forum Vinzenz Pallotti in Vallendar schon seit Jahren z.B. „Weihnachten in der Gemeinschaft“ – Angebote, die dankbar angenommen werden und meist schon Monate im Voraus ausgebucht sind. Der Betreuung der Jüngsten hat sich unter anderen Bruder Meiko im sozialen Brennpunkt der Dortmunder Nordstadt verschrieben. In seinem Projekt „Essen und Lernen“ fördert er Kinder, die größtenteils einen Migrationshintergrund haben, in Bildung und Sprache und erleichtert ihnen so die Integration sowie den Start ins Schul- und Arbeitsleben. Einen deutlich längeren Lebensabschnitt seiner „Betreuten“ begleitet dagegen Pater Gottfried Scheer (Bild links) – in Maria Bildhausen kümmert er sich um das seelische Wohl von über 350 Schwerbehinderten sowie von deren Betreuern und Angehörigen. Was natürlich nicht heißt, dass man die Pallottiner nicht auch auf Facebook und Co. antreffen kann …
Begleiten, wo ein Bedürfnis ist
„Ich wünsche mir, eines Tages das Heil zu sehen“, sagte der Pater Helmut Scharler, als er im Frühjahr 2016 seine zweite Amtszeit als Provinzial der Pallottiner antrat. „Wir sind noch auf dem Weg. Gemeinsam sind wir unterwegs.“ Doch wie mag dieser „Weg“ aussehen?
Ein besonderer, und für eine christliche Gemeinschaft eher ungewöhnlicher Aspekt bei uns Pallottinern ist sicherlich, dass wir nicht auf einem einzigen, gemeinsamen Weg „unterwegs“ sind, sondern, unseren individuellen Charismen entsprechend, auf ganz unterschiedlichen Wegen leben und arbeiten – und so auch Menschen an ganz unterschiedlichen Stellen abholen und ein Stück ihres Lebens begleiten.

„Es wird ja oftmals gesagt: Dass ist ein Manko. Dass wir kein Profil haben. Ich glaube, dass das Teil unseres Profils ist: dieses Spektrum von Kirche wo Mitbrüder, die sehr unterschiedlicher Meinung sein können, miteinander leben“, so Pater Alexander Diensberg von Haus Wasserburg in Vallendar. Während zum Beispiel Pater Johannes Kopp über Jahrzehnte – erst mit Kursen und nun auch mit seinem Buch „Gebet als Selbstgespräch“ – Menschen über die Zen-Kontemplation den Weg zu einem vertieften Christsein zeigt, feierten die traditionellen, von regem Austausch und gemeinsamen Unternehmungen geprägten Familienkreise von Pater Alfred Gruber in Wien kürzlich ihr 40-jähriges Jubiläum. Während sich Niederlassungen wie Olpe oder die Wasserburg auf die Begleitung Jugendlicher konzentrieren, sind „Siebenquell“ oder auch die „Wege Erwachsenen Glaubens“ – wie der Name schon sagt – ein Angebot für Erwachsene. Nicht zu vergessen natürlich die unzähligen Besinnungstage, die Pallottiner übers ganze Jahr verteilt in Deutschland und Österreich anbieten.
Sie merken – wir Pallottiner sind vielfältig: Ein Anliegen unseres Gründers, um das wir uns auch heute in der gelebten Praxis bemühen. Um mehr zu erfahren, werfen Sie doch mal einen Blick auf unseren Bereich „Für Sie vor Ort“ – dort finden Sie detaillierte Informationen zu den unterschiedlichen pallottinischen Wirkungsstätten.
(jab, 10.05.2016)
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