Von jetzt auf gleich für 57 Jahre nach Südafrika

Bruder Alfons Gross bleibt weltweit vernetzt

57 Jahre arbeitete Pallottinerbruder Alfons Gross in Südafrika. Als er 2019 im Alter von 86 Jahren an seinen Ausgangspunkt in Limburg zurückkehrte, war er ein Fremder. „Am Anfang fiel es mir schwer, wieder Deutsch zu sprechen“, sagt der rüstige Senior, der sich in seinen Einsatzgebieten mit der Amtssprache Xhosa oder auf Englisch verständigen musste. Nach wie vor ist der Klosterbruder mit vielen Menschen auf der Welt vernetzt. „Ich brauche keinen Laptop mehr, habe ihn verschenkt. Surfen im Internet macht süchtig“, sagt er, der im August 90 Jahre alt wird und verschmitzt hinzufügt: „Das mach ich jetzt alles mit meinem Smartphone.“ Sodann fragt: „Haben sie WhatsApp?“

Bruder Alfons ist Techniker durch und durch. „Mein Traum war immer, Maurer zu werden, studieren zu gehen und in der Bautechnik zu arbeiten“, blickt er zurück. Doch die Lebenslinien des Bergmannsohnes, der im Saarland als sechstes von zehn Geschwisterkindern (sie waren acht Jungen und drei Mädchen) das Licht der Welt erblickte, nahmen einen anderen Verlauf. Südafrika wurde seine Heimat.

Von der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) zu den Pallottinern

Geboren in Bubach im Landkreis Neunkirchen, erlernte Alfons den Beruf des Elektrotechnikers. „Ich war damals in der Gewerkschaftsbewegung und in der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) sehr aktiv“, sagt er, „habe in meiner Freizeit Mandoline und Banjo gespielt. Zuhause war ich in einer Band.“ Bei einem Einkehrtag der CAJ habe ihn der Pallottinerpater Rosko, ein sogenannter Volksmissionar, nach Limburg eingeladen.

„Das war 1956, da war ich 24 Jahre alt. Damals wollten viele zu den Pallottinern. Wir waren zehn Leute im Noviziat. Das war eine gute Zeit. Überall wurden Mitbrüder gebraucht. Da konnte man etwas Sinnvolles tun“, berichtet Gross und kommt ins Schwärmen: „Wir hatten damals 120 Brüder, 40 Patres und über hundert Schüler in Limburg.“ Er selbst war im Missionshaus als Techniker eingesetzt und erinnert sich heute noch an die große Heizungsanlage und an das Kesselhaus bei der Druckerei.

1962 brauchten die Pallottiner in Südafrika dringend junge Männer

1962 wurde Bruder Alfons von seinen Vorgesetzten nach Südafrika geschickt. „Das hatte ich gar nicht vor und es war eigentlich unüblich; denn ich hatte noch nicht einmal meine Ewige Profess abgelegt“, berichtet er. „Aber man brauchte in Südafrika dringend junge Männer.“ Dort in Transkei im östlichen Kapland hatten die Pallottiner in den 1930-er Jahren das mit 400 Betten größte Missionskrankenhaus erbaut, das Schwarzen vorbehalten war. Gross arbeitete unter dem ersten Bischof der Diözese Queenstown, dem Pallottiner Johannes Baptist Rosenthal.

Als das Hospital 1976 verstaatlicht wurde, zog der damals 44-Jährige in das Priesterhaus einer Ordensgemeinschaft von Schwestern der „Mutter der göttlichen Liebe“. Auch sie unterhielten eine Klinik und eine Farm. „Ich war dort sowie auf weiteren Missionsstationen für die Technik zuständig: für die Stromversorgung, Wasser und Licht, für die Traktoren, habe Maschinen gewartet. Das war mein Metier“, sagt der Ordensmann, der unter den nachfolgenden Pallottinerbischöfen Johannes Baptist Rosner und Herbert Nikolaus Lenhof arbeitete, der ebenfalls aus dem Saarland stammte. Auch den vierten Bischof von Queenstown, Dabula Anthony Mpako, heute Erzbischof von Pretoria, hatte Bruder Alfons in seiner aktiven Zeit erlebt.

Ein Geschenk von Papst Johannes Paul II.

Unvergessen war für ihn, als ihm Papst Johannes Paul II. 1983 bei einem Besuch in Rom einen Rosenkranz mit dem Hinweis schenkte: „Machen sie reichen Gebrauch davon.“ 2018 hatte sich der Klosterbruder in Kapstadt einer Herz-OP unterziehen müssen, die er dank seiner ausgezeichneten Konstitution gut überstand. „Vielleicht liegt das daran, dass ich in meinem Leben nur wenig Alkohol und Fleisch konsumiert habe“, sagt der fast 90-Jährige, der darauf besteht, täglich zweimal eine halbe Stunde spazieren zu gehen. Von seinen zehn Geschwistern starben drei in jungen Jahren im Krieg. Eine Schwester, die bei den Pallottinerinnen als Schwester Laurentia unter anderem in Beselich-Obertiefenbach in der Altenpflege tätig war, starb 2017. Außer Bruder Alfons lebt nur noch sein jüngster Bruder, der im Mai im Saarland seinen 85. Geburtstag feiern kann.

Sichtlich enttäuscht reagiert der Senior, wenn er bei Besuchen in seiner saarländischen Heimat feststellen muss, dass heutzutage viele junge Menschen vom Glauben nichts mehr wissen wollen. „Wir haben eine sichtbare und eine geistige Welt und viele wollen die geistige Welt nicht sehen, halten sie für Unsinn. Sie meinen, was wir nicht beweisen können, das gibt es nicht“, sagt Bruder Alfons, der auf Afrika verweist: „Dort glauben alle an etwas. Wenn Gott fassbar wäre, dann wäre er kein Gott.“

Foto & Bericht: Dieter Fluck

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