Briefmarken sind seine Mission

Bruder Stüer hat 5000 Marken von Johannes Paul II.

Wenn Günter Jauch bei „Wer wird Millionär?“ fragen würde, welche Person des 20./21. Jahrhunderts wohl am häufigsten auf Briefmarken zu finden sei: wer käme da auf Papst Johannes Paul II.? – Es gibt keines der 127 Länder, die er in seinem 26 Jahre währenden Episkopat bereiste, das ihm nicht mindestens eine Marke mit seinem Konterfei gewidmet hat. Hinzu kommen die vom Vatikan herausgegebenen Exemplare. Für Philatelisten ein anspruchsvolles, schier unerschöpfliches Sammelgebiet. Pallottinerbruder Hans-Gerd Stüer schätzt seine Sammlung auf rund 5.000 verschiedene Marken.

Sonderstempel und Sondermarken aus Portugal
1982 besuchte Papst Johannes Paul II. Portugal. Die Post des Landes verewigte das katholische Kirchenoberhaupt in verschiedenen Posen auf Briefmarken.

Was ist ein Reisebruder?
Der 76-jährige betreut als Reisebruder Förderer und Wohltäter der Pallottiner, stellt Ziele und Projekte ihrer Gemeinschaft vor, wirbt für die Publikationen des Missionshauses. Er hat ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen und frönt seit Kindheit seiner Leidenschaft für Briefmarken und Sonderstempel. „Schauen sie mal hier“, sagt er und öffnet eine Tür auf dem langen Klosterflur. Zum Vorschein kommt eine Ablage vollbelegt mit Alben. „Alles Papstmarken“, sagt Stüer und blättert hier und dort zum Beweis.

Briefmarken für die Mission
Eine seiner vielfältigen Aufgaben in Limburg ist die Briefmarkenmissionshilfe, die er einst von seinem Mitbruder Franz Gursch übernahm. Sie besteht aus Postwertzeichen aller Art, die seit knapp 100 Jahren bei den Pallottinern gesammelt werden. „Mein Vorgänger hatte mich gefragt, ob ich religiöse Motive sammeln wolle, zum Beispiel Weihnachtsmarken, Wohlfahrtsmarken und ganz speziell von dem langen Pontifikat Johannes Paul des Zweiten, davon auch Sonderstempel“, berichtet Stüer und erklärt: „Dieser Papst hat in den jeweiligen Ländern Millionen Menschen in Bewegung gebracht. Er hatte Charisma und bei jedem seiner Besuche die Minderheiten gewürdigt.“

Das komme auf den Marken in vielfältiger Weise zum Ausdruck. Sogar das Attentat auf dem Petersplatz und die Vergebung des Pontifex für den Attentäter seien auf bunten Postwertzeichen dokumentiert.

Wohltäter schicken seit Jahrzehnten Marken nach Limburg
Die Sammlung seines verstorbenen Vorgängers betreibt Hans-Gerd Stüer seit seinem Umzug nach Limburg 2006 nun schon 14 Jahre weiter und hält interessante Marken sammelnder Mitbrüder in Ehren. Was nicht benötigt wird, das wird gegen Spenden an Händler weitergegeben, die der Missionsarbeit der Pallottiner zufließen. „Da kamen im vergangenen Jahr über 1.000 Euro zusammen“, berichtet der Klosterbruder. Gönner wissen das: Statt die bunten Marken achtlos mit Briefumschlägen in den Papierkorb zu werfen, schicken sie kiloweise Briefmarken ins Limburger Missionshaus.

Bruder Stüer sammelt Briefmarken
Pallottinerbruder Hans-Gerd Stüer gewährt einen Blick in die „Schatzkammer“, in der er seine umfangreiche Briefmarkensammlung mit Motiven von Papst Johannes Paul II. aufbewahrt.

Sammeln und tauschen
„Nicht alles geht in den Handel. Ich differenziere“, verrät der Reisebruder. „Als Sammler bin ich bestrebt, mein Spezialgebiet zu ergänzen. Es kommen immer noch Briefumschläge mit Sonderstempeln. Ich tausche mit Gleichgesinnten, veräußere doppelte Marken gegen eine Spende oder erwerbe neue“, sagt er. Hilfreich seien die Tauschtage des Limburger Briefmarkensammler-Vereins, dem er als Mitglied angehört. Bei den Großtauschtagen am 3. Oktober in der Halle des Limburger Turnvereins ist Stüer mit einem eigenen Stand vertreten, der oft belagert ist. Auch sei er bei den Briefmarkenausstellungen in Essen zu Gast. Meist hält er Ausschau nach Postkarten, die aus ehemals deutschen Kolonien verschickt wurden, in denen Pallottiner Missionsstationen unterhielten.

„Doch an die Marken aus fernen Ländern kommt man sehr schlecht ran“, sagt der Limburger Sammelbruder. „Der Vatikan gab immer Sonderstempel und Ersttagsbriefe heraus. Das ist eine besondere Faszination. Doch wenn ich jetzt Briefmarken vom Vatikan bestelle, muss ich neuerdings für den Wert der Marke Zoll bezahlen. Das habe ich im vergangenen Jahr aufgegeben.“

Botschaften aus fernen Ländern
Schon als Schüler hat Hans-Gerd Stüer Briefmarken gesammelt und erinnert sich: „Das waren für mich Dokumente aus fernen Ländern der Welt. Ich bin ja nach dem Krieg aufgewachsen, da war es immer etwas Besonderes, Briefmarken zu bekommen: Wer sind die Menschen, die darauf zu sehen sind? Es mussten besondere Leute sein. Dann die Sportmarken von Olympiaden und damals unbekannte Tiere aus dem Urwald. Die DDR hatte mit Briefmarken Politik gemacht. Alles das hatte mit Bildung zu tun; man konnte sich ein Bild von Land und Leuten machen. Später konnte man im Kaufhaus 100 Briefmarken für fünf Mark erwerben. Das war alles sehr spannend und nach wie vor erfreue ich mich an meinem unterhaltsamen Hobby.“

 

Text & Bilder: Dieter Fluck
Titelbild (Briefmarke): Alexander Adobe Stock

Sondermarken Block
Von allen Reisen, die Papst Johannes Paul II. von 1978 bis 2002 unternommen hat, gab der Vatikan in jedem Jahr Sondermarken heraus. Besonders schön ist dieser farbige Block.
Ersttagsbriefe mit Sonderstempeln
Mit Ersttagsbriefen und ungezählten Sonderstempeln dokumentierten Postämter die Reisen von Papst Johannes Paul II. in allen Herren Ländern.

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