Brief des Generalrektors

an alle Pallottiner weltweit

Lieber Mitbruder,

In diesem Jahr haben wir die Fastenzeit auf eine sehr realistischste Art und Weise durchlebt. Die Covid-19-Pandemie hat die ganze Welt zum Stillstand gebracht, und dies gibt auch uns die so dringend benötigte Zeit, über die wichtigsten Aspekte unseres Lebens nachzudenken. Wie nie zuvor haben Menschen und Nationen an der Passion Jesu teilgenommen. Unsere Gebete begleiten die Kranken; wir danken den vielen Ärzten, Krankenschwestern, Sicherheitskräften, Priestern und Ordensleuten, die sich an vorderster Front für die Rettung anderer einsetzen. Sie sind die wahren Helden und Märtyrer wahrer, authentischer Nächstenliebe. Wir beten für die Verstorbenen und für alle, die um sie trauern.

Inzwischen wissen wir mit Sicherheit, dass das Coronavirus keine gewöhnliche Grippe ist. Ich muss Ihnen schweren Herzens mitteilen, dass auch Mitbrüder betroffen sind: ein Pater und fünf Studenten unseres Seminars in Ołtarzew, Polen, haben sich mit dem Virus infiziert. Wir beten, dass sie bald wieder gesund werden. Und wir beten für die gesamte pallottinische Familie, insbesondere für die älteren Mitglieder. Soeben erhielt ich die Nachricht, dass P. Alberto Fernández Merayo SAC, 72 Jahre alt, Mitglied der spanischen Delegatur der Herz-Jesu-Provinz, am 7. April am Coronavirus gestorben ist. RIP.
Die Regierung und die kirchlichen Behörden in allen Ländern geben uns die notwendigen Richtlinien, um diesem unsichtbaren Feind zu begegnen. Doch in Anbetracht seiner langfristigen Auswirkungen auf unsere Mitglieder und unsere apostolischen Werke möchte ich Ihnen die folgenden Punkte zum Überlegen unterbreiten.

• Die COVID-19-Pandemie ist eine schwere Krankheit. Da noch kein Impfstoff zur Verfügung steht, müssen wir alle von den Regierungsbehörden vorgeschlagenen Präventivmaßnahmen wie z.B. „oft Hände waschen“, und „Zu Hause bleiben“ befolgen. Wir müssen sie zum Wohle unserer Mitmenschen, unserer Gemeinschaften und unserer selbst befolgen. Dies ist eine Frage der Nächstenliebe und zugleich unserer sozialen Verantwortung.

• Diese vorbeugenden Maßnahmen müssen noch strenger dort befolgt werden, wo größere Gemeinschaften mit vielen älteren Mitgliedern sind, mit Seminaristen und mit Menschen, die unserer Sorge anvertraut sind.

• Die Tatsache, dass in unseren Kirchen und den Orten, für die wir pastorale Verantwortung tragen, keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden können, insbesondere in dieser Karwoche, hat in vielen von uns ein großes moralisches und geistliches Dilemma geschaffen. Es ist für uns alle sehr schmerzhaft. Doch im Interesse des Gemeinwohls müssen wir in dieser Angelegenheit den Anweisungen der Kirche und der zuständigen Behörden folgen. Gleichzeitig müssen wir mit den notwendigen Sicherheitsmaßnahmen und ohne unsere Gemeinschaften unüberlegt in Gefahr zu bringen, den Menschen in Not unsere Hilfe anbieten, was auch immer die Kosten dafür sein mögen. Nur dann können wir das Ostertriduum mit gutem Gewissen feiern.

• Wahrscheinlich werden wir uns in Zukunft einer neuen Weltordnung stellen müssen. Die wirtschaftlichen Kosten und Folgen dieser Pandemie sind unvorhersehbar und unkalkulierbar. In Anbetracht dieser Tatsache ist es sicher, dass wir unseren Lebensstil und die Art und Weise, wie wir unser Apostolat ausüben, ändern werden müssen: wir müssen uns darauf einstellen, einfacher und anspruchsloser zu leben. Ich bitte Sie, auf der Ebene der Provinzen, Regionen, Hausgemeinschaften und auch ganz persönlich darüber zu nachzudenken. Der Generalrat hat bereits Überlegungen zu diesem Thema angestellt, zumal unser Hotel Ponte Sisto weiterhin geschlossen bleibt und wir noch nicht sagen können, wann es wieder geöffnet werden kann. Alle unsere Visitationen, Treffen und Reisen sind zumindest bis Ende Juni 2020 abgesagt.

• Der Geist der Solidarität mit unseren Mitgliedern, Gemeinschaften und Missionen sowie mit den Menschen, für die wir Sorge tragen, muss in Zukunft muss eine hohe Priorität erhalten. Können wir unserem bedürftigen Nachbarn in irgendeiner Weise helfen, indem wir Lebensmittel, Schutzmasken, Medikamente, Beratung usw. anbieten?

• Schließlich ist diese Erfahrung von Armut und Verwundbarkeit die wesentliche Voraussetzung, um unsere Herzen in aufrichtigem Gebet für Gott zu öffnen, mit großem Vertrauen in seine unendliche Liebe und Barmherzigkeit. „Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden“, sagt der heilige Paulus (Röm 6,8). Dies ist das Ostergeheimnis, das wir feiern werden.

Möge die Feier des Leidens, Sterbens und der Auferstehung Jesu in diesem Jahr der Coronavirus-Pandemie uns helfen, dass das Leben Jesu immer mehr das Grundgesetz unseres Seins und unseres Handelns werde. Ich wünsche einem jeden von Ihnen, uns allen, den Frieden, die Freude und die Hoffnung des auferstandenen Herrn.

Pater Jacob Nampudakam SAC
Generalrektor

Roma, am 9, April, dem Gründonnerstag des Jahres 2020

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