„Wir brauchen ein Dach“

Bischof Bruno Ateba SAC

Bischof Bruno Ateba SAC ist Pallottiner und Bischof. Nahe der nigerianischen Grenze in der Region Extrême-Nord, einer wilden Landschaft mit Savanne und Steppe, liegt Bischof Atebas Bistum Maroua-Mokolo. Derzeit wohnt er für ein paar Tage im Provinzialat der Pallottiner im bayerischen Friedberg. Hier erstattet er nicht nur Pater Markus Hau – dem Missionssekretär der Pallottiner – Bericht; er reist auch zu Freunden und Förderern in Deutschland, um zu berichten, was mit den Spenden aus Deutschland erreicht werden konnte und wie es jetzt weitergeht. Sein dringendstes Anliegen: „Wir brauchen ein Dach über dem Kopf!“

Eine Perspektive für Boko-Haram-Kämpfer

Gleich hinter der Grenze, im nigerianischen Bistum Maiduguri, treibt Boko Haram immer noch sein Unwesen. Die Übergriffe, die es früher auf den Norden Kameruns gegeben hat, sind jedoch nahezu abgeklungen. Auch wenn die Flüchtlingslager noch nicht kleiner geworden sind, ist es in Bischof Atebas Diözese ein wenig friedlicher geworden.
Jetzt kehren allerdings ehemalige Kämpfer der Terrortruppe zurück in ihre Heimatdörfer, da sie gemerkt haben, dass die islamistische Terrororganisation auf Dauer keine Lebensperspektiven für sie bietet. Deshalb bemühen sich auch kirchliche Stellen, diesen jungen Männern Angebote zu machen. „Wenn wir ihnen eine gute Bildung geben, sind sie für Boko Haram nicht mehr interessant. Gebildete Menschen lassen sich nicht mehr so leicht verführen“, weiß Bischof Ateba.

Eine Perspektive für junge Menschen
Junge Menschen brauchen Lebensperspektiven. Das Bistum übernimmt Verantwortung.

Interreligiöser Dialog

Im Bistum Maroua-Mokolo gibt es mehr Muslime als Christen. Rund 35 Prozent der Menschen beten zu Allah, 18 Prozent glauben an Jesus Christus und fast die Hälfte sind Anhänger verschiedener Naturreligionen. „Wenn es um das Wohl unseres Landes geht und darum, den Menschen bei der Lösung ihrer Probleme zu helfen, dann arbeiten wir Hand in Hand. Es ist sehr hilfreich, dass wir alle an einem guten Verhältnis zueinander interessiert sind. Ich bemühe mich deshalb auch um eine lebendige Beziehung und freundschaftliche Kontakte zu den anderen religiösen Führern in der Region. Gegenseitiges Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung sind sehr wichtig!“ Dass diese Haltung konkret Früchte trägt, zeigt die Tatsache, dass der „Lamido von Maroua“, der Chef der Muslime, seine Kinder in eine katholische Schule des Bistums schickt. „Die muslimischen Kinder sind alle sehr an Religion und auch an der christlichen Religion interessiert“, berichtet Bischof Ateba, „fast alle haben auch in Christlicher Religion eine Eins!“.

Zu Gast beim Lamido von Maroua.
Miteinander im Gespräch bleiben. Bischof Bruno Ateba zu Gast beim Lamido von Maroua.
Bildung statt Armut
Bildung statt Armut bedeutet: Bildung für alle!

Liebe und Schutz für Straßenkinder

Ein erstes Gebäude konnte fertiggestellt werden. Ein kleiner Teil der Straßenkinder hat damit ein Zuhause gefunden. „Es sind aber einfach noch viel zu viele Kinder, die schutzlos auf der Straße leben. Wir kommen mit dem Bau und der Betreuung nicht hinterher, es geht einfach noch zu langsam“, bedauert Bischof Ateba. Auf das Erreichte ist er trotzdem stolz und zeigt begeistert auf eines der mitgebrachten Fotos: „Hier haben die ehemaligen Straßenkinder alle ihr bestes Hemd angezogen, weil Sonntag ist. Das ist doch schön, oder?“

Junge Mensche bauchen Fürsorge
"Junge Menschen brauchen Liebe, Orientierung und Schutz", ist Bischof Ateba überzeugt. Und natürlich etwas zum Essen.
Ehemalige Straßenkinder in Kamerun
Der Sonntag ist auch in Kamerun ein ganz besonderer Tag. Die ehemaligen Straßenkinder haben sich herausgeputzt.

Bildung - Bildung - Bildung

Es gibt viele Probleme in den Staaten Afrikas. So auch im Norden Kameruns. Der Norden ist arm, politisch instabil und demokratisch entwicklungsbedürftig, sozial konservativ und religiös vielgestaltig. Nach vielen Jahren der Unterdrückung übernehmen die Menschen jedoch immer mehr Verantwortung für die Entwicklung ihres Landes. Die christliche Minderheit kann hier eine wichtige Rolle übernehmen und für die gegenwärtigen und zukünftigen Probleme Lösungen vorschlagen beziehungsweise gemeinsam mit den anderen entwickeln. Dabei ist Bildung der zentrale Weg aus der Armut, weil sie die Chancen auf Arbeit deutlich erhöht. Bildung gibt den Menschen Selbstbewusstsein und Weitblick und entwickelt damit die Gesellschaft insgesamt weiter. Bildung lässt Menschen partnerschaftlicher und auf Augenhöhe miteinander leben, sie schafft nicht nur interreligiöse und interkulturelle Brücken, sondern fördert auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau.

Bildung ist gefährlich für Fanatiker, Populisten und skrupellose Geschäftemacher. Deshalb hat Boko Haram vor gebildeten Menschen – vor allem auch vor Frauen und Mädchen – zu Recht so viel Angst.

„Wir brauchen nicht nur Kinderheime, sondern auch die Möglichkeit, dass junge Menschen eine Ausbildung machen können. Wir brauchen Schulen, die für Jungen und Mädchen offen sind. Das wird auch in den kommenden Jahren unsere vordringliche Aufgabe bleiben“, so Bischof Ateba.

Kinderheim im Bau
Der erste Teil des Kinderheims für Straßenkinder ist fertiggestellt. Jetzt soll ein großer Speiseraum folgen.
Besuch in der kirchlichen Grundschule in Bogo
Die Kinder waren beeindruckt: Bischof Ateba als "Aushilfslehrer" in der Grundschule in Bogo.
Sonntagsgottesdienst in Kamerun
Gottesdienst unter einem Baum. "Das ist meine Bio-Kirche", schmunzelt Bischof Ateba.
Die Bischofskirche der Diözese Maroua-Makolo
"Mein größter Wunsch ist, dass wir das Dach bezahlen können."

Ein Dach über dem Kopf

Auch ein Bischof braucht ein Zuhause. Bischof Bruno Ateba SAC kann bald in einem Bischofshaus wohnen, in dem es auch ein paar Zimmer für Gäste geben wird. Darauf freut er sich. Und mit ihm die Pallottiner und ihre Wohltäter, die den Bau tatkräftig unterstützt haben.

Ein Bischof braucht aber auch eine Bischofskirche, das Wort „Kathedrale“ hört er nicht so gern, weil es sich im Deutschen so „groß“ anhört. In der Region Extrême-Nord ist es neun Monate lang trocken und heiß, mit bis zu 40°C im Schatten, gefolgt von drei Monaten Regenzeit, in der der Himmel ununterbrochen seine Schleusen öffnet. „Da ist ein echtes Dach kein Luxus“, findet er. „Wir brauchen dringend ein Dach für unsere Bischofskirche. Die Stützpfeiler stehen schon. Im Augenblick fehlt aber noch das Geld. Da die kameruner Diözese derart große Summen nicht selbst stemmen kann, hofft er jetzt wieder auf seinen weltweiten Kreis von Unterstützern. Besonders in Deutschland wird er in den kommenden Tagen wieder als Bittsteller unterwegs sein. „Dann bekommen wir endlich eine würdige Stätte zum Beten und richtig Feiern!“

Gläubige leisten ihren Beitrag

Da es in Kamerun – wie in den meisten Ländern der Welt – keine Kirchensteuer gibt, sorgen die Gläubigen durch mitgebrachte Gaben dafür, dass ihre Priester und Bischöfe leben können. Im Sonntagsgottesdienst, bei der Gabenbereitung, bringen die Menschen, was sie entbehren können. Das sind für den einen ein paar Tomaten, für andere vielleicht etwas Geld oder sogar lebende Tiere.

Gabenbereitung während der Messe
Bei der Gabenbereitung werden die Seelsorger versorgt.

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