Im Gedenken

Pater Vincenz Reinhart starb im Alter von 88 Jahren

Am Samstag, den 11. November 2017, starb in der Ammerlandklinik in Westerstede unser Mitbruder P. Vincenz Reinhart SAC. Er war 88 Jahre alt, 67 Jahre Pallottiner und 63 Jahre Priester.

Am 21. Mai 1929 war er in Hilders in der Rhön, Bistum Fulda, geboren worden und wuchs dort mit seinen drei Geschwistern auf. Die Eltern waren der Landwirt und Schreiner Franz Reinhart und seine Frau Walburga, geborene Faulstich. Von 1936 bis 1943 besuchte er in Hilders die Volksschule und anschließend das Realgymnasium in Fulda, das er 1948 mit dem Abitur abschloss. Die Zeit in der Hitlerjugend und die dreimonatige Arbeit Ende 1944 am Westwall hatten in ihm den Entschluss reifen lassen, als Erzieher tätig zu sein. Er wollte Lehrer werden, um „charakterfeste Menschen und überzeugte Christen heranbilden zu helfen“. Doch dann lernt er die Schönstattbewegung kennen und ist von ihren Idealen fasziniert.

Er erkennt, dass er als Priester wirken will. Sein Heimatpfarrer rät ihm dringend von der Pfarrseelsorge ab und empfiehlt ihm verschiedene Ordensgemeinschaften. Wegen seiner Schönstatt-Begeisterung wählt er die Gemeinschaft der Pallottiner und beginnt im September 1948 sein Noviziat in Olpe. Hier legt er am 24. September 1950 die erste Profess ab; am 11. Oktober 1953 erfolgt in Vallendar die ewige. Nach dem Studium der Philosophie und Theologie wird er in der Wallfahrtskirche in Vallendar am 25. Juli 1954 durch den damaligen Trierer Weihbischof Bernhard Stein zum Priester geweiht.

1955 entsenden ihn die Oberen in die Regio Chile. Hier ist er vor allem in der Schüler- und Studentenseelsorge tätig. Heute nicht mehr nachvollziehbare Fragen um die Schönstatt-spiritualität innerhalb der pallottinischen Gemeinschaft, die besonders in Chile zu Spannungen führten, ließen P. Reinhart 1960 nach Deutschland zurückkehren. Er wirkt in der Pfarrei St. Michael in Wilhelmshaven als Religionslehrer und später als Lehrbeauftragter für Religions-pädagogik an der dortigen Pädagogischen Hochschule. In dieser Zeit ist ihm in Theorie und Praxis die Jugendarbeit und die Seelsorge der „Gastarbeiter“ ein großes Anliegen.

1968 ist er Mitinitiator einer Tagungs- und Bildungsstätte, die das katholische Offizialat Vechta bei Bad Zwischenahn errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Zahl der Katholiken in Norddeutschland stark gewachsen; es fehlte eine solche Einrichtung, die P. Reinhart nun über 30 Jahre leitete. Neben Schulendtagen, Jungend- und Verbandsarbeit, belebte er das Haus mit Konferenzen, Einkehrtagen und Fremdgruppen. Und er baute ein eigenes Bildungsprogramm auf. Dabei wurde ihm zunehmend die Ökumene und der Dialog mit dem Judentum wichtig.

Auf diesem Hintergrund wird P. Reinhart über viele Jahre Mitglied, zeitweise auch Vorsitzender, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Land Niedersachsen, Mitglied der Münsteraner Bistumskommission für Ökumenefragen und einer Arbeitsgruppe der Deutschen Bischofskonferenz zu Fragen des Dialogs mit dem Judentum. Im Rahmen seiner Arbeit unternimmt er viele Bildungsreisen nach Rom und Israel. Dabei geht es ihm immer um das Wissen voneinander und den Respekt voreinander in der Begegnung von Konfessionen und Religionen.

1999 verabschiedet sich das Offizialat Vechta von seinem Bildungshaus. Dieses übernimmt nun das Kolpingwerk. Bistum und Kolpingwerk sind sich einig, P. Reinhart muss mit seiner Erfahrung und seiner Arbeit im Haus bleiben. Da er nun nicht mehr die wirtschaftliche Leitung hat, kann er noch mehr als sonst in der Bildungsarbeit des Offizialates und in der Pfarrseelsorge in Bad Zwischenahn mithelfen.

Seit 1946 sind dort Pallottiner in der Gemeinde St. Marien tätig sowie in der Gemeinde St. Vinzenz Pallotti in Edewecht. Beide gehören heute zusammen mit St. Marien, Rastede, zur Pfarrgemeinde St. Vinzenz Pallotti. Hier war P. Reinhart zweitweise Rektor der Pallottiner-Gemeinschaft; immer, noch bis kurz vor seinem Tod, half er gerne den Mitbrüdern in der Seelsorge.

Um das Jahr 2000 kam P. Reinhart wieder in Berührung mit Schönstatt und mit Chile. Im Seligsprechungsprozess für Mario Hiriat, einem Ingenieur in Santiago de Chile, der Marien-Bruder wurde und der Schönstattbewegung starke Impulse gab, konnte P. Reinhart wertvolle Angaben machen. Er wird Nachfolger von P. Fridolin Langenfeld in der Geschichtskommission von Pallottinern und Schönstattpatres und er wird Vizepostulator in der Causa Josef Engling.

Mit P. Vincenz Reinhart verlieren wir einen ungemein pflichtbewussten, wachen, fleißigen und auch kompromissbereiten Mitbruder, der viel in der Freizeit und der Nacht studierte, um Menschen mit Wissen und Haltungen ausstatten zu können, damit sie ihr Leben im Geist des Evangeliums meistern. Er wollte, dass „Menschen, die durch ein persönliches geistliches Leben und durch den Gottesdienst im sakramentalen Leben der Kirche verwurzelt, entscheidende Stützen der Kirche“ auf ihrem Weg in die Zukunft sind. P. Reinhart hat durch Vertreter des Bistums Münster, der Ökumene und des Judentums viel Achtung und Anerkennung erfahren.

Wie vielen Menschen er mit seinen sehr geschätzten und druckreifen Predigten, in der Jugend- und Erwachsenenbildung sowie im priesterlichen Gespräch Stütze und Hilfe war, weiß allein Gott. Dass der Mensch zu ihm eine lebendige Beziehung hat, dafür hat P. Reinhart sich mit ganzer Kraft eingesetzt. Dass er selbst diese nun vollkommen und erfüllend erleben darf, davon sind wir überzeugt. (Hz)

Wir feiern die Eucharistie im Gedenken an P. Vincenz Reinhart SAC am Montag, den 20. November 2017, um 10.30 Uhr in der Pallottinerkirche St. Marien zu Limburg, Wiesbadener Straße 1. Anschießend geleiten wir den Verstorbenen auf den Friedhof der Gemeinschaft zu seinem Grab.

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