„Theologen dürfen sich nicht in akademisches Ghetto zurückziehen“

10-jähriges Jubiläum des Kardinal Walter Kasper Institutes an der PTHV

Das Kardinal Walter Kasper Institut (KWKI) an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) feierte am Samstag, 21.05.2016, sein 10-jähriges Jubiläum. Prof. Dr. George Augustin SAC, Gründer und Direktor des KWKI, begrüßte die rund 180 erschienenen Gäste, darunter Freunde und Förderer des Institutes sowie Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft. Mehrere Bischöfe, darunter Ortsbischof Dr. Stephan Ackermann und der Apostolische Nuntius, Erzbischof Nikola Eterović, waren in Vallendar. Prof. Augustin SAC berichtete aus den Entstehungszeiten des Institutes, klärte über das theologische Anliegen des KWKI auf und gab Einblicke in die Perspektiven des Institutes.
„In den zehn Jahren gelang es uns, nicht nur die Gesammelten Schriften des Kardinals zu einem Großteil zu veröffentlichen sowie viele weitere theologische und spirituelle Bücher herauszubringen, sondern diese auch in viele Sprachen zu übersetzen und so weltweit zu verbreiten“, erklärte Prof. Augustin SAC. „Das jährliche internationale Symposium des Institutes zu aktuellen theologischen und spirituellen Themen und Anliegen der Kirche ist zu einer festen Tradition für viele Menschen geworden.“ Das KWKI wurde Ende 2005 an der PTHV errichtet. Es erforscht und sichert die Theologie und das kirchliche Engagement Kardinal Kaspers für die kommenden Generationen, es hält sein Wirken im kirchlichen Leben und in der Theologie lebendig und betreibt Lehre und Forschung in der Theologie in ökumenischer Perspektive. „Wir möchten weiterhin im Sinne des Kardinals in Kirchlichkeit, Wissenschaftlichkeit und praxisorientierter Offenheit für die Fragen der Zeit theologisch und pastoral in ökumenischer Offenheit tätig sein. Für die kommenden Jahre ist es uns ein wichtiges Anliegen, das Thema der Weitergabe des Glaubens voranzutreiben.“

In seiner anschließenden Rede zeigte Kardinal Walter Kasper auf, was es konkret heißt, „Theologie als Dienst am Glauben“ zu betreiben. Er verwies darauf, dass es gelte, eine Theologie aus lebendiger Tradition heraus zu betreiben. „Theologie ist nicht ein abstraktes spekulatives Konstrukt, sondern erzählte Glaubensgeschichte. Die Theologie soll den Glauben als ein Geschenk zum Weitergeben herausstellen und zum Weitererzählen befähigen“, sagte Kardinal Kasper. „Wenn so aus der Überlieferung lebendiger Glaube wird, der auf Zukunft hin weitergegeben wird, dann sind konservativ und progressiv keine Gegensätze, sondern eine immer wieder neu fruchtbar zu machende Spannung. Sie gehören zusammen wie auch Glauben und Denken zusammengehören.“
Zudem solle der Glaube kein Joch für den Menschen sein, sondern vielmehr ein Licht, eine Botschaft der Freude. „Wer wirklich glaubt, hat keine Angst, sich dem Denken zu stellen und durch das Feuer der Kritik hindurchzugehen“, merkte Kardinal Kasper an. „Der Glaube kann dadurch gereinigt, bereichert und vertieft werden. Aus dem Kinderglauben kann und soll ein verantworteter mündiger Glaube werden.“
Über die Rolle der Theologen in der Kirche sagte Kardinal Kasper: „Man kann die Theologen nicht in die Studierstube oder in die Seminarräume verbannen, und sie selbst dürfen sich nicht in ein akademisches Ghetto zurückziehen.“ Vielmehr haben diese eine öffentliche Verantwortung in der Kirche und sollen dem Glauben der Kirche dienen. „Das soll mit Freimut geschehen, aber auch mit Demut, welche auf die Stimme der anderen Gaben und Aufgaben in der Kirche hört.“
In einem vierten Punkt verwies Kardinal Kasper auf die Theologie der Weisheit, die auf das Wesentliche bedachte Theologie. „Botschaft und Werk Jesu lassen sich auch als Offenbarwerden der Barmherzigkeit des Vaters verstehen. Denn in seiner Barmherzigkeit wird Gott als Liebe offenbar.“ Daher sei es der Dienst der Theologie am Glauben, diese Schönheit des Glaubens zu zeigen und zur Freude am Glauben beizutragen.

Abschließend wies Kardinal Kasper darauf hin, dass die wahre Leidenschaft der Theologen nicht der Kirche gelte und schon gar nicht Positionen in der Kirche, sondern vielmehr Gott. Daher solle die Theologie alle die vielen Glaubensaussagen auf das eine Geheimnis, das Gott ist, zurückführen und sie als Ausfaltung des einen Pascha-Mysteriums verstehen lehren, in dem das Geheimnis der unergründlichen Liebe Gottes am Kreuz im Zerbrechen der menschlichen Gestalt, in der Auferstehung und in ihrem Hinübergang in die Verklärung Gottes aufleuchtet.“ In diesem Sinn sei Theologie nicht nur Wissenschaft über den Glauben, sondern auch Wissenschaft aus dem Glauben und auf den Glauben hin.
Im Anschluss an den Festakt wurden gemeinsam die neuen Räumlichkeiten des Instituts im Anbau der PTHV eingeweiht. Den Abschluss bildete ein Festgottesdienst. Im Rahmen des Festaktes wurde außerdem Dipl.-Ing. Peter Michael Binder, Unternehmer aus Tuttlingen, zum Ehrensenator ernannt. Prof. Dr. Paul Rheinbay SAC, Rektor der PTHV, gratulierte Pater Helmut Scharler SAC, Provinzial der Pallottiner und Vizekanzler der PTHV, und Pater Adrian Willi SAC, Provinzial der Pallottiner in der Schweiz, zu deren 60. Geburtstag und dankte ihnen für den Einsatz für die PTHV. Zudem dankte Prof. Rheinbay SAC den zahlreichen Förderern für die Spenden zum Anbau.

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