„Ich genieße es, in die Schule zu gehen"

Ein Leben als Koch, Erzieher, Rektor und Pfarrer

Gäbe es die Gemeinschaft der Pallottiner nicht, so wäre es mancherorts um die Pfarrseelsorge und das Angebot an Gottesdiensten schlecht bestellt. Ihre Patres sorgen für die geistliche Orientierung der Katholiken aus einem weiten Einzugsgebiet. Die große Pfarrei „St. Marien“ in der Limburger Südstadt, zu der auch Blumenrod und Linter gehören, wird seit 13 Jahren von Pater Toni Schröers geführt. Der 67-Jährige hat über eine Ausbildung als Koch den Weg ins Kloster gefunden.

„Ich will nicht klagen“
Als Schröers am 1. September 2005 die Pfarrei von seinem Mitbruder Bernhard Pieler übernahm und kurz darauf stellvertretender Dekan wurde, hatte er das Limburger Missionshaus neun Jahre als Rektor geführt. Damals zählte St. Marien etwa 4.600 Mitglieder. An seiner Einführung nahmen auch Vertreter der evangelischen Kirche und der Muslime teil. Die geschwisterliche Zusammenarbeit mit den Gemeinden anderer Christlicher Konfessionen liegt dem Pfarrer sehr am Herzen, der sich bei seinem Amtsantritt eine immer so gut gefüllte Kirche wünschte.

Doch die Zeiten haben sich geändert. „Wir haben jedes Jahr etwa 70 Beerdigungen, die von den Taufen nicht ausgeglichen werden. Es leben hier viele alte Menschen, wir betreuen allein fünf Seniorenheime“, sagt der Pater, der heute noch knapp 3.900 Gläubige zählt und bilanziert: „Allein im Tebartz-Jahr haben wir an Sterbefällen und Austritten 140 Gemeindemitglieder verloren.“

Dennoch will Toni Schröers nicht klagen. Er ist dankbar dafür, „dass wir die Einrichtungen für Senioren haben, so dass Menschen, die nicht mehr alleine leben können, in der Nähe ihres Wohnorts bleiben. Die Pallottiner sorgen drei Mal monatlich für Gottesdienste im Wichernstift sowie jeweils zweimal im Theodor-Fliedner-Haus, in der Seniorenresidenz Blumenrod und im neuen Seniorenheim der Wohnstadt auf dem früheren Ohl-Gelände.

Ferien bei den Pallottinern
Toni Schröers stammt aus Eiserfeld im Siegerland, hat einen Bruder und eine Schwester, die im Kindesalter verstarb. Sein Vater war Maurer, der vornehmlich Hochöfen reparierte, die Mutter Hausfrau. Als Fünfjähriger eingeschult, nahmen ihn seine beiden Onkels Josef Heer (Pallottinerbruder) und Josef Sollbach (Pater) in den Ferien schon mal mit nach Limburg. „Da durfte ich auf dem Unimog mitfahren, es gab ein eigenes Schwimmbad und so manches mehr, was mir Spaß gemacht hat. Damals entstand mein Wunsch, bei den Pallottinern zu bleiben und Pater zu werden“, erinnert sich Schröers, der sich freilich auch als Messdiener engagierte.

Als Kochazubi angeworben
Als er im zarten Alter von 13 Jahren aus der Schule kam, war die Gemeinschaft der Pallottiner mit ihren vielen Tätigkeitsfeldern noch ein personell blühendes Männerkloster. Dort und extern in dem renommierten Hotel „Alte Post“ am Limburger Neumarkt absolvierte er eine Ausbildung zum Koch bei Chefkoch Heinrich Watzka, der später das Restaurant „Zum Goldenen Löwen“ am Kornmarkt übernahm.

Toni Schröers erinnert sich: „Es gab bei den Limburger Pallottinern ein eigenes Aspirat für Azubis. Wir waren über 25 Jungen. Der tiefere Sinn lag darin, Nachwuchs für das Kloster zu interessieren. Unsere Präfekten (Erzieher) waren Pater Franz Josef Schiersch und Bruder Gerhard Klotz.“ Der junge Toni blieb den Pallottinern treu und trat vor nunmehr 50 Jahren der Gemeinschaft bei. Er begann mit dem Noviziat, der Vorbereitung auf das Versprechen (Profess), das er 1975 auf Lebenszeit ablegte. Er versprach, in der Nachfolge Jesu Menschen auf ihrem Weg der Suche nach Gott im Sinne des Gründers Vinzenz Pallotti in Freundschaft und Liebe zu begleiten.

Nach seinem Studium in Lantershofen und Vallendar wurde Schröers 1981 zum Priester geweiht und absolvierte ein Pastoralpraktikum in Friedberg bei Augsburg. Bereits im Jahr zuvor sowie von 1982 bis 1996 war er Internatserzieher am Vinzenz-Pallotti-Kolleg in Rheinbach, dort vier Jahre stellvertretender Rektor und daneben sieben Jahre als Ortsseelsorger tätig.

Buttermilch für 250 Leute
Was reizt Pater Toni Schröers an seinem Beruf am meisten? „Ich hatte verschiedene Schwerpunkte und war immer gerne Koch gewesen; das waren zehn Jahre bis 1975. Die Pallottiner hatten ja immer Eigenversorgung. Wir hatten Landwirtschaft und im Schlachthof auf der Schleuseninsel geschlachtet, eine eigene Metzgerei, haben mit einem großen Butterfass in der Küche noch selbst gebuttert, Buttermilch für 100 Brüder, 80 Patres und 70 Schüler im Schülerheim produziert. Ich habe in der Bäckerei ausgeholfen und auch später in der Küche gebacken. Unser Getreide haben wir zur Genossenschaft gefahren und das Mehl verarbeitet.“

Erst nach 25 Priesterjahren Pfarrer
In den Folgejahren lag ihm als bisher dienstältester Rektor des Limburger Missionshauses gemeinsam mit Pater Wilfried Langenbach die Betreuung der kranken und alten Mitbrüder besonders am Herzen. „Mich fasziniert der Umgang mit den Menschen. Nach 25 Jahren Priesterschaft Pfarrer zu werden, das ist toll“, sagt der Mann, dem auch nach einer überstandenen schweren Krankheit, die Freude an seiner Berufung anzumerken ist.

„Ich genieße es, zu den Kindern in die Schule zu gehen, habe gerne mit alten Menschen und mit Brautpaaren zu tun. Den Ruhestand mit 65 gibt es ja bei uns nicht. Deshalb habe ich vor, es noch einige Zeit zu machen“, blickt Pater Schröers zuversichtlich auf weitere Jahre im Dienst der Seelsorge an den ihm anvertrauten Menschen. Darüber wird sich nicht zuletzt die Limburger Kolpingfamilie freuen, deren Präses Schröers seit nunmehr zwölf Jahren ist.

Text und Bild: Dieter Fluck

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