Offen für Neues

Pater Sascha Heinze SAC

Geboren wurde er in Ulm, im kommenden Jahr feiert er seinen 50. Geburtstag. Pater Heinze ist gelernter Altenpfleger, begeisterter Pallottiner, studierter Theologe, katholischer Priester und leidenschaftlicher Klinikseelsorger. Genau in dieser zeitlichen Reihenfolge. Jetzt steht etwas Neues an.

Seelsorger im „Haus der Stille“

Im Oktober 2017 wird er seinen Lebens- und Schaffensbereich verändern: Er geht nach Österreich, ins „Haus der Stille“ nach Graz. Als Seelsorger wird er dort für Gottesdienste, Gespräche und Einzelbegleitungen zur Verfügung stehen. „Ja mal sehen, was sich noch entwickeln wird“, so Pater Heinze.

Das „Haus der Stille“ hat eine lange Tradition als Meditations- und Bildungsstätte. Es wurde vor 38 Jahren von Franziskanerpater Karl Maderner OFM auf Wunsch des Bistums Graz-Seckau gegründet und ist heute weit über die Region hinaus bekannt und beliebt. Nicht zuletzt auch wegen seines populären Liederbuches „Du mit uns“.

Eine Auszeit nehmen und mitleben

Die vielfältigen Angebote des Hauses umfassen unter anderem auch Exerzitien und Auszeiten. Diese können – zum Beispiel nach einem Burnout – auch einmal länger sein. So können Hausgäste beispielsweise bei einem Orientierungsjahr zwölf Monate mit der Hausgemeinschaft leben.

Wir leben eine offene Spiritualität

Das „Haus der Stille“ steht für eine offene Spiritualität. Das bedeutet offen für andere Konfessionen. Aber auch offen für andere Religionen oder Freidenker. Ganz im Sinne des Weltgebetstreffens der Religionen und Kulturen, das erstmals 1986 auf Einladung von Papst Johannes Paul II. stattfand, bei dem sich alle Religionen der Welt versammelten.

2016 ging es bei den von der Gemeinschaft Sant´Egidio initiierten Nachfolgetreffen um echte Begegnung. Es wurde nebeneinander und füreinander gebetet. Im Mittelpunkt des dreitägigen Friedenstreffens in Assisi stand das Gebet für den Frieden und es wurden deutliche Zeichen gegen religiösen Fundamentalismus gesetzt.

Die Angebote der Kirche im Wandel

Dieser menschenfreundliche, offene Ansatz fasziniert Pater Heinze persönlich. Deshalb freut er sich schon darauf, sich in die Hausgemeinschaft einzubringen. Auch das „Haus der Stille“ war in den fast vier Jahrzehnten seit seiner Gründung immer in Entwicklung. Pater Heinze ist sich sicher, dass spirituelle Orte, wie das „Haus der Stille“, in den kommenden Jahren und Jahrzehnten zunehmend Angebote zur Verfügung stellen werden, die den modernen Menschen ansprechen.

Das hat nichts mit „Neuevangelisierung“ zu tun. Die Menschen sind nach Ansicht von Pater Heinze viel spiritueller, als wir uns das in der Regel bewusstmachen: „Wir Kirchenleute haben heute oft Sorge, dass diese Spiritualität nicht gottgewollt oder katholisch ist. Ich glaube, dass wir diese Angst zunehmend überwinden werden. Es geht nicht darum, dass sich Kirche und Welt gegenüberstehen. Diesen Dualismus gibt es meines Erachtens gar nicht.“

Pallotti – ein Vordenker

„Heute lassen sich viele Menschen von Mystikern begeistern: Gott begegnet uns in der Gegenwart. Nur im Alltag zeigt sich Gott. Hierzu gibt es auch viele hilfreiche Impulse von Papst Franziskus. Und von Anselm Grün und Leonardo Boff – der Titel ihres gemeinsamen Buches ist Programm: „Neu denken, eins werden. Gott erfahren im Menschen und in der Welt“.

Oder natürlich die Impulse von Vinzenz Pallotti, der „allen alles“ sein wollte. Und von dem das Zitat stammt: „Wenn es wahr ist, dass Gott die Liebe ist, dann gibt es keinen anderen Weg, um ihn, den unsichtbaren Gott, sichtbar zu machen, als durch lebendige Taten der Liebe!“

Brigitte Proksch hat das in ihrem Buch „Spiritualität für die Gegenwart“ deutlich herausgearbeitet. Vinzenz Pallotti findet Gott eben nicht nur in kirchlichen Zusammenhängen, sondern überall. Alles ist miteinander verbunden, wir sind miteinander eins, wir sind Teil einer allumfassenden Schöpfung.“

Christen geben glaubhafte Antworten

Nach Ansicht von Pater Heinze ist es hilfreich, wenn wir uns unseres eigenen Gottes-, Menschen- und Weltbildes bewusstwerden. Denn mit einem dualistischen Bild von Kirche und Welt sind glaubhafte Antworten auf Fragen unserer Zeit nur schwer möglich. Zum Beispiel auf die Herausforderungen und anstehenden Umwälzungen der sog. Digitalisierung.

„Sie ist eine Realität, auch wenn wir sie vielleicht nicht wahrnehmen wollen. Zur Lösung der anstehenden Probleme können Theologen etwas beitragen. Aber nur, wenn wir den Sprung aus der Zeit der biblischen Geschichten ins Heute schaffen, und Antworten für die Herausforderungen unserer Zeit finden.“

Kontemplation und Aktion miteinander verbinden

„Es gibt Leute, die schon lange auf der Suche sind. Wenn wir mit ihnen darüber sprechen, dass wir im Alltag Kontemplation und Aktion miteinander verbinden müssen, damit es Teil unseres Seins wird, dann verstehen sie, was wir meinen. Aber das ist nicht die Norm.

Wir müssen generell einfache Worte benutzen, den Menschen Mut machen, sich Freiräume zu erschließen und sie daran erinnern, dass es freie Tage und einen Feierabend braucht, um Kraft zu tanken. Verschiedene Menschen haben unterschiedliche Dinge, von denen sie sich angesprochen fühlen.

Es ist nicht immer notwendig, noch etwas „Religiöses“ nachzuschieben.

Einen Sonntag ohne Gottesdienst?

„Gottesdienst ist die Sichtbarmachung von dem, was wir im Alltag leben: Die Sichtbarmachung unserer Spiritualität, unseres Glaubens. Wenn wir die Gegenwart Gottes in Brot und Wein feiern, dann wird in diesem Ritual sichtbar, was im Leben bereits stattfindet. Gegenwart, ist immer Gottes Gegenwart!

Trotzdem tut es gut, wenn wir gemeinsam feiern. Gottesdienst stiftet Gemeinschaft. Wir können uns gegenseitig stützen oder Anregungen geben. Wenn wir uns an einem Ort versammeln und uns Zeit nehmen, ist das wichtig. Dabei muss es über die reine Kontemplation hinausgehen, es darf keine „Wellness-Religion“ werden. Das ist kein schlechter Anfang, aber langfristig unreif. Spiritualität ist auf ein Du gerichtet. Ohne die Geschichte des barmherzigen Samariters, ohne Aktion, fehlt ein entscheidender Teil der Spiritualität.“

Mit innerer Zustimmung leben

Pater Heinze wird in Salzburg eine Zusatzqualifikation erwerben. Als Handwerkszeug für klare, hilfreiche Seelsorgegespräche. Er lässt sich in der sog. Existenzanalyse ausbilden, die auf den Wiener Therapeuten Viktor Frankl zurückgeht. Was ihn an dieser Ausbildung reizt? „Es geht darum, Menschen zu befähigen, mit innerer Zustimmung zu leben“.

„Das hat mich sehr angesprochen.“

(20.10.2017, JE; Bild: Ulrich Wirth)

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