Ein Leben für das Lehramt und die Pallottiner

Vom Westerwald an die Hochschulen

Raimund Weber wuchs in Niederfischbach auf, im selben Ort des Westerwaldes wie der amtierende Limburger Bischof Georg Bätzing. Beide entschieden sich für den Beruf des Priesters. Als der Pallottiner Weber im Juli 1964 zum Priester geweiht wurde, war der kleine Georg gerade mal drei Jahre alt. Und als dieser im Juli 1984 in Trier zum Priester geweiht wurde, unterrichtete der Pater im zehnten Jahr am Vinzenz-Pallotti-Kolleg in Rheinbach bei Bonn, wo er das Internat mit bis zu 240 Schülern leitete.

„Niederfischbach, das ist ein katholisches Mistbeet“, sagt der 82-jährige Pater und lächelt. Der Ort habe viele Priester hervorgebracht. Seit nunmehr 17 Jahren lebt Raimund Weber in Limburg, war dort zunächst zehn Jahre Vizerektor des Missionshauses in Limburg und wohnt heute im Seniorenheim der Gemeinschaft. Niederfischbach, das im rheinland-pfälzischen Landkreis Altenkirchen liegt, sei auch hinsichtlich seiner Bistumszugehörigkeit eine Besonderheit, erklärt der Westerwälder. An der oberen Sieg in der Verbandsgemeinde Kirchen an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen gelegen, gehöre der Ort als Exklave zum Bistum Trier, umgeben von den Bistümern Limburg, Köln und Paderborn.

Im Gegensatz zu Georg Bätzing, der das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Betzdorf besuchte und dort 1980 das Abitur bestand, scheiterte Webers Besuch an diesem Gymnasium nach dem Krieg an den schlechten Verkehrsverbindungen. „Da wäre ich damals den ganzen Tag unterwegs gewesen“, erinnert sich der Pater. „Onkel Schuh“, ein Cousin seiner Mutter Margarete, der damals schon Pater bei den Pallottinern war, habe ihm geraten: „Wir haben das Hermann-Josef-Kolleg in Rheinbach. Da kannst du im Internat wohnen.“

Der 82-jährige berichtet, dass er mit seinen Eltern und der vier Jahre jüngeren Schwester, die heute bei Betzdorf lebt, des Öfteren mit der Westerwaldbahn nach Limburg fuhr und auch den Onkel bei den Pallottinern besuchte. Den Beruf seines Vaters Clemens, der schon mit 14 Jahren als Bergmann in Eisenerzgruben unter Tage arbeitete (er starb mit 50 Jahren an einer Staublunge), wollte Raimund nicht ergreifen.

„Ich komme aus einem katholischen Elternhaus und hatte schon früh den Wunsch, Priester zu werden und zu den Pallottinern zu gehen“, erzählt Weber. Bereits im Mai 1958 trat er den Pallottinern bei, bestand 1958 das Abitur am städtischen Gymnasium in Rheinbach, studierte an den Hochschulen in Olpe und Vallendar Philosophie und Theologie und wurde 1964 in Vallendar zum Priester geweiht. „In Rheinbach waren wir zeitweise 20 Studierende. Viele sind nachher abgesprungen, einige gingen zu den Weißen Vätern, eine Ordensgemeinschaft der Missionare von Afrika. Ich habe bei den Pallottinern durchgehalten“, plaudert der Senior, der bei seinen Mitbrüdern durch sein verschmitztes Lächeln bekannt ist.

Zunächst war Weber vier Jahre lang Erzieher im Internat in Rheinbach, studierte anschließend Pädagogik und katholische Religion an der Universität und Pädagogischen Hochschule in Münster. Das zweite Staatsexamen in Religion und Erziehungswissenschaften für Gymnasien legte der Pater 1974 am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium in Bonn ab. „Ich war mit Leib und Seele Theologe und Pädagoge“, blickt der 82-Jährige auf sein berufliches Wirken zurück. Im Pallottiner-Kolleg in Rheinbach bei Bonn engagierte er sich vier Jahre als Internatsleiter und Studienrat, war gleichzeitig Dozent für Erziehungswissenschaften am Sailer-Institut Köln und voll Freude stellt er fest: „Ich habe viele Schüler zu den Pallottinern gebracht, von denen einige jetzt noch hier sind.“

Für ein Jahr war er Kaplan in einer Hamburger Pfarrei, kehrte als Priester 1990 für fünf Jahre als Regens an die Hochschule in Vallendar zurück. Im Anschluss unterrichtete Weber zwölf Jahre als Dozent für Religionspädagogik und Katechetik, war zur gleichen Zeit Provinzrat in der Leitung der Limburger Pallottinerprovinz und bekleidete sieben Jahre das Amt des Rektors der Hochschulkommunität Vallendar. Daneben versah Pater Weber in den 1990-er Jahren Dienste eines Pfarrers und Seelsorgers in Vallendar mit seinen Filialgemeinden. Bevor er sich in Limburg aufs Altenteil zurückzog, diente er seinen Mitbrüdern im Missionshaus zehn Jahre als Vizerektor.

Zeitlebens hat Raimund Weber seine Westerwälder Heimat nicht aus den Augen verloren und sagt: „Dort wo man den Ruf und Beruf bekommen hat, wird man ihn nie verlieren.“ Schwester und Schwager haben ihm bei Betzdorf ebenso ein eigenes Zimmer bewahrt wie auch in Spanien, wo er mit ihnen öfter schöne Urlaube verbringen durfte.

Text und Bild: Dieter Fluck

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