Den Menschen beistehen

Pater Otmar Steinebach SAC

Pater Steinebachs Exerzitien und Einkehrtage sind sehr gefragt
Wer sich entschließt, der katholischen Gesellschaft der Pallottiner beizutreten, übernimmt je nach Fähigkeiten und Begabung ganz bestimmte Aufgaben in und außerhalb der Kommunität. Pater Otmar Steinebach aus der Westerwaldgemeinde Weroth findet seine Erfüllung in der Vorbereitung und Leitung von Einkehrtagen und Exerzitien. „Dort versuche ich, Anliegen und Nöte der Menschen und der Zeit aus dem christlichen Glauben heraus zu beantworten“, sagt der 77-jährige Westerwälder und fügt hinzu: „Solange ich das kann, mach‘ ich das gerne.“

Dafür ist er oft auf Achse. Kürzlich war er in Aachen bei den Franziskanerinnen; weitere Exerzitien oder Einkehrtage sind im Laufe des Jahres unter anderem in Hofheim, Westerburg, Rennerod, Offenbach, Gießen und Heppenheim geplant. Nachdem das Exerzitienhaus der Limburger Pallottinerinnen schließen musste, wird er nach Vallendar eingeladen. „Jetzt, da ich seit Januar im Limburger Missionshaus wohne, sehe ich aber auch das beginnende Ende meiner Reisetätigkeiten auf mich zukommen und werde mich mehr auf die Leitung von Gottesdiensten im pallottinischen Bereich konzentrieren“, sagt er.

Den Menschen aus dem christlichen Glauben heraus beistehen
Damit besinnt sich ein beliebter Seelsorger auf seinen verdienten Ruhestand. „Vier Jahrzehnte war ich mit christlichen Themen im südlichen Teil des Bistums Paderborn, daneben 20 Jahre auch im Bistum Köln unterwegs gewesen“, berichtet Steinebach. Bis zu 30 Einkehrtage habe er jährlich im Raum Limburg/Westerwald gehalten. Auch im Nachbarbistum Mainz hatten sich seine Veranstaltungen herumgesprochen, die ihn seit Anfang der neunziger Jahre des öfteren in das Bistum Berlin führten, wo er regelmäßig für Freunde und Wohltäter religiöse Wochen gestaltete. In Marienfelde und Tempelhof, zum Beispiel. In einer Pfarrei in Neukölln übernahm er die Urlaubsvertretung des dortigen Pallottinerpfarrers.

Seine Eignung, Menschen abseits des alltäglichen Lebens mit geistlichen Übungen zu einer intensiven Besinnung und Begegnung mit Gott zu führen, hatte er in seiner Schulzeit entdeckt. Nach dem Besuch der Volksschule in Weroth wechselte der junge Otmar als Internatsschüler der Pallottiner an das Gymnasium in Rheinbach (Rhein-Sieg-Kreis), wo er 1960 sein Abitur bestand. „Mein Schlüsselerlebnis war Goethes Faust“, erinnert sich der Pater. „In der Unterprima hatte mir der Lehrer auf meine Interpretation dieser Tragödie die Note Eins gegeben. Ich merkte, dass ich mich gut in andere Leute hineindenken kann.“

Literatur als Quelle der Inspiration
Steinebach weiter: „Da ich mich sehr für Literatur interessierte, holte mich später Pater Tauscher, der Leiter des Lahn-Verlags der Limburger Pallottiner, direkt nach meiner Priesterweihe 1966 in das Lektorat. Literatur war mein Ding, sie hat mich bis heute nicht losgelassen.“ Seit über 30 Jahren biete er immer einen neuen Exerzitienkurs mit einem neuen Thema an, erzählt der Geistliche und verrät : „Im nächsten Jahr wird ‚Hoffnung‘ das Thema sein.“

Bestimmte Bücher sind seine Begleiter und Helfer. „Von jeher haben mich Biografien interessiert, sagt er, doch zunehmend habe er sich an Literatur orientiert, die auf seine Arbeit ausgerichtet war. Dafür schaut der Exerzitienpater auch schon mal ins Internet oder stöbert in der hauseigenen Buchhandlung. Seine Kursteilnehmer dürfen sich immer wieder auf seine Vermittlung neuer Erkenntnisse freuen.

Blühende Pallottinerzeiten
Otmar Steinebach erblickte am 18. August 1940 im kleinen Dörfchen Weroth das Licht der Welt. Seinen Vater hat er nicht gekannt. „Meine Eltern waren drei Jahre verheiratet und ich war keine zwei Jahre alt, als mein Vater im Krieg fiel“, sagt er. Auch ein Onkel, der Pallottinerbruder war, sei im Krieg gefallen. Mutter, Oma und Tante waren seine engsten Bezugspersonen. „Wir hatten einen Pfarrer, der ist mit uns im Winter Schlitten gefahren“, erzählt Steinebach und dass er schon in der Volksschule den Wunsch verspürt habe, den Beruf des Priesters zu ergreifen. Schon mit elf, zwölf Jahren sei er in das Internat der Pallottiner in Rheinbach gewechselt.

„Aufgenommen wurde in Rheinbach nur, wer unterschrieben hatte ‚Ich möchte Pallottiner werden‘. Wir waren 45 Schüler in der Sexta, von denen vier ans Ziel gekommen“, erinnert er sich. Nach dem Abitur seien alle Jungen erst mal nach Olpe gegangen, um dort in einem zweijährigen Noviziat ihre Eignung für das Kloster und das Leben in der Gemeinschaft zu prüfen. Wir waren zeitweise 60 Mitbrüder“, berichtet der 77-Jährige aus blühenden Pallottinerzeiten. Er selbst habe diese persönliche Prüfung bestanden, anschließend die Hochschule in Vallendar besucht und sei 1966 zum Priester geweiht worden. Mehrere ehemalige Schulkameraden pflegten noch heute regelmäßige Kontakte. Steinebach: „Wir treffen uns mit ihren Frauen jedes Jahr an einem Wochenende.“

Nach seinem zweijährigen Lektorat in dem Limburger Verlag und anschließender Tätigkeit als Kaplan in einer Hamburger Gemeinde, kam Steinebach in die Domstadt an der Lahn zurück und bekam eine neue Aufgabe in der geistlichen Begleitung pallottinischer Freunde, Förderer und Wohltäter. „Daraus bin ich bis heute nicht entlassen worden“, sagt er mit einem zufriedenen Lächeln. Bevor er im Januar dieses Jahres nach Limburg kam, stand er neun Jahre der Örtlichen Gemeinschaft in Olpe als Rektor vor. Steinebach: „Als ich dort ankam, waren wir acht Patres. Wir waren ein bekannter geistlicher Ort und Beichtzentrum für die ganze Gegend gewesen mit bis zu 800 Beichten und rund 20 Hochzeiten im Jahr.“

Eine Krise und die Erfahrung der Auferstehung
Im Gespräch lässt Otmar Steinebach dann und wann seinen gesunden Humors aufblitzen. Den hatte der Geistliche nicht immer auf seiner Seite. „In den achtziger Jahren hat mich eine Krise erfasst. Ich wurde tabletten- und alkoholabhängig. Auch das ist Teil meiner Geschichte, die mich geprägt hat, weshalb ich das nicht leugnen möchte“, sagt er ohne Umschweife. Nach einer erfolgreich absolvierten Therapie habe er zurück ins Leben gefunden. „Ich habe dadurch die Erfahrung der Auferstehung machen dürfen und das hat nicht jeder Mensch.“ Diese Erfahrung habe seine positiven Predigten vom Vertrauen auf ein gutes Weiterleben geprägt.

Dank deutschlandweiter Kontakte zu vielen Menschen, die er im Kreuzbund erfahren durfte, sei er selbst wieder auf die Beine gekommen. „Ich weiß, wie man sich in solchen Situationen fühlt“, sagt der Pallottinerpater, der hernach geistlicher Begleiter des Kreuzbundes im Bistum Limburg wurde und vielen Menschen in ähnlichen Situationen helfen konnte. Der Kreuzbund ist ein Fachverband des Deutschen Caritas-Verbandes der als Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft Hilfe für Alkohol- und Medikamentenabhängige und deren Angehörige anbietet.

Den Kontakt zum Kreuzbund hat er nie aufgegeben. „Jetzt, da ich zurückgekehrt bin, gehe ich wieder zu den Treffen des Kreuzbundes und besuche die alten Mitstreiter“, sagt der Senior. Auch mit seinem Heimatdorf fühlt er sich verbunden. „Wenn ich nach Hause komme, spreche ich platt. Ich kann die Mundart perfekt, besser als mancher meiner Schulkameraden. Damit ist für mich ein Stück Heimat verbunden“, sagt der Seelsorger, der es noch möglichst lange aktiv bleiben möchte.

Text und Bild: Dieter Fluck

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