Pater Ludger Zewe SAC

„Du wirst nie Priester und gehst nicht zu den Pallottinern“

„Ich wusste nicht, was ich nach dem Abitur machen wollte und habe mir gesagt: ‚Du wirst nie Priester und gehst nicht zu den Pallottinern‘. Da ging ich zur Bundeswehr und habe mich zwei Jahre als Soldat verpflichtet. Später wusste ich, dass man nie ‚Nie‘ sagen sollte.“ Jetzt lebt Pater Ludger Zewe schon über 40 Jahre in einer Kommunität der Pallottiner und ist seit 35 Jahren Priester.

Nur einer wurde Priester
Der Sohn eines Sparkassenamtmanns aus Neunkirchen/Saar hat seine Mutter nie kennengelernt. Sie starb als er zwei Jahre alt war. Sein Vater heiratete erneut und so wuchs Ludger mit zwei Geschwistern in Illingen auf, wo er vier Jahre die katholische Volksschule besuchte. Der Junge hatte das Zeug für eine weiterführende Schule. Da es aber damals im Saarland nur wenige Gymnasien gab und er morgens und nachmittags jeweils 20 bzw. 25 Kilometer hätte fahren müssen, kam ein Pallottinerpater gerade recht, der den Schülern das Internat mit Schule der Pallottiner in Rheinbach (bei Bonn) schmackhaft machte. Die Gemeinschaft der Pallottiner brauchte Nachwuchs.

„Sieben aus meiner Klasse haben sich gemeldet und sind dort in die Sexta gegangen; vier sind geblieben und habe ihr Abi gemacht, zwei zu Fuß abgehauen. Der einzige, der Jahre später Pater wurde, war ich“, berichtet Zewe. Doch zunächst wollte er davon gar nichts wissen. Er verpflichtete sich als „Z 2“ beim Feldartillerieregiment in Hannover und wurde Obergefreiter beim Vermessungstrupp. Dort reifte bei ihm der Gedanke, Erzieher zu werden. Und wieder erschien ein Pallottinerpater, der sagte: „Komm doch zu uns. Hier kannst du Pädagogik studieren und dann Erzieher werden.“

Eintritt in die Gemeinschaft
„Mein Vater hat mir damals zugeredet und gesagt: ‚Wenn du spürst, dass es nicht geht, dann kommst du zurück‘“, erinnert sich Zewe, der nach zwei Jahren Noviziat (Vorbereitung auf das Versprechen) in Vallendar Theologie studierte, 1977 die zweite Profess (das Versprechen) ablegte und fünf Jahre später die Priesterweihe empfing. Heute sagt Pater Zewe: „Ich habe nie bedauert, dass ich in die Gemeinschaft eingetreten bin.“

Zahlreiche Menschen in der Region kennen ihn seit acht Jahren als Seelsorger in der Limburger Sankt Annakirche. Im Wechsel mit Pater Bernhard Küpper steht er von montags bis samstags ab 9.30 Uhr bis 10.45 Uhr sowie außer samstags von 12 Uhr bis 16.15 Uhr für Beichten und Gespräche bereit. Jeweils um 11.15 Uhr beginnt eine heilige Messe. Ab 12 Uhr ist Aussetzung des Allerheiligsten zur Anbetung.

Daneben ist Zewe „Aushilfspfarrer“, gerne auch in der Hauskapelle bei den Senioren des Limburger Missionshauses oder mal bei den Pallottinerinnen im Kloster Marienborn. „Früher bin ich nur zu Beerdigungen nach Limburg gekommen, doch in Limburg ist es schön, hier fühle ich mich wohl“, sagt Pater Zewe und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „…auch wenn der Weihnachtsmarkt nicht so schön ist wie in Salzburg.“

Bunter Strauß an Aufgaben
Zurück zum Anfang. Nach einjähriger Kaplanzeit bei Augsburg und einer Fortbildung ging Zewes damaliger Wunsch als Erzieher in Erfüllung. Zehn Jahre machte er seinen Job in Rheinbach, wurde dann aber für die nachfolgende Dekade dort Schulseelsorger und Kurat der Pfadfinder. Er organisierte und begleitete Lourdes-Wallfahrten und erhielt eine neue Aufgabe als Wallfahrtsseelsorger in Kälberau, einem Stadtteil im unterfränkischen Alzenau. „Mir hat es dort sehr gut gefallen“, sagt der Geistliche, der gerne mit Menschen zu tun hat, die ihn nach sechs Jahren schweren Herzens nach Salzburg verabschieden mussten. Dort hatte er vor seinem Ruf nach Limburg für die Dauer eines Jahres die Aufgabe des Spirituals für Novizen übernommen.

Als geistlicher Beirat gehört der Pallottiner seit Ende 2012 dem Vorstand des Kreuzbundes an, eine Selbsthilfegruppe, die sich in der Diözese Limburg Suchtkranken und deren Angehörigen widmet. „Ich besuche montags die Limburger Gruppe und fühle mich dort sehr wohl. Das sind kontaktfreudige, kooperative Menschen, das liegt mir“, sagt der 65-Jährige, der kein Betroffener ist und sagt: „Ich trinke trotzdem mein Bier.“

Zuhause gab es kein Fußball
Und da gibt es noch den absoluten Fußballfan Ludger Zewe, der selbst gespielt hat und nie vergessen wird, dass er einmal als Torwart mit der Rheinbacher Klostermannschaft die Elf der Pallottiner in Limburg besiegt hat. „Zuhause durfte ich kein Fußball sehen, weil ich mich immer so aufgeregt habe. Das tue ich heute noch“, sagt er und gesteht: „Mein Club 1. FC Kaiserslautern ist in die dritte Liga und mein saarländischer Heimatverein Eppelborn aus der Oberliga abgestiegen.“ Mit viel Gottvertrauen und seinem Sinn für Humor, der dann und wann unweigerlich durchblinzelt, glaubt er die Abstiege zu verkraften.

Früher sei er öfter in die Oper gegangen („das hat mich interessiert“), heute lese und sehe er gerne Krimis, auch den Tatort – oder lese historische Romane.

Pater Ludger Zewe SAC vor der St. Annakirche in Limburg
Pater Ludger Zewe ist froh darüber, dass das Denkmal für den Limburger Wohltäter Werner Senger (im Hintergrund rechts) am ehemaligen Brüderhaus neben der St. Annakirche seinen Platz gefunden hat. Es symbolisiert den Auftrag der Pallottiner, Menschen in ihren Freuden, Kummer und Leid durch Seelsorge beizustehen.

Text und Bilder: Dieter Fluck

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