Pater Hans-Peter Becker SAC

Menschen erinnern sich bei wichtigen Lebensereignissen gerne an ihn

Bis heute wird er im Raum Bruchsal anerkennend und liebevoll „HP“ genannt. Denn im Kraichgau ist er daheim. 1960 in Upstadt-Weiher geboren, besucht er im nahen Bruchsal das St. Paulusheim, lernt die Pallottiner schätzen und wird selbst Pallottiner. Und wo ist nach seiner Priesterweihe 1989 und der anschließenden Pastoralausbildung sein erster Einsatzort? Natürlich Bruchsal. Schulseelsorger, Religionslehrer, Dekanatsjugendseelsorger, Rektor. Pater Hans-Peter Becker prägt unzählige Jugendliche und sie prägen ihn. Ihre Freuden und ihre Sorgen, ihre Fragen und ihre Hoffnungen machen ihn sensibel für eine Jugendzugewandte Seelsorge und eine Liturgie, die gerade junge Leute anspricht. Klar, dass Pater Becker mit der Zeit gefragter Tauf- und Traupriester wird. Verständlich, denn die Zahl der ehemaligen Schülerinnen und Schüler wächst. Sie erinnern sich gerade zu wichtigen Ereignissen im Leben gerne an ihn; auch in Situationen der Verlassenheit und Trauer.

Von Bruchsal nach Friedberg
2005 geht die schöne Zeit am St. Paulusheim zu Ende. Schon mehrere Jahre gehört Pater Becker der Provinzleitung an. Jetzt wählen ihn die Mitbrüder der damaligen Süddeutschen Provinz zu ihrem Provinzial. Das heißt: Umzug vom badischen Bruchsal ins bayerische Friedberg. Das heißt: Verantwortung übernehmen für Mitbrüder und Apostolatsfelder in Deutschland, Kroatien, Spanien, Uruguay und Brasilien. Und für die Mission, besonders in Indien. Der Radius und die Aufgaben weiten sich; doch der „Ordensobere“ bleibt im Herzen immer Seelsorger. Auch in Friedberg nimmt er sich Zeit für Taufen und Trauungen. Dabei sind ihm die vorbereitenden Gespräche sehr wichtig.
Das Amt des Provinzials hat für Pater Becker noch eine besondere Herausforderung. Für 2007 ist der Zusammenschluss der drei pallottinischen Einheiten Friedberg, Limburg und Salzburg geplant. Das gilt es klug vorzubereiten. Denn da müssen drei Traditionen und Mentalitäten zusammengeführt werden. Und es braucht Personalentscheidungen, das Schwierigste im Leitungsgeschäft.
Es ist keine wirkliche Überraschung: Nachdem die Norddeutsche, die Süddeutsche Provinz und die Regio Österreich zusammen die neue Herz-Jesu-Provinz bilden, wählen die Mitbrüder Pater Becker zu ihrem Provinzial. Das heißt, den Blick über den Main bis Hamburg und Berlin weiten, über die Salzach bis Wien. Da braucht es Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl. Und außerhalb Europas kommt jetzt noch Afrika in den Verantwortungsbereich.

Der Erzbischof macht einen klugen Vorschlag
Sechs Jahre meistert Pater Hans-Peter Becker diese Aufgabe. Es kommt das Jahr 2013 und somit das Ende seiner Amtszeit. Was nun? Er liebäugelt mit dem Seelsorgefeld der Familienpastoral. Er schaut sich schon ein wenig um, aber die letzten Monate im Amt lassen dazu wenig Zeit.
Dann kommt für Friedberg ein großes Datum. Als Folge der Zusammenlegung der drei Einheiten, die auch viel an Verwaltung mit sich brachte, hatte man das Provinzialat grundsaniert und neu geordnet. Im Zuge dieser Baumaßnahme hatte der Provinzial die Neugestaltung der zum Haus gehörenden Pallotti-Kirche durchgesetzt – ganz im Sinne der Communio-Liturgie aus dem Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils und damit ganz im Sinne des Hl. Vinzenz Pallotti.
Nach ihrer Umgestaltung wurde die Kirche am 20. Januar 2013 wiedereröffnet. Die Einweihung nahm kein Geringerer vor als der Erzbischof von Freiburg, Robert Zollitsch, damals zugleich Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Der Erzbischof und der Provinzial kannten sich bestens aus der Zeit, als Becker noch in Bruchsal wirkte. Am Rande der Feierlichkeiten fragte der Erzbischof, was Pater Becker nach seiner Amtszeit vorhabe. Er denke an Familienpastoral, wisse aber noch nicht wo, eher nicht in Bruchsal. Der Erzbischof: „Kommen Sie dennoch in Ihr Heimatbistum. Die Pallottiner haben doch auch eine Niederlassung am Bodensee!“

Rektor. Familienseelsorger. Schiffsprediger.
Dorthin führte ihn denn auch der Weg. Nach Friedberg gönnte sich Pater Becker eine Auszeit bei den Kapuzinern im schweizerischen Rapperswil. Dann ging er in die Niederlassung St. Joseph auf dem Hersberg bei Immenstaad zu der auch die Pallottiner-Seniorenstation im nahen Haus St. Vinzenz Pallotti gehört. Hier bekleidet er verschiedene Ämter. Multitasking war schon immer ein Vorteil von „HP“.
Er ist Rektor. Das heißt, er hat Verantwortung für 24 Mitbrüder und für das Bildungshaus. Hier gilt es, das Programm mitzugestalten, selbst viele der Kurse, die als Fremdbelegung im Haus sind, zu begrüßen, sie mit dem Geist des Hauses vertraut zu machen und mit der Geschichte und der Spiritualität der Pallottiner. Das macht er gerne, denn da kommt es oft zu guten Gesprächen.
Im Auftrag der Erzdiözese ist er Leiter der Familienpastoral im Dekanat Linzgau. Womit wir wieder beim Thema Hochzeiten wären. An die 30 Trauungen hat Pater Becker im Jahr, vor allem in der Wallfahrtskirche Birnau. Hier heiraten nicht nur Einheimische, sondern auch viel Fremde, vor allem ehemalige Studenten aus Konstanz. Die Pfarrer sagen nur zu gerne „Wendet euch an Pater Becker!“ – und schon hat er wieder Termine für Vorgespräche und die Sakramentenspendung. Zum Alltag der Familienpastoral gehören aber vor allem die regelmäßigen Ehevorbereitungsseminare im Linzgau-Dekanat, das von Immenstaad bis Sipplingen reicht; Salem gehört dazu und Markdorf und Deggenhausertal. Hier hält er auch reihum nach einer Vorbereitung mit entsprechenden Gruppen aus den Pfarreien thematische Familiengottesdienste. Ein wenig reicht seine Arbeit auch in den Bereich der Tourismus-Seelsorge am Bodensee. Gerne beteiligt er sich an den fünf ökumenischen Schiffsgottesdiensten im Jahr. Mit 200 Teilnehmern an Bord geht es über den Bodensee. Wenn der Motor ausgeschaltet wird, biblische Texte erschlossen werden, dann gebe es eine wunderbare und dichte Atmosphäre. „Im Urlaub sind die Leute religiös ansprechbarer als sonst“, sagt Pater Becker. Das Team denkt jetzt auch schon an die Landesgartenschau 2020 in Überlingen.

Die Stille für sich entdeckt
Zurück in das „geistliche und gastliche Haus“, wie sich das Bildungshaus nennt. Man hört, dass Pater Becker die Zen-Meditation für sich entdeckt habe. Viele können den ehemaligen Provinzial oder den „HP“ damit nicht zusammenbringen. Pater Becker lacht herzlich. Das verstehe er. Und er kenne ja auch die Kritik, die Christen manchmal am Zen übten. Er kommt auf seine Provinzialszeit zu sprechen. Da habe er Pater Johannes Kopp kennen und schätzen gelernt. Er habe von den Schriften und Exerzitien dieses Mitbruders und Zen-Meisters stak profitiert. Und gerade auch in der Zeit in Rapperswil habe er die Stille ganz neu für sich entdeckt. „Die tut mir gut!“ Und er selbst sei ja nicht der „Meister“. Hilfe ist Bruder Jakobus, ein Benediktiner aus Beuron. Und manchmal auch der Exerzitien-erfahrene Pater Thomas LemPater So treffen sich seit vier Jahren vierzehntägig 15 bis 20 Personen zwei Stunden am Abend zur Zen-Mediation. Einmal im Jahr ist man vier Tage zusammen. „Diese Gemeinschaft hat eine eigene Dynamik. Und dazu gehört auch die Feier der Eucharistie.“ Pater Becker wirkt tief zufrieden als er sagt: „Die Leute kommen aus ganz verschiedenen Berufen. Das ist ihre Tankstelle. Und meine auch.“

Text und Bild: Pater Alexander Holzbach

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