Pater August Grezinger SAC

Rückblick auf ein erfülltes Leben - vom Messdiener zum Allroundseelsorger

„Ich hätte niemals gedacht, dass ich einmal so alt werden würde“, sagt Pater August Grezinger und lacht. Am 17. Mai feierte er seinen 90. Geburtstag. Der gebürtige Oberschwabe lebt seit 69 Jahren im Missionshaus in Limburg an der Lahn und zählt dank seiner vielfältigen Funktionen zu den bekanntesten Priestern im Bistum Limburg. Bis ins hohe Alter zählt er einige hundert Menschen zu seinem Bekannten- und Freundeskreis.

Nachkriegsjahre

Schon der kleine August spielte mit dem Gedanken, einmal Priester zu werden. Später kam er mit einem Pallottinerpater in Kontakt, der ihm den Besuch von Internat und Gymnasium der Pallottiner in Vallender-Schönstatt vorschlug. Entgegen dem Rat seiner Eltern, in dem damals zerbombten und hungernden Deutschland eine so weite Reise in eine unbekannte Zukunft wagen, fuhr der erst 13-Jährige mit zwei weiteren Jungen in einer dramatischen Fahrt ins Rheinland.

Doch dort konnten sie bei den Pallottinern nicht bleiben und wurden nach Limburg geschickt. „Als erstes fragten wir ‚wo liegt das denn?‘ Dort gab es eine Schule für Spätberufene und Schüler, deren Schulzeit durch den Krieg unterbrochen wurde“, erinnert sich Grezinger und erzählt: „Zwischen Koblenz und Limburg waren Brücken gesprengt. So kamen wir mit unserem Gepäck auf zwei Schlitten über den Westerwald nach Limburg. Am Tag nach unserer Ankunft war Schulbeginn in dem später nach Bischof Vieter benannten Pallottiner-Kolleg.“ Danach besuchte Grezinger von 1949 bis 1952 noch das Humanistische Gymnasium, die heutige Tilemannschule, wo er das Abitur bestand.

Als Novize legte er am 25. April 1954 seine Profess ab, das Versprechen für die Gemeinschaft. „Dass mein Wunsch, Priester zu werden, manchmal mehr als nur schwankte und ich auch Freundinnen hatte, sei nur nebenbei erwähnt“, räumt der 90-Jährige ein. Inzwischen ist es 64 Jahre her, da Grezinger in Vallendar zum Priester geweiht wurde, dessen erste Station 1959 für drei Jahre die Limburger Pfarrei „St. Marien“ wurde.

Anpacken

1960 Bezirkskaplan der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) im Raum Limburg/Westerwald, wurde er 1962 Diözesankaplan: seine erste große Aufgabe, die mit viel Aufbauarbeit verbunden war. Bischof Wilhelm Kempf erkannte, dass der junge Theologe wohl auch für weitere Aufbauarbeit befähigt war und übertrug ihm sechs Jahre später das neu geschaffene „Referat für theologische und spirituelle Weiterbildung der Synodalen Gremien“ im Bistum Limburg. Zugleich wurde er Bundespräses des Bundes Katholischer Männer und Frauen (KMF).

Im Alter von 40 Jahren stand das Leben des heute 90-Jährigen auf der Kippe. Ein ganzes Jahr lang kämpfte er mit einer Hirnentzündung, die Pater Grezinger dank seiner robusten Natur überstand. Mit der Leitung des Referats Weltkirche übertrug ihm Bischof Kamphaus 1977 die Verantwortung für die Mission und Entwicklungshilfe. 18 Jahre lang bereiste unser Mitbruder die Welt, knüpfte Kontakte, initiierte Partnerschaften. Gleichzeitig war er Diözesandirektor der Päpstlichen und Bischöflichen Hilfswerke im Bistum Limburg. Als wenn das noch nicht genug gewesen wäre, begleitete Pater Grezinger in Personalunion als Referent für Camping- und Freizeitseelsorge bis 1989 zwölf Jahre mehrwöchige Kreuzfahrten als Schiffsgeistlicher.

Leutselig und kontaktfreudig war und ist er bis heute ein gefragter Gesprächspartner, ein Allroundseelsorger Gottes. So war er auch der richtige Mann für die im Hotel- und Gaststättengewerbe tätigen Menschen im Bistum Limburg, die sonntags nicht zur Kirche kommen konnten. Ganze vier Jahrzehnte hat er sie bis 2018 begleitet, noch in der Zeit, in der ihn eine weitere schwere Erkrankung ereilte und ihm das Laufen zunehmend Probleme machte.

Strack heraus

Pater Grezingers reichhaltige Vita wäre unvollständig, würde seine zwölfjährige Tätigkeit als Missionssekretär (bis 2005), seine siebenjährige Mitgliedschaft im Rat des pallottinischen Generalmissionssekretariats in Rom (bis 2000) und seine 13-jährige Mitarbeit bis 2018 im Missionssekretariat der norddeutschen und dann der gesamtdeutschen Pallottinerprovinz unerwähnt blieben. Nach wie vor steht der unermüdliche Seelsorger mit vielen Ehepaaren in Verbindung, die er getraut und deren Kinder und Enkel er getauft hat. Immer nahe bei den Menschen ist Pater Grezingers Rat gefragt, den er unverblümt mit kräftiger Stimme strack heraus sagt.

Eine beachtliche Karriere des einstigen Messdiener-Buben, Sohn eines Brauereiarbeiters aus dem 900-Seelen-Dorf Warthausen, der dort für eine Bäckerei Brot ausfuhr, in der Landwirtschaft Kühe hütete und als Zwölfjähriger im Bombenhagel verschüttet in einem Graben lag. Auch heute noch ist er seiner damaligen Volksschullehrerin dankbar, die ihn 1943 aufs Gymnasium nach Biberach schickte und dass er seinen Bildungsweg trotz Kriegswirren in Limburg vollenden konnte. Allein sein sehnlicher Wunsch, als junger Missionar zu den „Indianern“ nach Kanada zu gehen, sollte sich nie erfüllen.

Beitrag & Foto: Dieter Fluck

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