Pater Gottfried Scheer SAC bei einem Einkehrtag

„Ich glaube, der Pater mag mich“

Pater Gottfried Scheer lebte bis vor kurzem in einer Behinderteneinrichtung

Maria Bildhausen wurde ihm schließlich zur Heimat. Mitten in seinem Heimatland Franken. Doch auch zuvor ist die Verbindunbg ins Fränkische nie abgerissen. Am Tag der Frankenapostel verabschiedete Maria Bildhausen den langjährigen Seelsorger Pater Gottfried Scheer.

„Ich glaube, der Pater mag mich“, sagte ein Bewohner in Maria Bildhausen, einer Behinderteneinrichtung des Dominikus-Ringeisen-Werks nahe Münnerstadt. Eine Ursberger Schwester – bis vor drei Jahren wirkten die Ordensfrauen noch in Maria Bildhausen – erzählte es P. Gottfried Scheer. Und der freute sich, fühlt er sich den Menschen hier doch sehr verbunden, liebt Begegnungen und Gesprächsrunden, feiert gerne mit ihnen die Messe. Doch warum lebt ein Pallottiner-Pater allein in einer solchen Einrichtung und nicht in der Hausgemeinschaft mit anderen Patres und Brüdern in einer der Pallottiner-Niederlassungen?

Alles hat seine Geschichte. Auch die von P. Gottfried Scheer. Im Mai 1945 wird er in Wiesen, heute ein Stadtteil von Bad Staffelstein, geboren. Die Familie, er hat noch einen älteren Bruder, und das Dorfleben, geprägt von Gebet und den Festen des Kirchenjahres, bestimmen sein Leben. Zur Sonntags-Aushilfe in die Andreas-Kirche kommen oft Franziskaner von Vierzehnheiligen oder Karmeliter von Bamberg oder Pallottiner vom nahen Untermerzbach. Einer spricht ihn an „Du könntest doch auch Pallottiner werden!“. Der Satz sitzt.

In Wiesen kennt man die Gemeinschaft nicht allein durch die Sonntagsaushilfen. In jedem Herbst kommen Novizen von Untermerzbach, um Kartoffel zu sammeln. Einige haben dabei festgestellt, dass es bei Gottfrieds Onkel ein gutes Bier gibt – im Frankenland brauten viele Familien selbst Bier – und sie kommen deshalb gerne auch mal außerhalb der Kartoffelsaison nach Weisen.

Internatsleiter in Bruchsal

Durch diese Begegnungen wächst in Gottfried der Wunsch, selbst Priester und Pallottiner zu werden. Doch das nächste Gymnasium ist weit weg. Er muss seine Heimat verlassen, was er ungern tut. Monatelang ist auch sein Vater nicht zu Hause. Der Schreiner arbeitet zeitweilig im Ruhrgebiet, um seine Familie ernähren zu können. Gottfried besucht die Pallottiner-Nachwuchsschulen in Schwäbisch-Gmünd, Bruchsal und Hersberg. Und nach dem Abitur geht es wieder in die geliebte Heimat. Er beginnt 1965 in Untermerzbach das Noviziat und studiert Philosophie. Es folgt das Theologiestudium in Vallendar. 1971 empfangen er und seine beiden Kursmitbrüder Lothar Fox und Peter Hinsen die Priesterweihe. P. Scheer kommt im Pastoraljahr nach Mering und gewinnt zunehmend Freude an der Arbeit in der Gemeinde.

Gerne hätte er weiter in einer Pfarrei gearbeitet, aber sein Provinzial versetzt ihn als Erzieher in das St. Paulusheim nach Bruchsal. Heute lacht P. Scheer. Das habe ihm Anfangs nicht gepasst. „Aber ich habe mein ganzes Pallottiner-Leben den vielleicht altmodischen Grundsatz beherzigt, dass im Willen der Obern der Wille Gottes zum Ausdruck kommt“.

Unglücklich wirkt P. Gottfried Scheer nicht, wenn er von seinem weiteren Lebensweg erzählt. Er absolviert dann berufsbegleitend in Köln-Porz eine entsprechende Ausbildung und wird in der Nachfolge von P. Ferdinand Thome Internatsleiter in Bruchsal. 1984 wird das Internat geschlossen. Da ist P. Scheer schon im Krankenstand. Ein Gehirntumor setzt ihn zwei Jahre außer Gefecht. Die Erfahrung der Krankheit bestimmt bis heute die Physis und die Psyche des Seelsorgers. Langsam geht er nach den Klinik- und Kuraufenthalten wieder auf die Menschen zu, zunächst in Konstanz, dann in Hofstetten.

Fasziniert von der Cursillo-Bewegung

Von 1990 bis 1997 leitet er die pallottinische Hausgemeinschaft in Eichstätt, wo die Gemeinschaft ein Studentenwohnheim unterhält. P. Scheer erzählt von den Volksmissionen, von den Gesprächen mit P. Valentin Hertle. Er ist fasziniert von der Cursillo-Bewegung, in der er seit der Zeit in Konstanz mitarbeitet. Ihm gefällt, dass hier Priester und Laien gemeinsam, auf Augenhöhe Glaubenskurse geben. „Das hat mich fasziniert“, sagt P. Scheer, „weil das ganz und gar der Geist von Vinzenz Pallotti ist“.

Kursarbeit bestimmt auch seinen Einsatz im Christkönig-Heim in Stuttgart bis zu dessen Auflösung 2000. P. Scheer sorgt sich um seine alte Mutter, die jetzt in Bamberg lebt. Da kommt ihm die Bitte von P. Hans Buob gelegen, im Haus St. Ulrich in Hochaltingen mitzuarbeiten. Er schätzt P. Buob, der nach P. Ernst-Paul Rummel in Untermerzbach sein Novizenmeister war. Darum steht er gerne in Hochaltingen für Exerzitien, Beichte, Eucharistiefeier zu Verfügung. Und er engagiert sich daneben immer noch bei Cursillo.

Untermerzbach wird aufgegeben, das Frankenland nicht

2009 ist für die Pallottiner kein leichtes Jahr. Schweren Herzens gibt die Gemeinschaft ihr Traditionshaus in Untermerzbach auf, in dem über 90 Jahre lang der Nachwuchs ausgebildet worden war. Über Untermerzbach gehörten die Pallottiner zum Frankenland und viele Menschen bedauerten ihren Weggang sehr. Sie wollten weiterhin in Verbindung bleiben, wollten weiterhin die Mission der Gemeinschaft unterstützen.

Der damalige Provinzial, P. Hans-Peter Becker, kam auf die Idee. Er bat P. Scheer, im Frankenland regelmäßig Einkehrtage und Exerzitien anzubieten, um so Kontakt zu den Freuden und Wohltätern der Gemeinschaft zu halten. „Du bist doch Franke. Du sprichst den Dialekt“, überzeugte P. Becker den leidenschaftlichen Fan vom 1. FC Nürnberg und den Bamberger Basketballern. Viel Überzeugungsarbeit brauche es aber nicht. Von Bruchsal aus reiste P. Scheer nun oft zu Einkehrtagen ins Fränkische; aus Limburg kam und kommt jeweils Br. Rainer Budéus als Helfer dazu.

Das Pallottiner-Team ist inzwischen von Aschaffenburg bis Bayreuth, in Lichtenfels, Zapfendorf oder Ebermannstadt bekannt und gerne gesehen. In Einkehrtagen und Exerzitien „geschieht Begegnung mit uns Pallottinern neben unseren Zeitschriften „das zeichen“ und „Pallottis Werk““, sagt P. Scheer. Und er erzählt, dass er froh war, in P. Franz Büttner, einen guten Lehrmeister für die Gestaltung von Einkehrtagen gehabt zu haben.

2013 kam Maria Bildhausen ins Spiel. Die Einrichtung suchte einen Seelsorger. P. Scheer übernahm diese Aufgabe, weil er gerne unter den Menschen hier lebt, weil er gerne für sie da ist. Und nicht zuletzt: Maria Bildhausen liegt mitten im Frankenland!

Bericht und Fotos: P. Alexander Holzbach

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