Pater Georg Neumann SAC

Von den Rocky Mountains auf den Greifenberg

Einen alten Baum verpflanzt man nicht, sagt der Volksmund. Der Pallottinerpater Georg Neumann ist das Wagnis eingegangen und nach 58 Jahren in Kanada im Oktober 2020 in das Limburger Missionshaus der Gemeinschaft umgezogen. „Das ist mir nicht leichtgefallen. Es ist für mich hier eine neue Welt“, bekennt der 87-Jährige und fügt mit Gottvertrauen hinzu: „Aber ich werde hier gut versorgt und könnte es in meinem Alter nirgendwo besser haben.“

Das sagt ein Mann, der bereits sechs Wochen nach seiner Ankunft in Deutschland mit einer lebensbedrohlichen Corona-Erkrankung auf einer Intensivstation behandelt werden musste. Georg Neumann ist sehr naturverbunden. Kannte er früher in den Rocky Mountains jeden Stein, so muss er heute mit dem Greifenberg und dem Tal Josaphat Vorlieb nehmen. Auf seinen regelmäßigen Spaziergängen hat er dort wie auch im Eduard-Horn-Park und am Hammerberg bereits die schönsten Wildblumen entdeckt und fotografiert. „Auch viele Spaziergänger kenne ich schon“, sagt er, der manchmal zum Singen ein Liederbuch mitnimmt. In Gottes Natur blüht dieser Pater auf.

Umfangreiche Weihnachtspost

„Georg Neumann hat in Kanada noch viele Freunde und pflegt seine Kontakte. Er bekommt die meisten Briefe hier im Haus“, weiß Alexander Holzbach. Neulich habe sich der Spätheimkehrer Kirchenlieder aus dem dortigen Gesangbuch nachschicken lassen, erzählt der Hausrektor. Gerade macht der 87-Jährige seine umfangreiche Weihnachtspost fertig und sagt: „Bis die Post in Kanada ankommt, das dauert sehr lange.“

Aus Seitendorf in Schlesien

Georg wurde in Seitendorf (Kreis Frankenstein, Schlesien) als Zwilling in die katholische Familie des Sattlermeisters und Polsterers Josef Neumann und seiner Frau Anna geboren. Seine Mutter brachte neun Kinder zur Welt, darunter zweimal Zwillinge. Die Familie wurde vertrieben und kam 1946 über Siegen in ein Lager im nordrhein-westfälischen Meschede.

Die Neumanns kannten die Pallottiner aus Frankenstein, die dort ein Missionshaus hatten und in der Bevölkerung sehr präsent waren. Als die Familie 1947 davon erfuhr, dass die Gesellschaft in Rheinbach ein Internat hatte, war der Besuch für Georg keine Frage, der dort 1955 sein Abitur ablegte, der danach in Olpe ins Noviziat ging, um sich auf seinen Eintritt bei den Pallottinern vorzubereiten. Er besuchte sodann die Philosophisch-Theologische Hochschule in Vallendar und wurde dort 1961 zum Priester geweiht.

Auswandererseelsorge in Edmonton

Es war die Zeit vieler Auswanderer nach Übersee, die durch jenen St. Raphaels-Verein begleitet und betreut wurden, den der Limburger Kaufmann und Sozialpolitiker Peter Paul Cahensly 1871 zur Unterstützung deutscher Auswanderer gegründet hatte. Dieser Aufgabe hatten sich vor allem Pallottiner angenommen und so kam es, dass der Erzbischof im kanadischen Edmonton in der Limburger Deutschlandzentrale der Pallottiner Priester anforderte. Dafür konnte sich der junge Pater Neumann begeistern, der bereits im ersten Jahr nach seiner Weihe in der kanadischen Provinz Alberta eintraf, wo er zunächst einmal Englisch lernen musste. „Deutschsprachige Auswanderer kamen aus wirtschaftlichen Gründen bis in die sechziger Jahre“, erinnert sich der Senior.

Um in der katholischen Schule unterrichten zu können, studierte er an der Universität, vermittelte später seinen Schülern Wirtschafts- und Sozialkunde, Geographie, Geschichte. „Um in Kanada bleiben zu können, musste man die Staatsbürgerschaft annehmen. Ich hatte kein Problem damit. Früher war das bei uns Pallottinern so, wenn man wohin kam, blieb man für immer“, berichtet Neumann. Pater Holzbach ergänzte: “Wir haben mittlerweile vier aus Kanada zurückgekehrte Mitbrüder im Limburger Missionshaus. Sie pflegen ihre Traditionen, gedenken am 19. Oktober traditionsgemäß des ersten kanadischen Heiligen Jean de Brébeuf.

Aus dieser Zeit könnte ich stundenlang erzählen

In 58 Jahren war Pater Neumann in Edmonton wie in Calgary mit den unterschiedlichsten Aufgaben betraut, zweimal auch in den USA zu Studienzwecken an der Universität in Chicago. „Es waren die Jahre der Ermordung von John F. Kennedy und Martin Luther King und des Vietnam Krieges. Ich habe viel gelernt, allerhand erlebt und gesehen“, sagt Pater Neumann, der aus dieser Zeit stundenlang erzählen könnte. Nach unterschiedlichen Lehraufträgen in Kanada war er bis zu seinem 75. Lebensjahr Pfarrer in Edmonton, besuchte danach regelmäßig seine Lehrerkollegen in den acht katholischen Schulen der Stadt. „Es kamen kaum noch deutschsprachige Aussiedler und so war ich dort der letzte deutsche Pfarrer, sagt der Geistliche, der nebenbei Nationalpräses der Kolpingfamilie Kanadas war. Auch die Ökumene lag ihm am Herzen. Im Bistum Edmonton war er der Bischöfliche Ökumene-Beauftragte.

Zwei Jahre bevor er nach Limburg umzog weilte Pater Georg Neumann schon einmal in der Domstadt. Auf dem Pallottinerfriedhof wurde sein Bruder Prof. Pater Dr. Bernhard Neumann beerdigt, dieser lehrte an der Hochschule in Vallendar.

Bericht & Foto: Dieter Fluck

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