Pater Eugen Stephan SAC

Pater Stephan behält trotz Erkrankung seinen Humor

„Ich habe den Kirchgängern vor oder nach dem Segen immer einen Witz erzählt, damit sie nicht mit traurigen Gesichtern nach Hause gingen und im Schaukasten unserer Pfarrei hing immer der Witz der Woche“, sagt Pater Eugen Stephan. Kein Wunder, dass ihn die Gläubigen seiner jeweiligen Wirkungsstätten nur schweren Herzens gehen ließen. Mit 65 Jahren hat er Ende 2019 als jüngster Bewohner auf der Seniorenstation des Missionshauses Einzug gehalten.

Vom Laienapostolat begeistert
Geboren ist Eugen Stephan am 6. Januar 1955 im polnischen Gliwice, dem früheren Gleiwitz in Oberschlesien. „Ich bin deutschstämmig und habe erst im Kindergarten Polnisch gelernt“, sagt er, der drei Jahre alt war als sein Vater verstarb. Seine alleinerziehende Mutter ermöglichte ihm den Besuch des Privatgymnasiums des Ordens der Piaristen in Krakau. „Der heilige Franziskus war mein Vorbild, deshalb wollte ich Franziskaner werden“, erinnert sich Stephan, als ihm eine Schulschwester von den Pallottinern erzählte, von deren Existenz er bis dahin nichts gewusst hatte. Er sagt: „Mich hat die Idee vom Laienapostolat des Gründers Vinzenz Pallotti begeistert.“

Interessenten trafen sich in Tschenstochau, dem berühmten Wallfahrtsort im Süden Polens, wo die Pallottiner eine Niederlassung haben. „Ich war damals in ein Mädel verliebt, habe in der Sparkasse und in einer Buchhandlung gearbeitet und war Messdiener gewesen“, berichtet der 65-Jährige. Und weiter: „Meine Liebe hat mir geholfen, meinen Weg zu finden. Den Kontakt habe ich viele Jahre weiter gepflegt und später über ihren Tod hinaus bis heute mit ihrer Familie.“

Damals habe er sich aus der Pfarrei zurückgezogen und sei eines Tages als eingekleideter Pallottiner zurückgekehrt. Es sei ganz normal, dass Menschen, die in ein Kloster gehen wollen, auch Zweifel überkommen, letztendlich habe er nie bereut, Pallottiner zu sein und würde den Weg heute wieder gehen, der ihn damals zunächst zum Studium an die Philosophisch-Theologische Hochschule der Pallottiner nach Ottarzew bei Warschau führte.

Kardinal kommt mit Verspätung zur Priesterweihe
Die Zeit der Vorbereitung für die Aufnahme in das Kloster, das Noviziat, absolvierte Stephan in Zabkowice, dem früheren Frankenstein, und legte 1977 die erste Profess (Gelübde) ab. Lebhaft erinnert sich der Pater an seine Priesterweihe in der Zeit des polnischen Kriegszustandes am 1. Mai 1982, als der Kardinal infolge einer Demonstration mit zweistündiger Verspätung eintraf.

Religionsunterricht war Regimekritik
Bis 1985 verschlug es den jungen Kaplan in eine kleine Gemeinde mit großen Verpflichtungen im Osten Polens. Dort war er mit einem weiteren Priester und zwei Laien in einer Schule mit 1.000 Kindern und 2.000 jugendlichen Schülern für den Religionsunterricht zuständig. „Zum Religionsunterricht zu gehen, war ein Zeichen gegen das Regime und sie kamen fast alle“, berichtet Pater Stephan, der einen guten Zugang zur Jugend fand und in einem Nebenort Häftlingen in einem Jugendgefängnis Glaubensgrundlagen vermittelte und nicht ohne Stolz sagt: „Es gingen 800 von ihnen zur Firmung.“

In Wien wartete eine besondere Aufgabe
Ein großes Jugendtreffen im April 1985 in Österreich („Wir waren mit sechs Bussen da und übernachteten in Wien“) brachte eine Wende im Leben des jungen Priesters. Er hatte Kontakt mit den dortigen Pallottinern und ging einige Monate später nach Salzburg, absolvierte einen Deutschkurs und begann mit der Arbeit als Seelsorger. Ein Jahr später übernahm Pater Stephan die Wiener Pfarre „Königin des Friedens“, die sich in einer schwierigen Situation befand.

Nach dem Missbrauch durch einen Wiener Weltpriester (Stephan: „Alle haben geschwiegen“) war es ihm gelungen, das Vertrauen der Gläubigen wieder herzustellen und in 26 Jahren eine lebendige Gemeinde aufzubauen. In den letzten elf Jahren bekam er eine Nachbarpfarrei hinzu. Daneben war er Mitglied im Regionalrat, der den Zusammenschluss der Provinzen der Nord- und Süddeutschen Pallottiner mit der Regio in Österreich vorbereitete.

Die Mitglieder der beiden österreichischen Pfarreien dankten ihrem ausscheidenden Seelsorger, „der mit seiner offenen liebenswerten Art die Herzen aller im Sturm erobert hat“. Durch Zuhören, Geduld und menschliches Einfühlungsvermögen habe er unzähligen Menschen geholfen. Mit diesen Attributen und vielen positiven Erinnerungen an die Alpenrepublik wechselte Pater Stephan 2011 an den Rhein nach Vallendar. „Ich habe Gott gefragt, ‚was hast du mit mir vor?‘“

Diagnose Multiple Sklerose (MS)
Geprägt von der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (Stephan: „Man muss der Jugend zuhören. Ich habe sehr viel gelernt“) kam er nun als Kranker zu Kranken, sagt er unter Verweis auf seine Multiple Sklerose (MS), die ihm Ende der 1990-er Jahre diagnostiziert wurde“, und fügt hinzu: „Ich habe gelernt, mit meiner Krankheit umzugehen. Das Wichtigste ist dabei, Humor zu haben.“ Für ihn ein Grund mehr, Witze zu sammeln.

Acht Jahre arbeitete Pater Stephan in der Pfarreiengemeinschaft Vallendar vornehmlich als Seelsorger in den Altenheimen St. Josef und Auf der Humboldthöhe sowie in der BDH-Klinik, dem Zentrum für neurologische Rehabilitation.

Seit Ende Dezember lebt er nun auf der Limburger Seniorenstation des Klosters und stellt fest: „Ich bin noch nicht ganz da und noch am Einräumen. Anzukommen, das ist ein Prozess.“ Und so ist er zuversichtlich, trotz körperlicher Einschränkungen in seinem neuen Zuhause noch die eine oder andere Aufgabe übernehmen zu können. „Ich bin geschichtlich sehr interessiert, lese gerne in der Bibel und kann noch Autofahren“, sagt er mit einem ansteckenden Lächeln.

Text und Bild: Dieter Fluck

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