"Ich bin Pallottiner geworden obwohl ich sie kannte"
Pater Bernhard Küpper SAC
Die vor 42 Jahren von den Limburger Pallottinern übernommene Seelsorge in der Sankt Annakirche bleibt trotz Priestermangels gesichert. Nach der Verabschiedung im vergangenen Jahr von Pater Lothar Fox nach 25-jährigem Dienst in den Ruhestand, wird die Tradition von Pater Bernhard Küpper fortgesetzt. Er ist im Wechsel mit Pater Ludger Zewe von montags bis samstags für alle Besucher da – im Gottesdienst wie auch für Beichtgespräche.
Was Christen in Mülheim an der Ruhr bedauert haben, wo die Niederlassung der Pallottiner nach 62 Jahren Anfang 2018 wegen Nachwuchsmangels aufgelöst wurde, kommt den Gläubigen in der Limburger Region zugute. Als der jüngste der dort Verbliebenen hat Küpper (Jahrgang 1955) in der St. Annakirche sehr gerne eine neue Aufgabe übernommen. „Ich habe mich schon eingelebt. Es war wie ein Heimkommen“, sagt der Drittjüngste der im Missionshaus lebenden Pallottiner, der in seinem Klosterleben bereits früher zwölf Jahre in Limburg verbrachte und feststellt „so lange wie sonst nirgendwo“.
Ins Internat der Pallottiner
Bernhard Küpper wurde in Herhahn, einem kleinen Dorf in der nördlichen Eifel geboren. „Wir hatten eine kleine Landwirtschaft zu Hause. Mein Vater war Briefträger in unserem Dorf mit 400 Einwohnern. Wir hatten eines der wenigen Telefone im Ort; da kamen die Leute zu uns zum Telefonieren. Wir mussten immer ran, sei es in der Heuernte oder zum Kartoffeln lesen“, erinnert Bernhard, der jüngste von drei Geschwistern und fügt mit etwas Wehmut hinzu: „Wenn ich eine Feldlärche höre, kommen mir die Erinnerungen.“
Nach der Volksschule kam für den jungen Bernhard eine Zeit der Entscheidung. Er hatte das Zeug fürs Gymnasium, doch das nächste war weit weg, was mit langen Fahrzeiten verbunden gewesen wäre. Ein Pallottinerpater, der die Förderer der Apostolischen Gesellschaft betreute, hatte angefragt, wer wohl für das Gymnasium der Pallottiner in Rheinbach bei Bonn in Frage käme. Dort gäbe es ein Internat, so dass den Kindern die täglich langen Fahrwege erspart blieben. „Das klang gut, da bin ich ab meinem elften Lebensjahr in Rheinbach gewesen und habe den Schritt nicht bereut“, sagt Küpper.
Posaune in der Bigband
Die Möglichkeiten dort seien attraktiv gewesen. „Es gab einen Chor und ein Orchester. Ich habe Trompete gelernt und im Schulorchester gespielt, bin später aufs Tenorhorn gewechselt und habe in der Bigband Posaune gespielt. Bei der ersten Aufnahmeprüfung für den Chor bin ich zwar durchgefallen, aber im Jahr danach hat es geklappt“, fügt er heute mit einem Lächeln dazu. Er wirkte an den Aufnahmen für eine Weihnachts-LP von Pater Heinz Perne mit, spielte Instrumentalstücke im Studio ein.
Nach bestandenem Abitur stand er erneut vor einer schwierigen Entscheidung. „Ich wusste noch nicht so recht, was ich werden wollte“, gesteht Küpper. „Freilich hätten die Pallottiner gerne gesehen, wenn ich mich ihnen angeschlossen hätte. Meine Hauptinteressen lagen aber nicht in Theologie und Philosophie, sondern in den Naturwissenschaften. Zuhause hatte ich schon als Kind einen Chemiekasten gehabt und die ersten Versuche einigermaßen schadlos überstanden. Aber irgendwie hatte es mich damals auch gereizt, einen geistlichen Beruf zu ergreifen. Unser Heimatpfarrer hatte das schon im Hinterkopf gehabt als ich aufs Gymnasium ging“, erzählt der Pater.
Wache vor dem Bundeskriminalamt
Doch es kam zunächst ganz anders. Der junge Abiturient verpflichtete sich alternativ zur Bundeswehr für den zweijährigen Dienst beim Bundesgrenzschutz und absolvierte seine Grundausbildung an der Zonengrenze in Eschwege. Sodann gings nach Hangelar (St. Augustin) in die Kaserne. Dort kam er zum Wacheinsatz beim Bundeskriminalamt in Bad Godesberg und bei diversen Bundesministerien.
„Das war nicht so mein Ding; denn ich wollte eigentlich zur Funkereinheit, um das Morsen zu lernen. Andererseits war ich froh, dass ich für meine Berufswahl zwei Jahre Bedenkzeit hatte“, sagt Küpper, der sich hernach um einen Studienplatz für Physik bewarb und die Zusage bekam. Dennoch ließ ihn der Gedanke an die Pallottiner nicht los, so dass er den Entschluss packte: „Jetzt probiere ich aber erst einmal, ob das im Kloster etwas für mich ist.“ Rückblickend bekennt Küpper: „Es hatte sich nie die Frage gestellt, ob ein anderer Orden oder Weltpriester etwas für mich wäre. Und dann blitzt sein hintergründiger Humor hervor:
„Ich bin Pallottiner geworden, obwohl ich sie kannte“, sagt er mit einem Lächeln.
7 von 30 wurden Priester
Pater Küpper resümiert seine Schulzeit in Rheinbach: „Aus meiner Klasse von 30 Abiturienten sind vier Pallottiner und drei Weltpriester hervorgegangen. Das waren enorm viele; mit ihnen halte ich Kontakt.“ Einige seiner Jahrgangskollegen aus der damaligen Klasse befinden sich bereits im Ruhestand.
Für Küpper begann die pallottinische Laufbahn mit der üblichen zweijährigen Einführungszeit (Noviziat), die er in Untermerzbach bei Bamberg verbrachte und dem fünfjährigen Studium der Philosophie und Theologie in Vallendar bei Koblenz. Nach der dortigen Priesterweihe 1983 absolvierte Küpper sein Pastoraljahr in einer Augsburger Gemeinde. Die Provinzleitung entsandte ihn als Erzieher nach Rheinbach. „Das war nicht mein Metier gewesen, das ich auf meinen Wunsch hin auch beendet habe“, bekennt er, der sich ab 1986 in der Jugendbildungsarbeit in Olpe wieder wohlfühlte. Daneben hat Pater Küpper dort in Seminaren bei der charismatischen Erneuerung mitgewirkt und eine dreijährige Schulung für geistliche Begleitung absolviert, die ihm bei seiner jetzigen Tätigkeit in Limburg zugutekommt.
Musische Begabung trägt
1991 führte sein Weg nach Limburg in das Provinzialat der damaligen norddeutschen Pallottinerprovinz. Dort bzw. von hier aus begleitete er junge Brüder der Gemeinschaft und betreute Freunde und Wohltäter, war sodann eineinhalb Jahre in der Beichtseelsorge der St. Annakirche tätig, bevor er ab 1995 acht Jahre hauptsächlich im Sekretariat des Provinzials und in der Seelsorge der Westerwaldgemeinden Salz, Wallmerod, Werod und Guckheim arbeitete. „Wenn man Leute schon lange nicht mehr gesehen hat wie im Westerwald ist das heute für mich als wäre ich nie weg gewesen“, hat der Pater festgestellt, der nach dieser Zeit noch acht Jahre in der Dorf-Pfarrei Michelbach bei Aschaffenburg und zuletzt sechs Jahre bis zur Auflösung der Pallottiner-Niederlassung die Gemeinde in Mülheim-Winkhausen an der Ruhr leitete.
Überdies hat Pater Küpper seine musischen Begabungen, die zu seinen Hobbys wurden, nicht verkümmern lassen. Er hat sich das Gitarrenspielen beigebracht und mit Kommunionkindern und mit Kindern im Kindergarten gesungen. Schon früher lieh er dem Kirchenchor der Pfarrei „St. Marien“ seine Stimme, hatte abseits von Limburg eifrig geprobt, um bei wichtigen Auftritten dabei sein zu können, was ihm jetzt an seinem Wohnort in Limburg freilich noch mehr Spaß macht, wo er nun auch die Schola verstärkt.
Bild und Text: Dieter Fluck
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