Der Netzwerker der Pallottiner
Pater Alois Mäntele SAC
Pater Alois Mäntele hat für die Pallottiner schon viele unterschiedliche Aufgaben übernommen, darunter auch eine Vielzahl von kleinen und großen Herausforderungen. Alles hat er mit Herzblut gemacht: Erzieher, Lehrer, Beauftragter für Berufungspastoral, Hausrektor und seit über 20 Jahren Kanzlist.
Ärmel hochkrempeln und zu den Leuten gehen
Die Aufgaben der Kanzlei haben es ihm besonders angetan. Kanzlist sein bedeutet: Ärmel hochkrempeln, unterwegs sein, Leute ansprechen. Es geht darum, Menschen zu finden, die die wichtigen Aufgaben der Pallottiner im In- und Ausland mittragen wollen. Die bereit sind „Pallottis Werk daheim und draußen“, d.h. die Unternehmungen der Mitbrüder in aller Welt, mitzutragen. Das ist keine Kleinigkeit.
Seit er 1996 zunächst nebenbei und dann ab 1999 hauptamtlich die Kanzlei in Friedberg übernommen hat, ging es ihm immer darum, den Menschen für Ihre Unterstützung etwas zurück zu geben. „Die Zeitschriftenbezieher, die Austrägerinnen und Austräger der Monatsschrift „das zeichen“ – die sogenannten Förderer – und die Wohltäterinnen und Wohltäter müssen vernünftig betreut werden“ ist Pater Mäntele überzeugt. Es geht um Seelsorge und um spirituelle Impulse im Geiste Vinzenz Pallottis. Deshalb bietet Pater Mäntele seit 1996 sogenannte „Einkehrtage“ an. Es ist eine Gelegenheit, sich zu treffen, sich untereinander auszutauschen und für ihn die Möglichkeit, über die laufende Arbeit zu berichten und mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die pallottinische Spiritualität zu teilen.
„Man kann sagen, dass viele Wohltäter mit mir alt geworden sind. Ich kenne manche Unterstützer schon seit einer Ewigkeit“ resümiert er. „Viele Menschen haben uns über lange Jahre begleitet und wir sie. Heute ist es allerdings fast nicht mehr möglich, Jugendliche und junge Erwachsene für die Arbeit in den Missionen oder für eine dauerhafte Unterstützung der Mitbrüder in den Missionen zu gewinnen!“ Deshalb wird sich die Arbeit der Kanzlei in den kommenden Jahren weiter verändern.
Als Pater Mäntele 1999 die Verantwortung für die Kanzlei hauptamtlich übernahm, standen ebenfalls massive Veränderungen auf dem Programm. Bisher wurde noch alles per Hand auf Karteikarten notiert; jetzt musste alles digitalisiert werden. Als mehrere Hauskanzleien aufgrund der Schließung der Niederlassungen (Schwäbisch Gmünd, Stuttgart, Eichstätt) nach Friedberg verlegt werden mussten, wurden deren Karteikarten auf den Computer übertragen. „Das konnte ich unmöglich alles alleine bewältigen. Deshalb holte ich mir zwei Mitarbeiterinnen, die mir bei dieser „Hausarbeit“ kräftig halfen, damit ich auch noch auf Achse sein konnte, um Hausbesuche und anderes zu machen.“ Mit dem Zusammenschluss der deutsch-österreichischen Pallottiner 2007 wurden dann auch zweimal im Jahr gemeinsame Aktionen zugunsten der Mission durchgeführt.
Was er dem neuen Kanzlei-Leiter Herrn André Lersch wünscht, der seit März für die Geschicke der beiden Provinzkanzleien in Friedberg und Limburg zuständig ist? „Dass er das mit der pallottinischen Präsenz hinbekommt. Es muss für die Menschen weiterhin sichtbar bleiben, was das Besondere, das Pallottinische an unserer Arbeit in der Provinz und in den Missionsgebieten ist. Auch wenn kein Pallottiner mehr zu den Leuten rausfahren kann. Hier ist auch das Missionssekretariat gefragt. Wir müssen die Pallottiner stärker in die Öffentlichkeit bringen, die die Arbeit vor Ort machen. Hierzu ist die moderne Form des Fundraisings meines Erachtens eine gute Lösung.“
Eine ganz besondere, pallottinische Atmosphäre
Alois Mäntele ging zunächst bei den Herz-Jesu-Priestern in Stegen bei Freiburg zur Schule. Die Familie wollte dem Buben, der Priester werden wollte, eine entsprechende Ausbildung zukommen lassen. Ein Freund ging mit ihm dort hin. Nach der Mittleren Reife trennten sich ihre Wege. Der Freund ging dann auf das Internat der Pallottiner auf dem Hersberg. „Ich folgte ihm ein Jahr später dorthin. Ich dachte mir, wenn es dem dort gefällt, dann wird es für mich schon auch recht sein!“ erinnert er sich an den damaligen Schriftverkehr mit seinem Schulfreund. Die Mitbrüder waren mehr als in Ordnung. Es herrschte damals auf dem Hersberg – in Schule, Internat und Kommunität – eine tolle Atmosphäre. Dort wurde die pallottinische Idee begeistert gelebt und verbreitet. „Da habe ich plötzlich genau gewusst, was ich will. Priester wollte ich ja vorher schon werden. Aber die pallottinische Idee hat mich total begeistert – bis heute. Deshalb ging ich 1963, gleich nach dem Abitur im St. Paulusheim in Bruchsal, ins Noviziat nach Untermerzbach und schloss diese Ausbildung mit der Ersten Profess am 01. Mai 1965 ab.“
Nach dem philosophisch-theologischen Studium in Vallendar am Rhein folgte 1969 die Priesterweihe in Augsburg, mit anschließender Seelsorge-Ausbildung im Pastoraltheologischen Institut in Friedberg. 1970 riefen ihn die höheren Oberen zu seinem ersten Einsatz als Präfekt (Erzieher) und Lehrer für Religion, Musik und Sport nach Schwäbisch Gmünd, wo die Pallottiner ein dreijähriges Pro-Gymnasium mit Internat und angegliederter Förderschule für Spätaussiedler hatten. Von 1978 bis 1984 übertrug ihm die Provinz die Sorge für die Berufungspastoral, die damals noch in den Kinderschuhen steckte.
Wir sind heute weniger präsent
War es damals schwieriger oder einfacher interessierte, junge Männer zu finden? „Vermutlich sind es damals wie heute nicht die bunten Prospekte, die an einer Gemeinschaft anziehend wirken, sondern die Menschen die für die Gemeinschaft aktiv sind. Sie sind die Aushängeschilder einer Gemeinschaft. Da denken sich junge Menschen: So wie der, so möchte ich auch leben, das möchte ich auch machen!“ Daher sei es heute schwieriger junge Erwachsene mit dem Angebot der Pallottiner anzusprechen, da es heute weniger Pallottiner gebe, die nach außen in Erscheinung treten. Bei der Berufungspastoral gehe es auch nicht um die Anzahl neuer Bewerber, sondern um die Qualität der Interessenten. Also um die Begeisterung für die Sache.
Gleichzeitig baue eine Berufung auf vielen Kriterien auf. Eine davon ist das Elternhaus. In seinem Elternhaus haben die Familienmitglieder noch regelmäßig miteinander gebetet. Es gab das Bedürfnis nach einem spirituellen Leben. „Heute beobachte ich, dass viele Menschen dafür keine Zeit mehr haben. Das hat bereits nach dem Krieg damit angefangen, dass geistliches Leben und geistliche Werte immer mehr in den Hintergrund getreten sind und das Materielle in den Vordergrund. Das Zweite Vatikanische Konzil wollte Weltzugewandtheit, aber damit war nicht die Orientierung an Konsum und materiellen Werten gemeint. Viele Leute haben so viel um die Ohren, dass sie für ein spirituelles Leben gar keine Zeit mehr haben. Das trifft auf junge Leute zu, aber auch auf Seniorinnen und Senioren. Es ist wichtig, aus dem überreichen Angebot heute das herauszufiltern, was einem Hoffnung auf Zukunft macht und im Leben trägt. Entsprechend gilt es Prioritäten zu setzen. Dabei müsste Spirituelles Vorrang haben vor dem Materiellen. Dass das aber leider nicht mehr so ist, darin liegt meines Erachtens der tiefste Grund für den Mangel an geistlichen Berufungen heute.“
Aktiv und vernetzt im Süden
Auf die Frage, ob ihn die Mission, die anderen Menschen und Kulturen nicht gereizt haben, antwortet er bescheiden: „Es hat mich nicht gereizt, deshalb habe ich mich nie für einen Auslandseinsatz beworben. Man hat mich aber auch nie gefragt. Wenn man mich gebraucht hätte, wäre ich vermutlich auch ins Ausland gegangen. 1996 war mir die Aufgabe des Missionssekretärs angetragen, die ich auch gerne gemacht hätte. Aber dann hat ein anderer Mitbruder dieses Amt übernommen und er hat es gut gemacht. Ich habe mich daraufhin auf die Kanzleiarbeit konzentriert und dadurch die Mission unterstützt. Die Provinz hatte damals in Uruguay und in Brasilien Verantwortung übernommen. Außerdem konzentrierte sich die Missionsarbeit auf Indien.“ Stattdessen ist der aus dem badischen Schenkenzell-Kaltbrunn, im Schwarzwald, stammende Pater Mäntele im Süden Deutschlands geblieben: Nach seinem Engagement für die Berufungspastoral wurde er 1984 für neun Jahre Hausrektor auf dem Hersberg, ab 1993 für sechs Jahre Rektor in Friedberg und ab 1999 Leiter der dortigen Hauskanzlei.
Auch heute hat Pater Mäntele einen vollen Tag und Terminkalender. Auch wenn er nun nicht mehr Leiter der Kanzlei ist, wird er weiterhin Einkehrtage halten und die Förderinnen und Förderer und die Wohltäter betreuen. Pater Mäntele ist ein Netzwerker, ein Brückenbauer. Er verbindet die Anliegen der Mission und die Anliegen der Pallottiner mit den Anliegen der Gläubigen. Immer nach dem Motto: „Es ist wichtig, dass etwas zurückfließt. Dass die Leute, die uns unterstützen, etwas zurückbekommen und dass Pallottis Werk weitergeht.“
(17.05.2018/ eb)
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