Die Idee einer "Kirche der Vielfalt" ist in Olpe eingewurzelt

Pallottiner verabschieden sich nach 102 Jahren aus Olpe

Als am Ende des Festgottesdienstes „Ein Haus voll Glorie schauet“ angestimmt wurde, sah man in der übervollen Pallottiner-Kirche in Olpe manche Träne fließen. Nach über 102 Jahren segensreichem Wirken lösen die Pallottiner ihre Olper Niederlassung auf. Dass dieser Termin auf dem Fest Epiphanie (Erscheinung des Herrn) liegt, ist kein Zufall. So ist dieses Fest doch auch ein pallottinischer Festtag, der schon von Gründer Vinzenz Pallotti in besonderer Weise begangen wurde.

Der Stern zieht weiter

„Wir sind gekommen, um ihn anzubeten. Und auch die Pallottiner sind damals dem Stern ins Sauerland gefolgt“, so der Paderborner Weihbischof Dominicus Meier OSB in seinen Einführungsworten, „doch im Evangelium heißt es: Der Stern zieht weiter. Und so ziehen auch die Pallottiner weiter.“ Meier, selbst durch seine Tätigkeit als Professor für Kirchenrecht an der pallottinischen Hochschule in Vallendar mit den Pallottinern verbunden, drückte vor allem auch seinen Dank an die Pallottiner aus.

Abschiedsgottesdienst in der Pallottiner-Kirche in Olpe

So hätten sie stets ihren Auftrag wahrgenommen und Menschen zu Christus geführt. Selbst im nahen Grevenbrück aufgewachsen erinnere er sich gut an die Schulendtage im Pallottihaus und wisse, wie prägend die Pallottiner für das Südsauerland und das Siegerland gewesen sind. Diese große Bedeutung spiegelte sich auch im übervollen Gottesdienst wieder, der vom Olper Vinzenz-Pallotti-Chor und den Hatzenbergbläsern festlich gestaltet wurde.

Das Licht weitergeben

„Das Pallottihaus war und ist vielen Menschen Heimat geworden, ein Ort der Orientierung, Erfahrung und des Wachstums.“, resümierte Provinzial Helmut Scharler SAC in seiner Predigt. Er ging besonders auf das Fest Epiphanie ein, das wörtlich übersetzt werden könne mit „etwas leuchtet auf“ oder „etwas wird sichtbar“. Das wahre Licht kommt in die Welt, Jesus Christus. Scharler griff die Worte des Weihbischofs auf und machte deutlich, dass der Stern zwar weiterziehe, aber das Licht als Orientierung bleibe. „Ich wünsche mir, dass etwas von dem Licht bleibt, das wir Pallottiner nach Olpe gebracht haben. Das Licht ist auf viele übergegangen und hat viele entzündet. Die Patres vor Ort waren selbst Ephiphanie. Sie haben auf Jesus Christus hingewiesen, ihn aufscheinen lassen.“ , so Scharler. Dass der Abschied schmerzhaft sei, beschönigte der Provinzial nicht. Er bedankte sich für die Treue zu seiner Gemeinschaft, sowohl vor Ort, im Bistum als auch in der Politik. Am Ende seiner Predigt hob Scharler aber nochmals Positives hervor: „Die Idee einer Kirche aller Beteiligten, einer bunten Kirche, einer Kirche der Vielfalt – das ist hier in Olpe eingewurzelt. Auch wenn wir nicht mehr hier sind, geben sie das Licht weiter.“

Pallottihaus war Heimat

Am Ende des Gottesdienstes ließ es sich der Olper Bürgermeister Peter Weber nicht nehmen, den Patres und Brüdern persönlich und im Namen der Stadt zu danken. Er blickte in seinen Dankesworten auf eine bewegte Zeit zurück, in der viele Olper eine enge Beziehung zum Pallottihaus und den Pallottinern aufgebaut haben. Weber hob hervor, dass das Pallottihaus besonders für die Hatzenberggemeinde, aber auch für viele andere Menschen der Region zur kirchlichen Heimat geworden ist.

Er machte die Verbundenheit auch an einem Beispiel aus der Nazizeit deutlich, als das Pallottihaus 1941 von der Gestapo besetzt wurde und die Olper Bürger öffentlich dagegen protestiert haben. Viele haben damals liturgische Gegenstände vor den Nazis versteckt und dann später wieder ihrem Kloster zurückgegeben. Trotz der Trauer sieht Bürgermeister Weber auch positive Zeichen: „Es geht weiter, wenn auch anders: auf dem Kohlhagen, mit dem Wohngut Osterseifen, Pater Bernd Hartwig bleibt, die Kirche wird als Kapelle genutzt, die Nacht der Versöhnung findet bei den Franziskanerinnen statt, der Jugendhof geht nach Altenhundem und Pallotti unterwegs will Pallottis Ideen hier in Olpe weitertragen.“ Und mit diesem Ausblicken knüpfte er an Pater Scharler an, dass das Licht bleibt. Als Geschenk überreicht er dem Provinzial eine Aufnahme des Pallottihauses aus dem Jahr 1929.

Goldener Ehrenbecher

Zuletzt kam dann noch eine kleine Überraschung. Der den Pallottinern 1995 verliehene goldene Ehrenbecher der Stadt Olpe, was deren höchste Auszeichnung darstellt, wurde von Pater Hartwig als Dauerleihgabe der Pallottiner an das Olper Stadtarchiv übergeben. Den goldenen Becher übernahm symbolisch Olpes ehemalige Bürgermeisterin Wilma Ohly, die in erfrischenden Worten ihre Beziehung zum Pallottihaus darlegte.

Olper hatten einen Glanz in den Augen

Zuletzt erinnerte Weihbischof Dominicus Meier an die Bedeutung Olpes auch für die Pallottiner: „Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich in Vallendar immer einen Glanz in den Augen der Mitbrüder gesehen habe, wenn sie von Olpe erzählt haben. ‘Weiß du noch, damals in Olpe…‘ Denn auch für viele Pallottiner ist Olpe eine Heimat geworden.“

Abschiedsgottesdienst der Pallottiner in Olpe
Pallottiner in Olpe Verabschiedung am 06.01.2018

Bericht: Christoph Scheppe UAC

Fotos: Christoph Scheppe UAC

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