Pater Menzel verstarb mit 87 Jahren

In der Frühe des 25. November starb im Haus St. Vinzenz Pallotti in Immenstaad unser Mitbruder

 Johannes Menzel SAC

Er war 87 Jahre alt, 62 Jahre Pallottiner und 58 Jahre Priester.

Geboren wurde Johannes Menzel am 30. September 1929 in Trebnitz (Schlesien) als Sohn des Elektromonteurs Johannes Menzel und seiner Frau Perpetua, geborene Harbig. Zusammen mit seiner Schwester und seinen beiden Brüdern wuchs er in der religiösen Atmosphäre seiner Familie und der Pfarrei auf. Ab 1936 besuchte er die Volkschule und war nach seiner Erstkommunion 1939 Ministrant in der Grabeskirche der Hl. Hedwig, der Patronin Schlesiens. Zwei seiner Mit-Ministranten wurden wie er später Pallottiner: Alois Bonk (1939 – 2004) und Konrad Mirke (1929 – 2009). Nach Abschluss der Volksschule begann er eine Lehre in der Kreisverwaltung Trebnitz.

Im Januar 1945 floh die Familie vor der herannahenden russischen Armee über mehrere Stationen im Sudetenland nach Bayern. In Altötting lebte damals der Onkel von Hans Menzel, Pallottinerpater Josef Harbig (1900 – 1964). Dieser vermittelte ihn bereits im August 1945 auf das St. Paulusheim in Bruchsal. Hier machte er zu Ostern 1952 die Reifeprüfung und bat um Aufnahme in das Noviziat der Gemeinschaft in Untermerzbach. Schon als Ministrant hatte er Priester werden wollen; inzwischen war ihm deutlich geworden, wie sein Onkel Priester in der Gemeinschaft des Hl. Vinzenz Pallotti sein zu wollen. Am 1. Mai 1954 legte er die erste Profess ab. Nach dem Noviziat und dem Philosophiestudium in Untermerzbach trat er das Theologiestudium an der Hochschule in Vallendar an und wurde am 20. Juli 1958 in der Pallotti-Kirche in Friedberg vom Augsburger Bischof Joseph Freundorfer zum Priester geweiht. Es folgte eine kurze Zeit der Pastoralausbildung an der Dominikaner-Kirche zu Augsburg.

Die Oberen sandten ihn im Sommer 1959 in das Missionshaus St. Bernhard in Schwäbisch-Gmünd. Hier hatte die Gemeinschaft zu ihrem Pro-Gymnasium 1957 eine Förderschule mit Wohnheim für junge Aussiedler eröffnet. P. Menzel wirkte bis zur Schließung dieser Schule als Erzieher und Religionslehrer. In den ersten Jahren, als noch nicht genügend Fachkräfte zur Verfügung standen, war er auch Lehrer für Deutsch, Biologie, Erdkunde, Geschichte und Zeichnen. Neben der Schule und der Hausaufgabenbetreuung war P. Menzel auch die Freizeit der Jungen ein großes Anliegen und teilte mit ihnen sein Hobby: Basteln und Werken. In diese Beschäftigung bezog er in den 1990er Jahren auch Kinder aus Bosnien ein, die während des Jugoslawienkrieges im Haus St. Bernhard Zuflucht gefunden hatten.

Menzel liebte die Natur. Deshalb unternahm er gerne mit den Schülern Wanderungen in der Umgebung von Schwäbisch-Gmünd und gestaltete Aufenthalte in Schullandheimen. Natürlich war der engagierte Lehrer und Erzieher in erster Linie immer Priester. Darum war ihm die Hinführung der Jungen zu den Sakramenten ein wichtiges Anliegen, ebenso die Schulgottesdienste und die Mithilfe in der Pastoral der Pfarreien der Umgebung. Viele Jahre war er engagiert im Ökumenischen Arbeitskreis für Aussiedler.

Für all seinen Einsatz verlieh ihm der Deutsche Caritasverband 1994 das Ehrenzeichen in Gold. Aus diesem Anlass würdigte die Tageszeitung unter dem Titel „Vielen ein guter Freund“ die Arbeit von P. Menzel und schrieb: „Wie kein anderer prägte er die Schule durch sein Wirken, das der Öffentlichkeit weitgehend verborgen blieb“.

In der Tat war P. Menzel kein Mensch, der gerne im Vordergrund stand. Er war eher zurückhaltend, fast schüchtern. Nach der Schließung der Schule 1994 half er noch mit in der Umorganisation des Hauses und in der Seelsorge. 1998 wurde er auf seinen Wunsch hin in das Pallotti-Haus nach Friedberg versetzt. Hier versah er den täglichen Beicht-Dienst an der Pallotti-Kirche und feierte regelmäßig Gottesdienste und Andachten. Die Liturgie war ihm seit Kindesbeinen eine große Freude. In Altötting war es sein Stolz, wenn er in den Ferien die Schola verstärken konnte. Und wenn er regelmäßig bei seiner Schwester die Ferien verbrachte, bereitete es ihm Freude, in der Gnadenkapelle oder der Sterbekapelle von Bruder Konrad zu zelebrieren.

Menzel war gerne in Friedberg. Hier hatte er seine Ärzte und seine Apotheke, die ihm in Tagen der Krankheit oder Sorge um seine Gesundheit zur Seite standen. Er war gerne in der Hausgemeinschaft. Hier konnte er seine Wünsche klar formulieren. Hier fühlte er sich wohl. Umso erstaunlicher war es, dass er bei schwächer werdender Konstitution Mitte Juni dieses Jahres dem Umzug in das Haus St. Vinzenz Pallotti in Immenstaad am Bodensee zustimmte. Hier fand er die ihm gemäße Betreuung durch das Personal des Hauses und auch die Mitbrüder von St. Joseph, Hersberg. Völlig überraschend ist P. Johannes Menzel in den ersten Stunden des 25. November verstorben. Er starb gleichsam wie er gelebt hat, ohne viel Aufhebens.

Gott allein weiß, wie viel Kraft ihn ein doppelter Kampf in seiner Seele gekostet hat. P. Menzel war sein Leben lang Schlesier. Er hat den Verlust der Heimat, vermutlich den Verlust einer guten und schönen Kindheit nie verwunden. Von Kindheit an begleitete ihn eine gewisse Ängstlichkeit, die sich in einem starken Bedürfnis nach Sicherheit und Halt in der Regelmäßigkeit äußerte. Kraft schöpfte er im Gebet und im vertrauensvollen Miteinander mit den Mitbrüdern, mit seiner Familie und den ihm anvertrauen Menschen. Dann zeigte sein gewinnendes Lächeln das Licht seiner Seele.

Wir verlieren mit P. Menzel einen Mitbruder, der gerne und in großer Treue Pallottiner war und die ihm übertragenen Aufgaben gewissenhaft erfüllte. Wir hoffen, dass er jetzt in der ewigen Liebe Gottes eine unverlierbare Heimat erleben darf, die ihm tiefe Erfüllung und grenzenlosen Frieden schenkt.      ((26.11, hz))

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