Spanien ist doch noch richtig katholisch, oder?

Pater Pfenning berichtet über die Mitbrüderversammlung der Delegatur Spanien

„Spanien ist doch noch richtig katholisch“, so die Meinung in unseren Breiten. Doch weit gefehlt: Mit Ende der Franko-Diktatur haben weite Teile der Bevölkerung auch die Kirche abgestreift. Die Nähe der Kirche zur faschistischen Franco-Diktatur hat sich als schweres Erbe erwiesen. Selbst in den Dörfern spielt die Kirche eine eher untergeordnete Rolle. Spanien ist ein weitgehend säkularisiertes Land. Lediglich an den Patronatsfesten und bei gewissen Prozessionen bricht noch etwas von der früher katholischen Stärke durch. Das Folkloristische darf dabei als Hauptmotiv gesehen werden.

In diesem Kontext und unter diesen Konditionen versuchen zehn Pallottiner (darunter zwei Deutsche) ganz im Sinne Pallottis „den Glauben wieder zu beleben und die Liebe zu entzünden“.

Ordensleute sind anders

In Santurce, einer pulsierenden Hafenstadt im Großraum Bilbao, wirken drei Pallottiner vor Ort, um mit den Menschen Gemeinde neu zu entwickeln. Das Miteinander mit den Ehrenamtlichen und den Gemeindemitgliedern wird sehr geschätzt.

Pater Manuel arbeitet bereits seit 35 Jahren in dieser Stadt. Seit 2016 begleiten Pater Santi und Pater Francois die Menschen in den vier Innenstadtgemeinden. Pater Francois aus Kamerun hat sich erstaunlich schnell auf die spanische Situation eingelassen. Die beiden Patres arbeiten – trotz verschiedener Herkunft und Prägung – als Team sehr gut zusammen und begegnen den Menschen auf Augenhöhe.

„Ordensleute sind anders, viel offener und kooperativer“, so äußerten sich Menschen gegenüber Vizeprovinzial Michael Pfenning bei seinem Besuch in Santurce. Die vielschichtige Stadt ist gut geeignet für ein weltoffenes und internationales Seelsorgeteam. Ein Pallottiner aus Brasilien soll in den nächsten Monaten die Mitbrüder verstärken.

Es gibt eine große Nachfrage von Seiten der Schulen an die Patres, ein noch stärkeres Engagement in der Schulseelsorge ist geplant.

Die Kirche in Spanien definiert sich neu

Fünf Mitbrüder arbeiten in einem eher ländlichen Kontext. Sie versuchen, kleine, lebendige Zellen zu erhalten oder neu zu formieren. Der radikale Priestermangel in Spanien ist eine Herausforderung – die Patres holen Gottesdienstleiter sowie Frauen und Männer in die Mitverantwortung.

Auf einen Priester fallen zwischen 5 und 10 Dörfer. Die jüngeren Leute haben teilweise den Bezug zur Kirche völlig verloren und lassen oft auch die Kinder nicht mehr taufen. Da gilt es in glaubwürdiger Weise, das Evangelium neu ins Spiel zu bringen: Im Sinne Pallottis die Berufung zum Christsein in den Gemeinden erspüren und begleiten. Dann hat die Kirche eine Zukunft.

Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich Kirche in Spanien neu definiert und neu bildet. Auch wenn an vielen Orten das Gemeindeleben längst erstorben ist, gibt es viele Zeichen der Hoffnung. Wie in Ostdeutschland ist lebendiges Gemeindeleben eher in den Städten zu finden.

Bericht: Pater Michael Pfenning SAC
(19.01.2018, GC)

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