grundlos glücklich ...
Konzertlesung mit Viola Gabor und Texten von Dorothee Sölle
Am Vorabend des Reformationsjubiläumjahr setze die Pallottikirche Vallendar mit der Einladung, in ihrem Raum den Worten der «Theopoetin» Sölle zu lauschen, ein weiteres Zeichen der Ökumene und Partnerschaft zwischen den beiden Kirchen, wie sie seit vielen Jahren hier vor Ort überzeugend gelebt wird, so Pfarrer Achim Dührkoop vom evangelischen Gemeindedienst und Ökumene in seinen Begrüßungsworten. Von Weite des Denkens getragen waren auch die Texte der bekannten und umstrittenen Autorin, die Sprecherin Viola Gabor, die ihr Programm noch mit Sölle gemeinsam zusammengestellt hatte und vor dem Tod der Theologin in 2003 mit ihr gemeinsam präsentierte. Von durch Meister Eckart und weiteren Mystikern inspirierten Texten, die dem zweckbeherrschten Ego die Einheit von Sein und Tun nahelegen, bis zur lateinamerikanischen Befreiungstheologie: bei allem kritischen Stachel, für den die streitbare Autorin stets stand, sprühte der Vortrag vor Lebensfreude. Viola Gabor beeindruckte die Zuhörer mit ihrem beeindruckend facettenreichen Ausdrucksspektrum. Im Spannungsfeld von Schmerz und Freude, Ungenügen und Zuversicht, Reflexion und Hingabe verwandelte sie die Gedichte zum Lob als Gegenmittel gegen die Trauer, das gesteigert in der Musik erfahrbar wird. Mit ihrem expressivem Ton und durch ungewöhnliche Instrumentierung verlieh die Sängerin den Worten eine große atmosphärische Dichte. Neben der einfühlsamen Gitarrenbegleitung illustrierte Schlagwerk den Meißel im Steinbruch, führte eine Ocean Drum in die Achtsamkeit, ließ eine Hang, eine Art Steel-Drum, die erzählten Bilder sichtbar werden. Künstler und Kind, so Sölle, seien mit ihrem Vermögen zu staunen Lehrer der Schöpfung. Und in stillem Staunen folgte das Publikum gebannt den Gedanken, der Musik, folgte nur zaghaft der lebhaften Aufforderung zum Mitsingen und -summen der Lieder, lauschte lieber dem warmen Stimmklang Gabors und erfuhr so die Einheit von Nehmen und Geben, dem anderen nicht nur zu tun, sondern zu sein.
Die Hoffnung blieb – wie in einem Text beklagt – an diesem Abend keine Asylantin. Mit dem bekannten «Gracias a la Vida», dem Dank an das Leben, der das Programm beschloss, hatten die zahlreichen Gäste allen Grund, glücklich, da von Liebe zum Leben neu beseelt, nach Hause zu gehen. ((02.11.16, Text: Stienemeier))
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