"Jeder wird aufgefangen"

Pater Hans Buob über mehr als 20 Jahre Glaube, Heilung und Gottvertrauen in Hochaltingen

Heute ist Hochaltingen, ein Ortsteil von Fremdingen nahe der A7, ein Geheimtipp unter Menschen, die nach innerer Heilung suchen. 1970 kauften die Dillinger Franziskanerinnen das Haus St. Ulrich als Altenheim und Hauswirtschaftsschule. Als die Mädchen ausblieben, überließen sie es 1990 erst mietfrei Pater Buob und dem von ihm gegründeten Verein „Evangelii Nuntiandi“; einige Jahre später verkauften sie es. Pater Hans Buob baute das Geistliche Bildungshaus, das dort entstand, auf den drei Säulen Pallottis auf – und darf noch heute immer wieder über die Dynamik und den Rückhalt des Projekts staunen, das Jahr für Jahr Menschen aus dem gesamten deutschen Sprachraum anzieht. Im Gespräch mit Janina Beckmann, Pressereferentin der Pallottiner, erzählt er von über 20 Jahren Kursprogramm; von Glaube, Heilung und Gottvertrauen.

Pater Buob, Sie kamen vor mehr als 20 Jahren nach Hochaltingen. Wie begann das Projekt „St. Ulrich“?

Hier haben wir begonnen und gesagt: „Wir bauen sofort auf den drei Säulen Pallottis auf: Mitarbeiter, Förderer und Beter“. Das machen wir noch heute – und die Unterstützung ist unglaublich. Das Haus haben wir damals mietfrei von den Schwestern bekommen. Das heißt: wir mussten zwei bis drei Jahre keine Miete zahlen, doch wir mussten fürs ganze Haus aufkommen. Damals haben wir ja nichts gehabt. Wir haben dann Wohltäter gesucht – die uns auch später beim Kauf und Umbau des Hauses großartig unterstützt haben. Und dann haben wir über 400 Leute gefunden, die sich bereit erklärt haben, bei jedem Kurs für die Referenten und für die Teilnehmer um Gnade zu bitten.

Außerdem haben hier, was in kaum einem geistlichen Bildungshaus möglich ist: wir haben in jedem Kurs, egal ob Heilungs-, Exerzitien- oder Ausbildungskurs, von uns ausgebildete freiwillige Mitarbeiter. Sie begleiten die Kursteilnehmer zusätzlich zu den Referenten. Das ist selten, aber ganz wichtig – denn durch diese Einzelbegleitung werden alle aufgefangen, wenn sie nicht klarkommen oder etwas nicht verstehen. Auch das stammt von Pallotti. Neue Kursteilnehmer werden bei uns vor allem auf die Beichte vorbereitet. Wenn das geschehen ist, ist ein Durchbruch von Gott gegeben. Das ist Sache der Gnade – das können wir Menschen nicht machen.

Was genau machen Sie in Hochaltingen, was die Leute so anspricht und ihnen Jahr für Jahr mehr Teilnehmer beschert?

Pallotti will, dass wir das tun, was sonst niemand tut. Aber was jetzt wichtig ist. Auch wenn es unbedeutende Dinge sind, mit denen man nicht angeben kann. Und sobald andere es tun: es lassen. So haben wir hier überlegt und überlegen jedes Jahr wieder: Was ist die Not der Kirche? Oder wir beten: Was ist jetzt wichtig? Auch: was ist in der deutschen Kirche jetzt wichtig? Und das versuchen wir dann in Kurse umzusetzen. Es gibt Kurse, die bieten wir schon seit zehn oder fünfzehn Jahren an. Das macht außer uns niemand – und diese Kurse sind Jahr für Jahr überfüllt.

Die Heilungsexerzitien gehen zum Beispiel über zehn Tage. Da gehen wir erklärend das ganze Leben durch: wo der Mensch verletzt ist. Denn ohne diese Heilung brauchen wir das Evangelium nicht zu verkünden. Das können die Menschen nicht leben. Denn was von der Kindheit her verletzt ist, das belastet oder zerstört im Laufe des Lebens Beziehungen. Auch die Beziehung zu mir selber. Sehr viele Menschen können sich selbst nicht annehmen. Wie sollen sie dann das Gebot leben: den nächsten lieben, wie sich selbst? Das geht nicht. Auch ihre Beziehung zu Gott ist oftmals geschädigt.

Ein anderes Beispiel sind Kurse zur Heilung der Familiengeschichte. Gemeindereferentin Barbara Huber UAC machte eine Ausbildung für Ehe- und Familienberatung. Hier beschäftigt man sich auch mit der Frage, was von den Vorfahren zum Nachfahren vererbt wird. Da haben wir gespürt: das kann man psychologisch gar nicht aufarbeiten. Das ist Sache der Kirche. Da geht es um Befreiung. Da geht es um Heilung. Da geht es um Tiefe. Also haben wir einen Kurs kreiert. Die meisten Teilnehmer werden von Ehepartnern oder Bekannten geschickt.  Alles „Geschickte“, die erlebten, was in diesem Kurs geschieht. Wir können uns auch nicht erklären, was Gott da tut. Das ist die Heilung der Familiengeschichte, der Vorfahrensgeschichte.

Und welche neuen Kurse gibt es? Wo sehen Sie aktuelle Bedürfnisse und Nöte der Menschen?

Ganz neu ist zum Beispiel das Thema Ehe und Familie – da haben wir zeitnah den zweiten Kurs: drei Wochenenden für Paare, die Heiraten wollen. Auch neu: Heilung für Ehepaare, die es schwer miteinander haben. Dort versuchen wir zu erklären, zu helfen, damit sie an die Wurzel ihrer Schwierigkeit finden.

Das Kursprogramm für 2017 ist lang und bunt – Highlights möchte Pater Buob nicht rauspicken. „Sein“ Haus hat zwar einige Jahre und Erfahrungen auf dem Buckel – doch ist es dank diverser Renovierungen den Anforderungen gewachsen. Wie das Geld dafür zusammenkam? „Das weiß ich nicht“, gesteht er mit einer gewissen Zufriedenheit. „Freunde und Förderer“ – die Säule Pallottis trägt auch Hochaltingen seit Jahrzehnten mit. Ob es der Kauf des Hauses war, die neue Küche oder der neue Aufzug. „Das Geld kam, wenn wir es brauchten.“ (jb, Bilder: Hochaltingen)

 

Weitere Informationen und das vollständige Kurs-Programm finden Sie unter www.stulrichhochaltingen.de/.

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