Begegne täglich im Evangelium der Person Jesu

Interview mit General Pater Jacob Nampudakam SAC

Herzliche Glückwünsche!
INTERVIEW MIT DEM GENERALREKTOR DER PALLOTTINER P. JACOB NAMPUDAKAM SAC, AUS ANLASS DES 40. JAHRESTAGES SEINER PROFESS.
1978 • 31 Mai • 2018

von Julianne Calzonetti

 

1. Matthäus 4,1-3a: Jesus verbrachte vierzig Tage in der Wüste: Was waren Ihre größten Prüfungen in diesen 40 Jahren?

Da sind zwei große Herausforderungen:
Erstens, ich bin immer für das Leben. So wie es in Deuteronomium 30,19-20 verlangt wird, muss auch ich mich entscheiden zwischen Segen oder Fluch, Leben oder Tod. Gott fordert uns heraus, das Leben zu wählen.
Im Leben finden wir Hoffnung; die Fähigkeit, ein lebenlang zu staunen, in der Liebe zu wachsen und nicht zu verzweifeln. Wenn Mitglieder stets niedergeschlagen sind und nur das Negative sehen, ohne eine Anstrengung zu unternehmen, Leben zu schaffen, dann ist das eine echte Herausforderung. Nichts wird erreicht, wenn man immer nur negativ ist. „Vielmehr ist derjenige, der Christus liebt, voller Freude und strahlt Freude aus“, darauf weist uns Papst Franziskus hin.

Zweitens, eine Prüfung und Herausforderung zugleich ist es, wenn Mitglieder zu Instrumenten der Zwietracht anstatt der Einheit werden; wenn sie sich vom Geist der Welt, statt vom Geiste Gottes leiten lassen. Dies ist die Antithese zu Jesus Christus, der uns sagt, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist. Wer sich von allem anderen, aber nicht vom Geiste Gottes führen lässt, dessen Weg endet – wenn diese Haltung das Herz der betroffenen Person ganz in Besitz nimmt – in Verwirrung und Verderb. Dann werden interne Probleme zu externen Situationen, und die sind dann sehr schwierig zu handhaben.

2. Buch Josua 5,6: Vierzig Jahre wanderten die Israeliten durch die Wüste. Was war für Sie die bedeutendste Stunde, auf den Herrn zu vertrauen?

„Verlass dich auf Gott“, sagt der heilige Vinzenz Pallotti, „mit vollkommener Zuversicht und fürchte dich nicht.“
Wenn diese Worte gleichsam unser Lebensatem werden, dann schenkt uns Gott den Mut und die Kraft hinauszugehen, um das Evangelium zu verkünden. Diese Worte können uns auch helfen, um zwei unserer Missionen, in Peru und in Vietnam, zu verstehen. Wenn wir mit nur weltlichen Kriterien urteilen würden, dann würden wir sagen, solch hochgestecke Ideale und Pläne können von Einheiten mit nur wenigen Mitgliedern unmöglich verwirklicht werden. Aber stattdessen gedeihen sie; denn unseren Mut und unser unerschütterliches Vertrauen hat der Herr hundertfältig gesegnet. Die Moral der Geschichte ist dies: vertraue dem Evangelium. Nimm keinen Geldbeutel, keine Vorratstasche mit; Er ist mit dir.

Ein weitere Überraschung war für mich meine Wahl zum Generalrektor. Es ist nicht leicht, in einer internationalen Gemeinschaft die verschiedenen Grenzen und Schranken zu überwinden. Aber wenn wir die Fenster dem alles erneuernden Wehen des Geistes öffnen, dann wird Gottes Wille erfüllt.

3. Jesus ist nach seiner Auferstehung vierzig Tage auf der Erde geblieben: Was ist Ihre Hoffnung, Herr Pater, und was sehen Sie als ihre Aufgabe für den Rest Ihrer Amtszeit als Generalrektor an, sowie für all Ihre Zeit als Jünger Jesu?

Als erstes Ziel: Mich dafür einzusetzen, dass so viel Menschen wie möglich unseren heiligen Gründer Vinzenz Pallotti kennen und lieben lernen und sein
Charisma, die Vereinigung des Katholischen Apostolates, im Dienst der Sendung der Kirche anzubieten.

Als zweites Ziel: Űberlass Gott den Kompass deines Lebens, höre auf die Schreie seines Volkes, und „lass dich in Frieden führen“ (vgl. Jesaja 55,12) hin zu den Peripherien. Mögen wir viele Menschen ermutigen, aufzubrechen und sich auf den Weg zu Gott zu begeben, damit sie das Leben in Fülle haben, das Er verheißen hat. Was meine Augen auf allen meinen Reisen gesehen haben, kann mich nicht unberührt lassen. Auf jede Reise ist es die gleiche Erfahrung, es verletzt mein Herz immer wieder aufs neue, wenn man unschuldigen Kindern Liebe, Lachen, die Familie, notwendige Arznei, Schule und Erziehung raubt. Menschenrechte dürfen niemanden verweigert und die Menschenwürde eines jeden muss geachtet werden. Die Gaben Gottes sind für all seine Geschöpfe bestimmt. In Luxus zu leben und gleichgültig die Armen um uns herum zu übersehen – wie im Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen
Lazarus – wäre die größte Sünde für einen Christen. Vor Gott sind wir alle arm.

4. In der Bibel werden vierzig Jahre als die Zeit einer Generation gesehen. Was hat sich in Ihrer Gesellschaft und in den Missionen verändert? Was wurde besser, was wurde schlechter?

Alles ändert sich. Wir versuchen, die Zeichen der Zeit zu erkennen und darauf zu reagieren. Ja, die Gesellschaft des Katholischen Apostolates ist gewachsen. Wir sind in 56 Ländern auf der ganzen Welt vertreten. Es gibt ungefähr 2400 Mitglieder in der Gesellschaft und dann natürlich die gesamte pallottinische Familie.
Das Szenario in der Kirche und allen religiösen Gemeinschaft ändert sich; der Schwerpunkt bewegt sich nach Süden. Letzlich spielt es freilich keine Rolle, in welchem Teil der Welt die Mitgliederzahl wächst oder weniger wird. Die Kirche ist der eine Leib Christi. Durch die Weihe, die wir ablegen, werden wir Mitglieder der Gesellschaft. Wie ich so oft bei Besuchen gesagt habe, wir mögen Italiener, Deutsche, Iren, Polen, Brasilianer, Inder usw. sein, wir sind in erster Linie alle Pallottiner und gehören zur gleichen Familie. Ich halte nichts davon zu jammern, weil wir in einem Teil der Welt weniger werden, und groß zu jubeln, wenn wir in einem anderen Teil der Welt wachsen. So etwas passierte gestern und passiert auch heute; der neue Tag aber ist noch nicht angebrochen. Der Geist weht, wo er will! Erfolg oder Misserfolg – lasst die Geschichte uns beurteilen.

5. Wenn diese Generation endet, schafft Gott eine andere, immer neu. Es ist das gleiche Ziel, das Papst Franziskus in seinem Schreiben „Gaudete et Exultate“ und Pallotti in all seinen Schriften uns vor Augen stellt. Welche Schritte schlagen Sie vor, um an der Mission des Papstes mitzuarbeiten?

Die Größe eines jeden Christen muss an seiner Treue zur Lehre und zum Leben Jesu gemessen werden, so, wie wir ihm im Evangelium begegnen. Für mich ist Papst Franziskus jemand, der das Evangelium in seiner Radikalität lebt. Es ist der Wille Gottes, dass wir heilig werden.

Drei Punkte sind es, in denen hier unser heiliger Gründer und Papst Franziskus besonders übereinstimmen:
1. Das Leben Jesu als Grundregel des Lebens und des Apostolates;
2. Eine arme Kirche, eine Kirche für die Armen;
3. Aufbruch zu den Peripherien des menschlichen Lebens.

Diese drei Schritte sind nur möglich, wenn Folgendes als Erstes erreicht wird: Begegne täglich im Evangelium der Person Jesu.

6. Indien: Sie sind der erste außereuropäische Generalrektor der Pallottiner. Welche Veränderungen haben Sie in Ihrem Land in den letzten vierzig Jahren gesehen?

Während Indien als Land langsam erwachsen wird, fällt mir der enorme Beitrag auf, den die Kirche in Indien – eine Minderheit, denn nur 2% der Bevölkerung sind katholisch – für die Universalkirche leistet. In unserer Gesellschaft – und der pallottinischen Familie insgesamt – ist das Wachstum in Indien enorm. Ohne Zweifel, die Situation ist nicht in allen Bereichen perfekt, so wie es auch in jedem anderen Teil der Welt ist.

Der spezifische Beitrag der indischen Pallottiner ist dann am fruchtbarsten, wenn wir in der Lage sind, den reichen, spirituellen Traditionen treu zu bleiben und überall dort, wo wir sind, engagiert als Instrumente des Friedens und der Harmonie zu wirken. Die 58 Schulen der Pallottiner mit Tausenden von Lehrern und Studenten aus allen Religionen könnten als optimales Instrument zur Förderung der Einheit und des Frieden in einer von religiöser Disharmonie geteilten Welt dienen.
Der allmächtige und uns liebende Gott ist der Schöpfer jeder menschlichen Person, die nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen wurde. Die Fähigkeit, jedes menschliche Wesen zu respektieren und zu lieben, unabhängig von seiner Nationalität, Kultur oder seinem Glaubensbekenntnis, und in der Lage zu sein, das Antlitz Gottes in jedem Menschen zu sehen, wird uns zu wahren Mitgliedern der einen Menschheitsfamilie machen. Die Zukunft unserer Gesellschaft, der Kirche und selbst der Welt wird in hohem Maße von dieser Fähigkeit abhängen, uns auf diesen letzten Grund unseres Seins und unserer Existenz zu besinnen und so weltoffne und allen zugewandte Personen zu sein.

Der Bau von Mauern ist ein Zeichen angeborener Angst und Unsicherheit. Ich bin in einem multireligiösen Kontext in Indien aufgewachsen. Wir haben mit Hindus, Moslems und Sikh-Jugendlichen gespielt und sind mit ihnen in die Schule gegangen, daher kann ich angstfrei Menschen anderen Glaubens begegnen. Erfahrungen formen uns. Lasst uns als Gesellschaft offen sein und für das Gemeinwohl arbeiten. Aber lasst uns zuerst unsere Herzen öffnen. Das ist genau das Werk des Heiligen Geistes, der am Pfingsttag der neu gegründeten Kirche Türen und Herzen öffnete.

Papst Franziskus mit Pater Jacob Nampudakam SAC
Papst Franziskus begrüßt unseren Generalrektor Pater Jacob Nampudakam SAC
General Pater Jacob Nampudakam SAC im Kongo
Pallottiner-General Pater Jacob Nampudakam SAC mit Kindern in der Demokratischen Republik Kongo

Quelle:
Mitteilungsblatt des Generalats „We are a mission“
Sonderausgabe „Pallottiner verfolgen Jesu Mission in den Peripherien“ vom 07. Juni 2018 anlässlich des 40. Jahrestages der Profess von General Pater Jacob Nampudakam SAC; www.weareamission.org
Interview: Julianne Calzonetti
Original und Übersetzung in andere Sprachen: hier
Übersetzung ins Deutsche: Pater Wolfgang Weiss SAC
Fotos: www.weareamission.org

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