Ein Melker in Afrika

Bruder Hermann-Josef Michels SAC

Mitten in Rheinbach, zwischen den verlassenen Internatsgebäuden des Vinzenz-Pallotti-Kollegs und der Turnhalle, fällt ein liebevoll gepflegtes Stück Garten ins Auge. Das Land gehört der Stadt – gepflegt wird es von einem Pallottinerbruder, der nach jahrelanger Arbeit in Afrika nun wieder Richtung Heimat gezogen ist. Mit ihm sprach Janina Beckmann, Pressereferentin der Pallottiner:

Wie haben Sie die Pallottiner kennengelernt?

Zuhause in Steiningen hatten wir Landwirtschaft und Schreinerei. Im Nachbarhaus war ein Mädchen, das war bei den Ursulinen in Boppard. Und die haben jemanden für die Landwirtschaft gesucht. Wir waren zuhause vier Kinder – und alle konnten nicht bleiben. Also bin ich gegangen.

Ich war zwei Jahre dort – dann haben die Ursulinen uns junge Arbeiter in Exerzitien geschickt. Und da habe ich die Pallottiner kennen gelernt. Das war im Februar 1959 – im Juli bin ich dann zu den Pallottinern gegangen.

Was hat Sie damals bewogen zu sagen: „Pallottiner, das ist etwas für mich“?

Damals war die Zeit der Laienmissionare. Danach hatte ich den Exerzitienmeister gefragt, weil die Pallottiner ja auch viel mit Laienapostolat gemacht haben. „Nee“ – hat der gesagt: „Da machen wir gleich Nägel mit Köpfen“. Dann kam mich mal der Bruder Huber besuchen – das war ein Reisebruder. Er wäre gerne Priester geworden, doch er war zu klein. Sowas gab es damals noch (lacht). Und so habe ich mich nach einem halben Jahr entschieden, Pallottiner zu werden.

Und wie ging es dann weiter?

Tja, und dann kam Postulat und Noviziat. Im Noviziat habe ich noch die Ausbildung zum Melker gemacht. In Limburg konnte man damals verschiedene Berufe lernen: Druckerei, Koch, Landwirtschaft, Schreiner, Schlosser und noch mehr. Es wurde auch Wert darauf gelegt, dass die Brüder im erlernten Beruf die Meisterprüfung machen. Meine Ausbildung lief während des Noviziats und danach habe ich noch einen Kurs über sechs Wochen gemacht. Anschließend kam ich auf einen gepachteten Hof, der die Hochschule mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen versorgen sollte. Wie das halt früher so war … (lacht) Dann kam ich nach Limburg und machte die Meisterprüfung als Melker.

Später hat man jemanden für die Landwirtschaft auf Pallotti Farm in Südafrika gesucht. Das hat sich aber verzögert, weil ich zwei Jahre lang keine Einreisegenehmigung bekam. Als dann aber die Genehmigung kam, bin ich nach Südafrika geflogen. Doch dort hatte sich inzwischen einiges geändert. Auf Pallotti Farm war ich nur noch zwei Monate und habe ein bisschen die Sprache gelernt. Und dann kam ich auf eine Station, die der Diözese gehörte. Vor Ort war ein Pater und dazu ein wenig Landwirtschaft. Dort habe ich Tabak angebaut – und teilweise bis zu 40 Leute beschäftigt.

Der Südafrikanische Staat hat später die Bauern rausgekauft und das Land den Einheimischen gegeben. So bin ich zurück auf die Pallotti-Farm gegangen. Der Leiter der Farm flog für die Feier seines 60. Geburtstags zurück nach Deutschland – erlitt im Flugzeug einen Schlaganfall und starb am Flughafen Frankfurt.

Auf Pallotti-Farm blieb ich 20 Jahre. Doch irgendwann ging das nicht mehr – wegen meiner Füße. Ich bekam Probleme mit den Füßen.

Was haben Sie auf Pallotti Farm gemacht? Wieder als Melker gearbeitet?

Die Farm war 1.200 Hektar groß. Als ich dorthin kam, wurde dort noch zwei Jahre lang Milchvieh gehalten – doch das hat sich nicht rentiert, weil wir nicht genug Wasser zum Bewässern hatten und Futter zukaufen mussten. Und so wurde das abgeschafft. Wir haben dann Futter und Schlachtvieh verkauft.

Und wie ging es nach Pallotti-Farm weiter?

Als mein Fuß Probleme machte, wurde ich nach Step-Aside versetzt. Da war (neben Postulat und Noviziat) der Pater Baumann, ein Pallottiner, der einen Schlaganfall gehabt hatte. Nach dem sollte ich schauen.

Dann wurde eine Hüft-Operation nötig und ich wurde nach Deutschland versetzt. In Afrika hätte die Gemeinschaft die Kosten tragen müssen – die Deutschland zahlt so etwas ja die Krankenkasse. In Limburg wurde zu der Zeit das Missionshaus umgebaut und die Mitbrüder haben zu mir gesagt: „Bleib ja weit weg von Limburg!“ Das habe ich dem Provinzial auch so gesagt. Ich wollte ja auch noch etwas machen. Und so kam dann Rheinbach.

((19.07.16, jab))

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