Bruder Hermann Michels war 40 Jahre in Afrika

Aus einem kleinen Eifeldorf in die weite Welt

Er wurde in Steiningen, einem kleinen Ort im Naturpark Vulkaneifel, in die katholische Familie eines Schreiners und Landwirts geboren. Als seine Mutter im Wochenbett des vierten Kindes starb, war Hermann Michels noch keine fünf Jahre alt. Nach dem Schulbesuch reifte bei ihm der Wunsch, einmal in einem fernen Land in der Mission arbeiten zu können. Er wurde Pallottiner und seine Hoffnung sollte im Alter von 36 Jahren Wirklichkeit werden. Daraus wurden vier Jahrzehnte in Südafrika. Heute lebt der 86-Jährige im Limburger Mutterhaus der Gemeinschaft.

Hermann hatte die Landwirtschaftsschule besucht. „In unserer Nachbarschaft war ein Mädchen bei den Ursulinen in Boppard. Von ihr hatte ich erfahren, dass sie im Kloster Marienberg jemand für die Landwirtschaft suchten. „Ich stellte mich vor und wurde später Landwirtschaftsverwalter“, berichtet Michels. Während der Exerzitien in Schönstatt habe er seinen Wunsch vorgetragen, dass er gerne Missionshelfer werden würde. Aber daraus sei zunächst einmal nichts geworden.

Nach seinem Eintritt bei den Pallottinern war er als Novize nach Limburg gekommen, absolvierte dort in der Landwirtschaft als Melkerlehrling eine Zusatzausbildung. „Im Anschluss kam ich für sechs Jahre nach Bendorf, in einen gemieteten Bauernhof, um Schönstatt zu versorgen und danach wieder zurück nach Limburg“, berichtet Michels vom Hin und Her. „Ich hatte meine Ambitionen als Missionshelfer schon aufgegeben, als die Pallottiner jemand für die Landwirtschaft in Südafrika suchten“, schilderte der Klosterbruder sein unerwartetes spätes Glück.

Tonnenweise Tabak und 40 Kilometer Zaun

Zwei Jahre habe er auf seine Einreisegenehmigung warten müssen. Der Senior erinnert sich: „Südafrika hatte sich damals mit katholischen Missionaren schwer getan. Aber Ende 1973 gings mit dem Schiff von Venedig aus auf die dreiwöchige Reise. „Mit 38 musste ich erst einmal zwei Monate lang Afrikaans lernen“ – eine Sprache mit niederländischen Wurzeln. „Das ist halbes Eifeler Platt“, sagt er verschmitzt, der sich den Heimat-Dialekt bis ins hohe Alter unverwechselbar erhalten hat.

Im neuen Land stieg er in Belfort in 960 Metern Höhe zum Tabakfarmer um. „Das war sehr arbeitsintensiv“, erzählt Bruder Hermann und erinnert sich an ein Jahr, als sie mit bis zu 40 Beschäftigten zwölf Tonnen Trockentabak ernten und verarbeiten mussten. Er selbst habe nicht geraucht. Dafür sei der Pfarrer ein guter Abnehmer gewesen.

Später lebte Michels fast 20 Jahre auf der Pallotti-Farm bei Queenstown, war für Weide- bzw. Schlachtvieh und Kälber in Ammenhaltung zuständig. „Wir hatten 1.200 Hektar, die wir mit 40 Kilometer Zaun in Schuss halten mussten und 300 Stück Vieh, bauten Kartoffeln, Gemüse und Klee an. Als ich Probleme mit den Füßen bekam, bin ich auf die Missionsstation der Stadt George am Meer gekommen. Dort gibt es ein Exerzitien- und Bildungshaus mit einem Jugendzentrum. Acht Jahre verbrachte ich dort, kochte für die Suppenküche, verteilte eine Tonne Obst in 40 Kindergärten.“

Die Effektivität von Wasserpumpen

2013 kam Bruder Hermann zurück nach Deutschland in die Gemeinschaft Rheinbach. Nach ihrer Auflösung im Februar vorigen Jahres, kehrte er nach Limburg an seine erste Station vor 60 Jahren zurück. „Es fiel mir nicht schwer“, sagt der Gottesmann, der sich in seinem Ruhestand auf einen Stock stützt. Ein eindrucksvolles Album mit bunten Fotos und jede Menge Erinnerungen von seinen Wirkungsstätten sind ihm geblieben, der sich nunmehr auf dem Reißbrett mit der Effektivität von Wasserpumpen beschäftigt und zu Weihnachten das Missionshaus bis hin zur Buchhandlung mit 60 kunstvoll gebastelten Sternen versorgt hat. „Die hab ich aus Frühstückstüten gemacht.“ – Sozusagen ein Exemplar für jedes Jahr seiner Klosterzeit; denn am 30. November vorigen Jahres feierte Bruder Hermann seine Diamantene, sprich: 60-jährige Profess.

Kochen für die Suppenküche und Obst verteilen im Kindergarten
Hermann Michels inmitten einer Kinderschar. In der Stadt George verteilte der beliebte Pallottinerbruder Obst in 40 Kindergärten. Album-Foto: Privat

Bericht und Bilder: Dieter Fluck

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