Pater Stuer in Rom

Bruder Hans-Gerd Stüer war vor drei Jahren in Rom zu Gast. Die Reise war ein Geschenk zu seinem Goldenen Professjubiläum. Fotos: (privat)

Bruder Hans-Gerd Stüer geht mit dem Glauben auf Reise

von Dieter Fluck, Limburg

Pallottinerbrüder haben eines gemeinsam: Sie beschränken sich nicht aufs tägliche Beten. Sie arbeiten und bringen sich ein Leben lang in den Dienst ihrer Gemeinschaft und zumeist auch in das Leben außerhalb ihrer Niederlassung ein: Sie leben die Mission ihres Gründers Vinzenz Pallotti und wollen an den Orten sein, an denen sie entsprechend ihrer Fähigkeiten benötigt werden.

Einer von ihnen ist Bruder Hans-Gerd Stüer. Der 73-Jährige ist ein so genannter Reisebruder, ein Außendienstmitarbeiter. Reisebrüder der Pallottiner organisieren und gestalten Einkehrtage, betreuen Förderer und Wohltäter, stellen Ziele und Projekte ihrer Gemeinschaft vor, werben für die Publikationen der Gemeinschaft und haben gleichzeitig ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen.

„Früher war ich die meiste Zeit vom Ruhrgebietsrand bis zum Nord- und Ostseestrand unterwegs. Heute sind Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen meine Einsatzgebiete“, beschreibt Bruder Stüer sein großes Arbeitsfeld und fügt hinzu: „Ausgangspunkt aller Aktivitäten war und ist Limburg.“ 26 Jahre habe er in Oberhausen und Dortmund gewohnt und damals auch mitgeholfen, ein Jugendwerk zu gründen. „18 Jahre habe ich Ferienfreizeiten für 10- bis 14-jährige Kinder und Jugendliche unserer Mitarbeiter geleitet.“

Ob in der Katholischen Arbeiterbewegung (KAB), im Pfarrgemeinde- und Ordensrat, als Lektor und Kommunionhelfer oder Fahrer im Dienst der Gemeinschaft: „Alles sind segensreiche Kontakte mit Menschen. Die schönsten für mich sind die Hausbesuche. Mir geht es darum, mit den Leuten unterwegs zu sein“, sagt Stüer, der seit 2006 ausschließlich in Limburg wohnt. Bruder Hans-Gerd reist oft im Habit, der Ordenstracht. Sein Wunsch ist es, „bei den Leuten anzukommen; denn als Reisebruder stehe ich geneinsam im Dienst mit den Patres“.

Hans-Gerd Stüer wurde in Hemer im nördlichen Sauerland geboren. Seine wirkliche Heimatstadt Münster war durch die Luftangriffe 1943 zerstört. „Wir hatten kein Zuhause mehr. Ich wuchs ohne Vater auf, meine Mutter verdiente als Verwaltungsangestellte den Lebensunterhalt“, blickt er zurück und stellt mit hörbarer Dankbarkeit fest: „Mein tiefes religiöses Leben wurde von der Großmutter geprägt. Die Oma war für mich ein Geschenk.“ So war ihm als Messdiener die Kirche besonders ans Herz gewachsen, auch die Gruppenarbeit „in der Jungschar“, die er später geleitet hatte, habe ihm viel gegeben.

Tief beeindruckt war der junge Hans-Gerd von dem Buch „Überall bist du zu Hause“. Dieser dokumentarische Bildband aus dem Leben der Weltkirche und dem missionarischen Charakter der Pallottiner „hat meine Berufung immer mehr reifen lassen, Gott in einer religiösen Gemeinschaft zu dienen“, erinnert sich Stüer und fügt hinzu: „Ein Pallottinerbruder, der zu den Limburgern gehörte, wohnte in unserer Straße. Ich fragte ihn, ob ich mal mitkommen dürfe – das war 1960. Ich kam in eine riesige Gemeinschaft von 120 Brüdern und Patres; der jüngste war 17, der älteste 101 Jahre alt. Sie arbeiteten in den Betrieben, etwa Schreinerei, Schlosserei, Gärtnerei und in der Schule, ein Drittel waren Missionare. Es war hier Leben in der Bude. Die jungen Leute wollten etwas werden. Das hat mich sehr berührt.“ 1961 durfte er auf der Kanzlei anfangen und wurde ein Jahr später Novize und bereitete sich so auf den Eintritt in die Gemeinschaft vor. „Die Verwaltung war auch für unsere Förderer und Wohltäter zuständig. Sechs Jahre war ich dort, dann ging mein Traum in Erfüllung. ‚Überall bist du zu Hause‘ wurde für mich Wirklichkeit. Ich wurde Reisebruder.“

„Der größte Schatz ist für mich die Gemeinschaft der Mitbrüder“

Stüer berichtet von „dem außergewöhnlichen Aufschwung, der von dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965) in Rom ausging wie auch von der Heiligsprechung Vinzenz Pallottis 1963, dem Gründer der Vereinigung des Katholischen Apostolates“, der Bruder Stüer seit nunmehr 53 Jahren angehört. Mit sichtbarer Begeisterung sagt er: „Der größte Schatz ist für mich die Gemeinschaft der Mitbrüder; ihre Talente und Charismen zu erleben, ob als Missionare, Seelsorger oder Arbeiter im Weinberg Gottes. Der gemeinsame Einsatz stärkt, gibt Mut und Vertrauen.“

Eine seiner Aufgaben, die mittlerweile zu einem Hobby geworden ist, ist die Briefmarkenmissionshilfe. Sie besteht aus Postwertzeichen aller Art, die seit 95 Jahren bei den Pallottinern gesammelt werden. Der Erlös fließt der Missionshilfe zu. Bruder Stüer, der dem Limburger Briefmarkensammler-Verein angehört, ist dort regelmäßig, wie auch bei den Briefmarkenausstellungen anderswo, zu Gast. Meist hält er Ausschau nach Postkarten aus ehemals deutschen Kolonien, in denen Pallottiner Missionsstationen unterhielten.

Doch Hans-Gerd Stüer ist Realist genug, um auch die Probleme der religiösen Gemeinschaften heute und damit auch der Pallottiner zu erkennen, wenn er sagt: „Unsere Kräfte schwinden. War es zu unserer Zeit eine Ehre, Ordensbruder oder Pater zu werden, so muss man sich in der heutigen Gesellschaft rechtfertigen, wenn man das werden will. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand und wenn wir nicht aufpassen, dann sind wir vergessen.“ Er stellt fest: „Hätten wir den Westerwald und Taunus mit ihren Menschen nicht, wären die Pallottiner arm dran. Mit ihnen besteht eine enge Bindung.“

Es sei an der Zeit, neue Perspektiven zu erarbeiten und umzusetzen, getreu dem Leitwort: „Wir sind überall zu Hause.“ Sein Wunsch sei im Geist Pallottis Menschen zu bewegen, die Liebe Gottes in ihrem Leben zu erkennen und weiter zu geben. Nach überstandener schwerer Krankheit ist Bruder Stüer guter Dinge, an diesem Ideal weiterzuarbeiten; denn sein Apostolat drängt ihn: „So gerne ich in der Gemeinschaft bin: Mein Apostolat ist es, raus zu den Menschen zu gehen.“

Das Apostolat ist in der katholischen Kirche die in Taufe und Firmung begründete Sendung der Christen, die Botschaft Gottes in die Welt zu tragen, den Glauben zu bezeugen und so für ihn zu werben.

Pater Stüer mit 17

Br. Hans-Gerd Stüer war 17 Jahre alt, als er zu den Limburger Pallottinern kam.

Pater Stuer und Mutter Teresa

Eine unvergessliche Begegnung hatte Br. Hans-Gerd Stüer mit Mutter Teresa. Die vor einem Jahr heiliggesprochene indische Ordensschwester traf der Limburger Pallottinerbruder auf dem 85. Deutschen Katholikentag 1978 in Freiburg.

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