Bruder Gerhard Klotz ist Landwirt und Forstmann:
„Das ist mein Beitrag zur Erhaltung der Schöpfung“
In der landläufigen Meinung verbringen Menschen in geistlichen Gemeinschaften den Tag mit geistlichen Inhalten, beten und arbeiten abseits des gesellschaftlichen Lebens. Dass sie auch wichtige Aufgaben außerhalb ihrer Gemeinschaft wahrnehmen, zeigt das Beispiel von Gerhard Klotz. Der sehr rüstige Pallottinerbruder ist Landwirtschaftsmeister, Forstbeauftragter und Jäger, der am 26. August seinen 80. Geburtstag feiern konnte.
Geboren in Koblenz am Deutschen Eck wurde die fünfköpfige Familie Klotz im Zweiten Weltkrieg „ausgebombt“ und fand in der Eifel Zuflucht. Nach dem Schulbesuch in Brohl am Rhein wollte der junge Gerhard Schreiner werden, fand aber keine Lehrstelle. „Da bin ich im Mai 1955 mit dem Zug nach Limburg gefahren und wollte mir dort die Stadt angucken“, erzählt der Senior. Auf dem Weg zu den Pallottinern, die damals eine große Schreinerei hatten, landete er in der Frankfurter Straße irrtümlich in der Brauerei Busch. Aber von dort war es nicht mehr weit und er ging zuerst in die Pallottinerkirche.
„Ein alter Bruder namens Lingnau, der dort Küster war, sprach ihn an und nahm ihn zum Mittagessen mit. „Da saß ich nun mit etwa 25 Lehrlingen am Tisch. Da die Schreinerwerkstatt mit Azubis ausgebucht war, sollte ich ein Jahr warten, bis wieder etwas frei würde. Mir wurde alles gezeigt. Da hab‘ ich gesagt, dann gehe ich das eine Jahr in die Landwirtschaft, die ebenfalls eine große Abteilung bei den Pallottinern war. Und als ich abends zurück nach Hause kam, hatte ich schon meine Wäschenummer gehabt. Da haben meine Eltern vielleicht geguckt“, erinnert sich Gerhard Klotz.
„Die Landwirtschaft, das war mein großes Glück. Das hat mir riesig Spaß gemacht“, resümiert der Klosterbruder nach all den Jahren. Er besuchte die Limburger Berufsschule, anschließend die Berufsfachschule, schloss in den 1960-er Jahren die Meisterschule mit Erfolg ab und übernahm für etwa 20 Jahre bis zur Auflösung 1995 die Leitung der landwirtschaftlichen Abteilung der Pallottiner, die in ihren Glanzzeiten vor einem halben Jahrhundert zehn Beschäftigte zählte.
Sein Fachwissen stellte Bruder Gerhard auch in Fachgremien ehrenamtlich zur Verfügung. So gehörte er zwei Jahrzehnte dem Prüfungsausschuss für den landwirtschaftlichen Nachwuchs an und wirkte in einem weiteren Ausschuss bei der Prüfung von Bauern mit, die den Sachkundenachweis für die Anwendung chemischer Stoffe erwerben wollten. Vier Jahre gehörte er dem Gebietsagrarausschuss an als um die heimischen Böden für den Bau der ICE-Strecke Köln-Rhein/Main gekämpft wurde. Seit 18 Jahren ist der Kirchenmann im Auftrag des Finanzamts Limburg-Weilburg als Bodenschätzer unterwegs. Diese haben die Aufgabe, die Ertragsfähigkeit des Grundstücks zu beurteilen,
Doch nicht nur die Landwirtschaft hat es Gerhard Klotz angetan, sondern auch der Wald und die Jagd. So mag es nicht verwundern, dass Bruder Gerhard zum Gespräch mit unserem Reporter von Kopf bis Fuß in grüner Montur erschien. 1970 hatten ihm die Pallottiner die Pflege eines in ihrem Besitz befindlichen Waldstücks im unterfränkischen Schöllkrippen angetragen, in dem er bis heute auch das Jagdrecht ausübt. „Mir hat es immer schon Spaß gemacht, in der Natur zu arbeiten; es hat mich die Vogelwelt fasziniert und der naturnahe Waldbau angetrieben“, sagt der Klosterbruder, der immer wieder in „seinem“ Refugium im Landkreis Aschaffenburg nach dem Rechten sieht.
Die etwa 50 Hektar große Waldfläche hat er gründlich durchforstet und mit schätzungsweise 100.000 Bäumen mächtig aufgeforstet. Für vorbildliche Waldbewirtschaftung wurde Klotz 1990 mit einem bayerischen Staatspreis ausgezeichnet. Die Grundkenntnisse der Jagd hatte ihm ein Förster in Schöllkrippen vermittelt. Sodann drückte der angehende Hubertusjünger ein Jahr lang die Schulbank der Limburger Jägerschule, die er 1983 mit dem Erwerb des Jagdscheins abschloss. Wenn die Bläser des Jagdklubs Limburg in der Pallottinerkirche die Hubertusmesse musikalisch begleiteten, ist das für Bruder Gerhard ein ganz besonderer Feiertag.
Des Pallottiners wichtigste Begleiterin ist eine Münsterländerin; die fünfjährige Jagdhündin „Frida“. Die Haus- und Hofhündin der Pallottiner hat die Jagdhundeprüfung mit Bravour bestanden, macht aber auch aus ihrer Eignung zum Schmusehund kein Geheimnis.
Kein Jagdrecht, aber die Zuständigkeit für die Pflege obliegt dem Ordensmann für einen zwei Hektar großen Wald, der im Limburger Naherholungsgebiet „Eppenau“ an den Eduard-Horn-Park angrenzt. Einschließlich eines derzeit nicht genutzten Trinkwasserbrunnens zählt dieses Gelände zum Pallottiner-Besitz. „Der Borkenkäfer fühlte sich dort heimisch und eine lange Trockenheit trug dazu bei, dass der Wald biologisch zusammenbrach“, beklagt der Naturschützer und fügt hinzu: „Leider mussten wir den Fichtenbestand abholzen, haben aber das Areal vor einem Jahr in Absprache mit der zuständigen Forstbehörde mit über 4.000 Laubbäumen aufgeforstet.
Es sind Eichen, Buchen, Kirschen, Esskastanien, Elsbeeren und Ahornbäume, die nun dort in Zukunft gedeihen werden. Wenn Klotz darüber spricht, spürt man förmlich seine Passion, wenn er sagt: „Das ist mein Beitrag zur Erhaltung der Schöpfung.“
Bild & Text: Dieter Fluck
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