„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ mit Trekkingrad

Bruder Georg Adams ist Hauptfeuerwehrmann

Es gibt viele Menschen, die sich keine Gedanken darüber machen, wie eine Feuerwehr funktioniert und was Mitbürger in Kauf nehmen, die dort Tag und Nacht für Einsätze bereitstehen. Hauptsache ist, die Feuerwehr kommt, wenn ich sie brauche und kosten soll ihr Einsatz womöglich auch nichts. Waren im Mittelalter alle männlichen Bürger in Limburg verpflichtet, nachts für ein mögliches Feuer immer einen mit Wasser gefüllten Ledereimer vor die Haustür zu stellen und im Falle einer Alarmierung eine Löschkette zu bilden, so verlassen sich heute alle auf die organisierte Feuerwehr.

Deren Aktive sind hier zu Lande immer noch freiwillig und verdanken ihre Einsatzstärke Idealisten wie Georg Adams. Der 55-Jährige ist Feuerwehrmann mit Leib und Seele und was ein Novum ist: Er ist Klosterbruder in der Gemeinschaft der Pallottiner. Und weil er kein eigenes Auto besitzt, eilt er mit seinem Fahrrad vom Missionshaus in der Wiesbadener Straße zur 1,8 Kilometer entlegenen Feuerwache in der Ste.-Foy-Straße.

Wer also irgendwann einen Mann mit gelber Jacke oder roter Warnweste und Fahrradhelm auf einem Trekkingrad mit weißem Rahmen die Frankfurter Straße hinunter durch den Schiedetunnel und über die stark befahrene Schiede sprinten sieht und rote Ampeln ignoriert, muss wissen: Bruder Georg ist im Einsatz und nimmt sein Sonderrecht als Feuerwehrmann in Anspruch.

Er spricht aus der Erfahrung ungezählter Einsätze, wenn er sagt: „Ich kann froh sein, wenn ich in sechs Minuten mit dem Fahrrad in der Feuerwache bin.“ Und das klingt zunächst kurios, ist aber logisch: „Wenn die Straßen frei sind, bin ich meistens einer der letzten, die in der Feuerwache eintreffen. Sind alle Straßen verstopft, kann ich mit dem Fahrrad einer der ersten sein.“ Einen Führerschein hat er, setzt sich aber im Verkehrsclub Deutschland (VCD) für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität ein und schwört auf sein Fahrrad. Auch zu Wasser ist er ein versierter Mann. Mit seinem Sportboot-Führerschein darf er auch Feuerwehrboote fahren. Segeln mit Gruppen auf der Ostsee und Fotografie gehören zu den Hobbys von Bruder Georg.

Was hat diesen Mann (mancher würde ihn vielleicht als verrückt erklären) bewogen, sich in dieser Weise für in Not geratene Menschen einzusetzen? Er, der seit 2008 für seine Mitbrüder das umfangreiche Pallottiner-Archiv auf Vordermann bringt und die Bibliothek verwaltet, könnte sich doch genauso gut hinter seinem Magazin verschanzen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen, anstatt sich selbst noch für Menschen in Gefahr zu bringen, die er gar nicht kennt.

„Wir sind eine religiöse Männergemeinschaft in der Katholischen Kirche, engagiert für Gott und die Menschen“, so steht es bei der von dem römischen Priester Vinzenz Pallotti (1795 bis 1850) gegründeten katholischen Männergemeinschaft zu lesen. Mehr bräuchte man eigentlich nicht zu wissen, um das Motiv für Bruder Adams Hilfsbereitschaft zu erklären, wäre da nicht ein Schlüsselerlebnis gewesen.

„Ich war lange im Roten Kreuz“, sagt Bruder Georg, der an der Philosophisch-Theologischen Hochschule in Vallendar sein Studium der Theologie mit dem Diplom abschloss und einige Jahre in der Hochschulbibliothek mitarbeitete. Dort war es am Abend des 6. August 2000 zu einem verheerenden Feuer gekommen, das den Dachstuhl der Hochschule vernichtete und immensen Schaden anrichtete. Feuerwehrkräfte aus Vallendar, Koblenz und der ganzen Umgebung kämpften bis tief in die Nacht gegen die Feuersbrunst an.

Georg Adams stand hilflos dabei. Wie gern hätte er bei den Löscharbeiten geholfen. Als er dann 2006 nach Limburg kam, zögerte er keinen Moment mit seinem Entschluss: „Ich will Feuerwehrmann werden.“ Inzwischen hat er eine ganze Reihe Lehrgänge erfolgreich absolviert und ist zum Hauptfeuerwehrmann befördert worden. Als solcher ist Adams Atemschutzträger, zählt zu den „Langzeitatmern“ und ist autorisiert, bei Bedarf im Chemikalien-Schutzanzug Gefahrstoffe zu beseitigen. Dennoch bleibt Bruder Georg bescheiden, wenn er mit einem Schmunzeln feststellt: „Führungsaufgaben sind nichts für mich. Ich bleibe Löschknecht.“ Im Vereinsvorstand nimmt er die Aufgaben des stellvertretenden Kassierers wahr.

Kernstadt-Wehrführer René Jung ist von dem Pallottiner überzeugt: „Er ist ein sehr beständiger, immer einsatzbereiter Kamerad, ruhig, verlässlich und sehr gesellig. Georg ist sich für nichts zu schade.“ Schlimme Einsätze, auch solche mit Todesopfern hat Adams miterlebt, zuletzt „Im Elbboden“ als das Wohnhaus der Firma Schwenk in Schutt und Asche fiel und gottlob kein Mensch zu Schaden kam. Eigentlich gibt es für den Klosterbruder nur einen Grund, nicht dem irdischen Einsatzmelder zu folgen: „Wenn ich als Messdiener am Altar stehe, dann kann ich nicht einfach weglaufen“; sagt er. Aber das sei in knapp elf Jahren höchstens zweimal vorgekommen.

Adams’ Chef ist der Rektor der Limburger Pallottiner-Niederlassung, Pater Leo Wiszniewsky. Er bezeichnet das Engagement seines Mitbruders in der Feuerwehr als wichtigen Dienst, dem sich Georg Adams auch im vorbeugenden Brandschutz innerhalb des Missionshauses in der Wiesbadener Straße verpflichtet fühle. Hier wache er als Mitglied der Kommission Brandschutz darüber, dass das für den Rück- und Umbau der Gebäude erarbeitete Konzept entsprechend umgesetzt werde. Für Bruder Georg bedeute sein Dienst in der Feuerwehr zugleich einen Ausgleich zu seinen Archivarbeiten.

Der Archivar der Pallottiner - Bruder Adams
In dem reichhaltigen Archiv findet Bruder Georg Adams bei den Pallottinern ein unerschöpfliches Arbeitsfeld.
Schnell wie die Feuerwehr - Bruder Adams fährt zum Einsatz
Der Melder hat ihn in den Einsatz alarmiert. So erleben Passanten den eifrigen Pallottinerbruder Georg Adams, wenn er zur Feuerwache rast.

Zur Person

Georg Adams (Jahrgang 1964) erblickte als eines von drei Kindern in Freiburg im Breisgau das Licht der Welt. Aufgewachsen ist er in der kleinen Albtalgemeinde Etzenrot im Nordschwarzwald. In Karlsruhe bestand er das Abitur und wollte nach dem Wehrdienst Priester werden. Er studierte Theologie bei den Kapuzinern in Dieburg, Werne und ein Jahr in Kanada. Gegen Ende seiner Vorbereitungszeit auf das Ordensgelübte (Noviziat) folgte er dem Rat seines geistlichen Begleiters und sah von einem geregelten klösterlichen Leben ab.

Nach dem Hauptstudium der Theologie, das er in Benediktbeuern mit einer Diplomarbeit über das Verhältnis von Theologie und Naturwissenschaften abschloss, nahm Adams Kontakt zu den Pallottinern in Friedberg bei Augsburg auf und wurde Mitglied dieser „Gesellschaft des katholischen Apostolates“, einer ordensähnlichen Gemeinschaft. 2007 absolvierte Bruder Georg als Quereinsteiger eine Archivausbildung für Menschen im kirchlichen Dienst, vertiefte seine Kenntnisse in Praktika und übernahm ein Jahr später das Limburger Pallottiner-Archiv von Pater Norbert Hannappel, der in das Generalarchiv der Pallottiner nach Rom wechselte.

In Limburg steht Adams zeitweise mit Dr. Stein ein pensionierter Mitarbeiter des Landeshauptarchivs Koblenz zur Seite. Adams‘ Aufgaben beinhalten unter anderem die Digitalisierung von Fotos, EDV-Sachen, der Aufbau von Regalen im Magazin und die Bearbeitung sämtlicher Anfragen. „Wir bekommen jetzt häufiger Anfragen von Leuten, die einen Verwandten bei den Pallottinern hatten oder von Historikern, die Akten oder alte Fotos suchen“, berichtet der Archivleiter. So hatte er dem Autor Friedrich Hauer für das 2013 erschienene Buch über „120 Jahre Baugeschichte der Limburger Pallottiner“ zugearbeitet.

Text und Bild: Dieter Fluck

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